Zehn Paris-Tipps von Marc Bembekoff zur Fiac

Bembekoff

Am 23. Oktober öffnet die Kunstmesse Fiac in Paris. Museen, Kunstvereine, Projekträume und Stiftungen zeigen jetzt die Höhepunkte aus ihrem Jahresprogramm. Drei Pariser Kuratoren nennen ihre zehn Top-Ausstellungen und Locations während der Kunstwoche. Heute ist das der freie Kurator Marc Bembekoff. 2004 hat er das Kollektiv Le Bureau/ mitgegründet. Er kuratierte Ausstellungen unter anderem für die Frac Champagne-Ardenne, das Musée Rodin und das Palais de Tokyo.

Maison populaire – Centre d’art Mira Phalaina
Diese Ausstellung zeigt Künstler, die mündliche Überlieferungen und ihre möglichen Spuren hinterfragen – und knüpft damit an die Loci-Methode an. Erforscht werden auch Zusammenhänge zwischen Erinnerungen, Sprache, Bild und Architektur. Das subtile und effiziente Ausstellungsdisplay von Guillaume Constantin ermöglicht einen Spaziergang zwischen den Holzelementen, die den Raum einteilen.
Künstler: Meris Angioletti, Guillaume Constantin, Julien Crépieux, Maïder Fortuné, Louise Hervé & Chloé Maillet, Nicolas Maigret, Mark Manders, Odires Mlaszho, Giulio Paolini, Sébastien Rémy, Oriol Vilanova
Maison populaire – Centre d’art Mira Phalaina, bis 12. Dezember 

Pavillon des Indes
Der seit 1987 unter Denkmalschutz stehende Pavillon des Indes wurde vom Prince of Wales, dem späteren Edward VII, für die Weltausstellung im Jahr 1878 als Repräsentanz Britisch-Indiens in Auftrag gegeben. Vor kurzem wurde der Pavillon restauriert und bietet nun in Zusammenarbeit mit der Pariser Ecole supérieure des beaux-arts Künstlerstipendien an. Sarah Derat, die seit September dort residiert, knüpft in ihrer Arbeit an George-Achille Fould an, eine Malerin des frühen 20. Jahrhunderts und Tochter des Prinzen George Barbu Stirbei.

Omer Fast – „Everything That Rises Must Converge“
Diese neue Installation von Omer Fast setzt sich aus einer vierteiligen Video-Projektion zusammen, die das Leben von vier Pornodarstellern in Los Angeles schildert. Der Künstler verwischt die Grenzen zwischen Wahrheit und Subjektivität, zwischen Narration und Dokumentation und bleibt somit seinen Grundsätzen treu. Er spielt mit den Codes der Darstellung der Gegenwart und von Erinnerung.
Omer Fast „Everything That Rises Must Converge“, gb agency, 24. Oktober bis 21. Dezember

Nicolás Paris – „room for us“
Im Rahmen seines Stipendiumaufenthalts in der Stiftung Kadist zeigt Nicolás Paris eine Ausstellung, die vom Modell der „universités-garages“ inspiriert ist. Er begreift den Raum als Austauschplattform, die bestimmt wird von Eingriffen des benachbarten Bäckers,  Seminaren von Architekturstudenten, Konferenzen von Künstlern. Dieses Projekt spiegelt den Ansatz der experimentellen und innovativen Kadist Art Foundation wider, lädt ein zu unerwarteten Begegnungen.
Nicolás Paris „Room for us“, Kadist Art Foundation, bis 8. Dezember

Dario Robleto – „The Dismantled Sun“
Als würdiger Erbe eines Joseph Cornell oder eines Bruce Conner präsentiert der amerikanische Künstler Dario Robleto Skulpturen, Installationen und Werke auf Papier, welche die zugleich  geheimnisvolle und helle, esoterische aber auch rationelle Sonne für ihre kreative Kraft feiern. Robleto drückt Staunen und Freude aus, die das Betrachten der Natur, Musik und Fan-Attitude auslösen können.
Dario Robleto „The Dismantled Sun“, Galerie Praz-Delavallade, bis 16. November

Pierre Huyghe
Die erste Retrospektive der komplexen und faszinierenden Welt, die Huyghe seit 20 Jahren entwickelt. Die Ausstellung verändert sich wie organische Materie, deren Teile sich überlappen und überschneiden, sich gegenseitig beantworten oder ignorieren. Die Ausstellung steht Lebensformen offen, die sonst aus Museen verbannt werden. Geschickt spiegelt die Schau die Geschichte des Raumes wider, indem sie das Karnies der vorangegangenen Ausstellungen miteinbezieht.
Pierre Huyghe, Centre Georges Pompidou, bis 6. Januar 

Philippe Parreno – „Anywhere, Anywhere out of the World“
Das Palais de Tokyo öffnet Philippe Parreno alle seine Räume ein. Parreno spielt mit dem physischen Raum des Ortes und dem geistigen Raum des Besuchers und gestaltet die Architektur des Palais de Tokyo neu, indem er eine Dramaturgie erzeugt, in der neue und ältere Werke in einer ästhetischen und hellen Ausstellungsarchitektur miteinander verbunden werden.
Philippe Parreno „Anywhere, Anywhere out of the World“, Palais de Tokyo, 23. Oktober bis 12. Januar

Erica Baum
Diese Ausstellung begreift sich als ein neues Kapitel eines unfertigen Atlas‘. Weitere Kapitel werden 2014 folgen. Der Begriff „Atlas“ ist nicht von ungefähr gewählt: Wie eine strukturierte Kartensammlung stellen die einzelnen Elemente einen Raum her, indem sie die Gesamtheit der Referenzen und Informationen befragen.
Galerie Crèvecoeur, bis 2. November

Laurent Le Deunff
Laurent Le Deunff entwickelt ein künstlerisches und von der Natur inspiriertes Vokabular. Seine Skulpturen zeichnen sich durch die Arbeit mit rohen Materialien aus, aber seine zeichnerischen Werke bezeugen einen feinen Strich. Le Deneuff spielt mit formalen und konzeptuellen Geschick mit der Geschichte der Kunst, mit einer Ikonografie, die sich gegen die minimalistische Skulptur stellt.
Galerie Sémiose, 24. Oktober bis 30. November

Salon de coiffure Danielle
Der nicht gerade angesagte Friseursalon Danielle präsentiert in einem großen Durcheinander Objekte, die sich genauso gut in einer Ausstellung befinden könnten.
1 rue du Coq Héron, 75001 Paris