#Throwbackto Jeunes Commissaires

Le Bureau des Arts plastiques startet seine neue Serie #Throwbackto auf Instagram und auf seiner Website. In Form von kurzen Interviews lassen wir ehemalige Gewinnerinnen und Gewinner des Programms Jeunes Commissaires zu Wort kommen. Dies ist eine Gelegenheit, den beruflichen Werdegang und die neuesten Aktivitäten der ehemaligen Teilnehmer des Programms (wieder) zu entdecken.

Teilnehmer*innen:

Agnès Violeau

Céline Poulin

Karima Boudou

Tristan Deschamps

Diane Turquety

Marianne Derrien

Sophie Lapalu

 


Agnès Violeau

 

Mein Name ist Agnès Violeau. Ich bin Kuratorin und Schriftstellerin (1976, Paris). In meiner Arbeit beschäftige ich mich mit der Ausstellung als Phänomenologie. Gemeinsam mit Mark Bembekoff, Céline Poulin, lornce Ostende und Karima Boudou wurde ich 2015 – 2016 von JC im Rahmen von In Extenso eingeladen, die Performance im Kontext des öffentlichen Raums zu erforschen. An der Seite von Christian Jankowski und Léa Gauthier konzentrierte ich mich auf den Begriff der Interpretation. Die letzte von uns kuratierte Ausstellung „A space is a space is a space“ im DAZ im Jahr 2016 war ein In-situ-Projekt im öffentlichen Raum, aber auch ein Online- und redaktionelles Projekt, das auf die Inszenierung von Kontext, Vergänglichkeit und Narration abzielte. Als performative Inszenierung konzipiert, wurden Komponenten der Ausstellung auch auf Papier, auf Objekten und im Internet, in Form einer räumlichen und zeitlichen Erfahrung, präsentiert.

Was gibt es Neues seit Jeunes Commissaires?

Derzeit bin ich Kuratorin und Verantwortliche für Ausstellungen und Publikationen an der Kulturstätte 49 Nord 6 Est – Frac Lorraine sowie freie Kuratorin. Zudem habe ich in Paris und Shanghai Kuratieren und Ästhetik unterrichtet. Nach Beendigung der Gruppenausstellung ‚The Real Show‘ – einem vom französischen Zentrum für zeitgenössische Kunst CAC Bretigny (mit Céline Poulin) geleiteten Copyleft-Konzept, an dem auch das CAC und der FRAC sowie die Sandwich-Galerie in Bukarest, LCCA Riga und PLATO, Ostrava, beteiligt waren – bereite ich eine Ausstellung im FRAC Lorraine mit den immateriellen Werken dessen Sammlung vor, da diese bis März 2023 wegen Inventarisierung vor Ort verbleiben müssen. Die Ausstellung wird das zweite Leben eines Werkes und den gemeinsamen Werkstoff der Objekte herausstellen. Die Besucher*innen werden dazu angeregt, die Ausstellung mitzugestalten, da sie selbst deren wichtigster Bestandteil sein werden.

Was wäre Dein Traum-Projekt?

Ich hatte die Freude, mit Sandwich Bukarest ein Finalistenprojekt für den rumänischen Pavillon auf der letzten Biennale in Venedig mitzugestalten, und würde diese Erfahrung sehr gerne wiederholen. Das Projekt sollte Überlegungen zur Zerstörung von Kunstwerken anregen; ein Thema, das nicht nur ein Schlüsselelement meiner Arbeit ist, sondern angesichts der aktuellen Weltkriegslage auch eine reale Bedrohung darstellt. Ich würde gerne eine Biennale zu Themen wie der Dematerialisierung und Meta-Situationen als Orte der Individuation veranstalten. Ich hoffe, in fünf Jahren mit Künstler*innen und Autor*innen aus anderen Kunstrichtungen an neuen Formen und anregenden Ideen arbeiten zu können, die mich mit Leben erfüllen.

‚Language is a skin‘ an der 49 Nord 6 Est – Frac Lorraine, eine Einzelausstellung von Hanne Lippard (Zusammentreffen im KW in Berlin im Jahr 2015 nach einem Treffen mit den Jeunes Commissaires im DAZ), die 2021 im FRAC gezeigt wurde. Die Ausstellung, die nach dem Prinzip eines Videospiels oder eines Buches konzipiert ist, in dem Sie selbst der Held sind, eröffnet einen reflexiven wie physischen Raum der Individuation durch eine Reihe von Ton- und Textwerken, die unsere geplante Obsoleszenz hinterfragen. Hanne Lippard (1984, Großbritannien, lebt und arbeitet in Berlin) nutzt ihre Stimme als Material für Installationen, Texte und Klangstücke, die sich mit dem gesellschaftlichen Gebrauch und der Dominanz der weiblichen Stimme befassen. Die Ausstellung spiegelt ihre Arbeit mit dem Metaversum wider, in dem wir uns bewegen, und bietet einen Raum für freie Meinungsäußerung als Alternative zum digitalen Patriarchat.

Mit freundlicher Genehmigung der Künstlerin und FRAC Lorraine, Fotos: Fred Dott.

‚Wax Figures‘, eine persönliche Ausstellung von Delphine Balley, die 2021 im MAC Lyon gezeigt wurde. Ich wurde 2019 gemeinsam mit einer mir bis dahin unbekannten Künstlerin von Matthieu Lelièvre als Mitkuratorin eingeladen. Die zwei Jahre Covid wurden so zu einer Gelegenheit, ein Projekt vor Ort mit der Künstlerin zu entwickeln, für die es die erste institutionelle Einzelausstellung war. Die Ausstellung wurde als eine Inszenierung unserer eigenen Vergänglichkeit konzipiert. Der gesamte Parcours, bestehend aus Videos, Fotografien und zum ersten Mal auch Skulpturen, wurde durch die Besucher*innen und ihre Bewegung durch das Museum lebendig und damit zu einem Zeittheater mit Räumen, Korridoren und Vorhängen.

Mit freundlicher Genehmigung der Künstlerin und MAC Lyon, Fotos: Blaise Adilon


Céline Poulin

Three questions for… Céline Poulin - Exberliner

Inwiefern hat Deine Teilnahme an Jeunes Commissaires Deine aktuelle Tätigkeit beeinflusst?

Das ist lustig, denn ich habe Agnes Violeau – mit der ich jetzt gemeinsam eine Ausstellung im Zentrum für zeitgenössische Kunst CAC Brétigny kuratiere – vor sieben Jahren mit JC kennengelernt, und wir haben dieses wunderbare Projekt „A SPACE IS A SPACE IS A SPACE“ mit J.-P. Flavien verwirklicht. Als ich 2016 das CAC Brétigny wiedereröffnete, haben Flavien und ich uns ein neues Konzept dieser Verbindung von Ausstellungs- und Internetraum ausgedacht, um an das Thema des fließenden Übergangs zwischen privatem und öffentlichem Raum anzuknüpfen (JUMP). Agnès gehörte natürlich zu unseren Gästen!

Woran arbeitest Du gerade?

Derzeit präsentiere ich „The Real Show“ im CAC Brétigny, wo ich seit 2016 als Direktorin tätig bin. Agnès Violeau und ich leiten gemeinsam diese Show, die den Mechanismen der zunehmenden und sinkenden Popularität und ihrer Darstellungen auf den Grund geht und sie offenlegt. Dieses „Copyleft“-Konzept, an dem mehrere Künstler beteiligt sind, wird an verschiedenen Orten auf der ganzen Welt gezeigt. Die erste Veranstaltung in Brétigny ist der Beginn einer ganzen Reihe von Events, die das Modell von Fernsehserien oder Filmen mit Spin-off, Prequel, Reboot oder Sidequel aufgreifen werden.

Was sind Deine nächsten Projekte?

Ich möchte meine laufende praktische Forschung an der Schnittstelle zwischen zeitgenössischer Kunst und Volksbildung, die sehr eng mit den Arbeiten und Forschungen von Marie Preston verbunden ist, weiter vertiefen. Ich verwirkliche Projekte am CAC Brétigny, wie ELGER mit jungen und brillanten Künstlern (Juliette Beau Denès, Laura Burucoa, Morgane Brien-Hamdane, Pauline Lecerf, Vinciane Mandrin, Zoé Philibert, mit Co-Kuratorin Fanny Lallart), und Ǝcole, ein Raum für Gespräche und Experimente über Praktiken und Wissen in der bildenden Kunst, den ich mit einigen Nutzern des CAC gemeinsam aufbaue.

 

Foto Atelier Kultursommer Vinciane Mandrin Marolles en Hurepoix Freizeitheim 19-07-21
Workshop mit Pauline Lecerf in der Ecole André Malraux in Villiers-sur-Orge. „ELGER“, CAC Brétigny, 2021. Foto: © Louise Ledour.
Ansichten der Ausstellung „JUMP“, Kuratorin: Céline Poulin. CAC Brétigny, 2016. Foto: © Aurélien Mole.
Ansichten der Ausstellung „JUMP“, CAC Brétigny, 2016. Screenshot der Website cacbretigny.com
Inventer l’école, penser la co-création, Marie Preston, Hrsg. Céline Poulin und Marie Preston. Editions Tombolo Presse und CAC Brétigny, 2021. Foto: Aurélien Mole
Hanne Lippard, Anonymities, 2017. Courtesy des Künstlers und von LambdaLambdaLambda Prishtina-Brüssel. Ansicht der Ausstellung „The Real Show“. Kuratoren: Agnès Violeau und Céline Poulin, assistiert von Ariane Guyon. CAC Brétigny, 2022. Foto: Aurélien Mole.Ansicht der Ausstellung „The Real Show“. Kuratorinnen: Agnès Violeau und Céline Poulin, assistiert von Ariane Guyon. CAC Brétigny, 2022. Foto: Aurélien Mole.


Karima Boudou

© Katrina Sorrentino

Inwiefern hat Deine Teilnahme an Jeunes Commissaires Deine aktuelle Tätigkeit beeinflusst?

Die Teilnahme im Jahr 2015 ermöglichte es mir, eine langfristige Arbeit fortzusetzen, die ich bereits 2012 begonnen hatte, als das Institut français in Paris mir damals die Teilnahme am internationalen Kuratorenprogramm im Ausstellungszentrum De Appel in Amsterdam ermöglichte. Dadurch konnte ich in einem internationalen beruflichen Netzwerk aktiv bleiben, durch das mir eine Reihe wichtiger Instrumente zur Verfügung stand. Seitdem habe ich mehrere Eisen im Feuer: So arbeite ich heute als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Hochschule der Künste Bern (HKB), als Kunsthistorikerin und als freie Kuratorin.

Woran arbeitest Du gerade?

Im Rahmen meiner Anstellung an der Hochschule der Künste Bern (HKB) arbeite ich am Institut Praktiken und Theorien der Künste (Forschungsfeld „Auditive Kulturen“) an einem langfristigen Forschungsprojekt mit dem Titel „Kollaborative Ästhetik in der globalen Klangkunst“. Parallel dazu werde ich in Kürze damit beginnen, einen neuen Essay für Trigger, das Magazin des FOMU – Fotomuseum Antwerpen, zu schreiben. Darin wird es um meine Arbeit über das Leben und die Archive des Politikers und Panafrikanisten Mehdi Ben Barka gehen, wobei ich mich sowohl auf die Familienarchive als auch auf meine Arbeit in den Fotoarchiven der Bancroft Library (UC Berkeley, Kalifornien) stützen werde. Nächsten Monat reise ich nach Frankfurt, um an der Städelschule ein Seminar mit dem Titel „Jazz is my religion, and Surrealism is my point“ über den afroamerikanischen Surrealisten Ted Joans abzuhalten! Zudem bin ich Teil eines internationalen Kuratorenteams für das Projekt The Color Curtain and The Promise of Bandung, das in Form einer Ausstellung im Berkeley Art Museum, im Pacific Film Archive (USA) und im Gropius Bau in Berlin gezeigt wird.

Was sind Deine wichtigsten Ziele für die kommenden Jahre?

Mein erstes Ziel ist es, meine Forschungsarbeit mit meinem Team in Bern an der Universität bis September 2025 zu vertiefen und fortzuführen. Mein zweites Ziel ist es, den Wechsel in eine Institution zu schaffen und herauszufinden, unter welchen Bedingungen und in welchem Rahmen ich als Kuratorin in einem Museum in den Bereichen der modernen und zeitgenössischen Kunst arbeiten kann. Ein optimales Szenario für mich wäre, wenn ich gleichzeitig an einer Universität als auch in einem Museum arbeiten könnte, um so Theorie, Forschung, soziale Interaktion mit den Menschen, Kunstgeschichte und Ausstellungspraxis miteinander zu verbinden. Mein drittes, sehr kurzfristiges Ziel ist es, in meinem neuen Haus in Schaerbeek mein Büro mit meinem Privatarchiv und meiner eigenen Bibliothek einzurichten. Ich denke, dass meine Zukunft hier in Belgien liegt und ich regelmäßig nach Bern fahren werde.

1-54 FORUM Let’s Play Something Let’s Play Anything Let’s Play gewidmet Ted Joans (1928-2003) und kuratiert von Karima Boudou, Veranstaltung Jazz Is My Religion, Surrealism is my point of view im Le 18, Marrakesch, 2019. Ted Joans, eine laufende Forschungslinie mit mehreren Iterationen 2019 – 2024. Foto courtesy Le 18 and 1-54 FORUM.

John Digby, Bill Wolak, Joyce Mansour und Ted Joans, mit Arthur Rimbaud. Ted Joans, eine laufende Forschungslinie mit mehreren Iterationen 2019 – 2024. Datum und Herkunft unbekannt.1-54 FORUM Let’s Play Something Let’s Play Anything Let’s Play gewidmet Ted Joans (1928-2003) und kuratiert von Karima Boudou, Veranstaltung Jazz Is My Religion, Surrealism is my point of view im Le 18, Marrakesch, 2019. Ted Joans, eine laufende Forschungslinie mit mehreren Iterationen 2019 – 2024. Foto courtesy Le 18 and 1-54 FORUM.
Niederländischer Zeitungsausschnitt über Ted Joans, aus dem Archiv von Laurens Vancrevel. Ted Joans, eine laufende Forschungslinie mit mehreren Iterationen 2019 – 2024. Foto courtesy Laurens Vancrevel.1-54 FORUM Let’s Play Something Let’s Play Anything Let’s Play gewidmet Ted Joans (1928-2003) und kuratiert von Karima Boudou, Veranstaltung Keepin‘ Words Surreal : hier mit Boniface Mongo-Mboussa, der sich mit dem Leben und Werk des kongolesischen Dichters Tchicaya U Tam’si (1931-1988) und seiner Beteiligung am Surrealismus beschäftigt; und M’barek Bouhchichi, der einen Einblick in seine Arbeit und Forschung um M‘ barek Ben Zida (1925-1973), einen schwarzen Amazigh-Dichter aus Tata im Südosten Marokkos, gibt. Ted Joans, eine fortlaufende Forschungslinie mit mehreren Iterationen 2019 – 2024. Foto © Katrina Sorrentino.Ted Joans bei seiner Performance im „Vingården“ in Kopenhagen. Ted Joans, eine fortlaufende Forschungslinie mit mehreren Iterationen 2019 – 2024. Foto mit freundlicher Genehmigung von Tor Jones.
Das Institut Mehdi Ben Barka – Mémoire Vivante und die SNES – bei einer Veranstaltung zum Gedenken an Ben Barka, 56 Jahre nach der Entführung und Verschleppung des marokkanischen Führers der Dritten Welt. Freitag, 29. Oktober 2021 um 18:00 Uhr Boulevard Saint-Germain vor der Brasserie LIPP. Mehdi Ben Barka (1920-1965), eine fortlaufende Forschungslinie mit mehreren Iterationen 2020 – 2024. Foto von Karima Boudou.
Durchführung von Forschungen über Mehdi Ben Barka in den Archiven des International Institute for Social History (IISH), Februar 2020 in Amsterdam. Mehdi Ben Barka (1920-1965), eine laufende Forschungslinie mit mehreren Iterationen 2020 – 2024. Foto von Karima Boudou.
Veranstaltung BOOKS mit Karima Boudou im Witte de With Center for Contemporary Art, Oktober 2020, Rotterdam. In diesem BOOKS-Programm eröffnet die Kunsthistorikerin und Kuratorin Karima Boudou ihre Forschungen über das bemerkenswerte Leben und Archiv von Mehdi Ben Barka. Mehdi Ben Barka (1920-1965), eine fortlaufende Forschungslinie mit mehreren Iterationen 2020 – 2024.
Bücher von Mehdi Ben Barka aus dem Privatarchiv von Karima Boudou. Mehdi Ben Barka (1920-1965), eine fortlaufende Forschungslinie mit mehreren Iterationen 2020 – 2024.Foto Karima Boudou.
Entwicklung der Forschungslinie im Büro in Schaerbeek – mit Material aus dem Privatarchiv von Karima Boudou. Mehdi Ben Barka (1920-1965), eine laufende Forschungslinie mit mehreren Iterationen 2020 – 2024. Foto Karima Boudou.
Ankündigung für eine Konferenz im Rahmen des Projekts The Color Curtain and The Promise of Bandung, Berkeley Art Museum and Pacific Film Archive and Städelschule, organisiert von Philippe Pirotte, 21. Oktober 2021. Bild mit freundlicher Genehmigung des Berkeley Art Museum und des Pacific Film Archive und der Städelschule.
Bruchstück eines Presseartikels über Mehdi Ben Barka, „Morocco – The Challenger“, veröffentlicht im Time Magazine, September 1959. Foto mit freundlicher Genehmigung des Ben-Barka-Familienarchivs.


Tristan Deschamps

Was gibt es Neues seit Jeunes Commissaires?

Seit meiner Teilnahme am Programm Jeunes Commissaires hatte ich die Gelegenheit, an verschiedenen Ausstellungsprojekten zu arbeiten, allein, aber auch im Rahmen des Projektraums +DEDE, den ich zusammen mit Cristina Ramos und Flavio Degen leite. Und vor allem habe ich meine Radiosendung „The Eggman Gallery Radio Hour“, die ich 2020 mit meinem Freund Sebastian Fuller ins Leben gerufen habe, weiterentwickelt. Ich freue mich sehr, dass wir nun alle zwei Monate auf Cashmere Community Radio in Berlin senden.

Woran arbeitest Du derzeit?

Ich bin gerade aus Bangkok nach Berlin zurückgekehrt, wo ich an meiner Ausstellung „stricte intimité“ gearbeitet habe, die am 26. Februar auf der Bangkok Art Biennale eröffnet wurde. Es ist ein schönes Projekt, eine Gruppenausstellung mit 9 Künstler*innen, die sich aufgrund der Pandemie um zwei Jahre verzögert hat, und ich bin sehr dankbar, dass sie nun endlich gezeigt werden konnte. Dieses Projekt war und ist mir ein wichtiges Anliegen, da ich bestrebt bin, in meiner Arbeit eine dauerhafte Beziehung zur Kunstszene in Südostasien aufzubauen.

Was wäre Dein Traum-Projekt?

Gemeinsam mit Menschen aus verschiedenen Fachgebieten und mit Künstler*innen und anderen Fachleuten, die sich nicht mit zeitgenössischer Kunst beschäftigen, eine Ausstellung zu kuratieren und vor allem genügend Zeit für die Vorbereitung zu haben. Aufgrund meiner anderen Aktivitäten und vor allem meiner Tätigkeit im Ernährungsbereich ist es oft schwierig, die nötige Zeit für die ideale Planung einer Ausstellung aufzubringen.

 

„Stricte intimité“ eine von Tristan Deschamps kuratierte Ausstellung, Bangkok Biennale 2022. Bildnachweis: @beebaa


Diane Turquety

Was gibt es Neues seit Jeunes commissaires?

Ich habe an der Ausstellung „Sismographie des luttes“ mitgearbeitet, die in Dakar, Rabat, New York und Marseille gezeigt wurde. Sie erzählt auf der Grundlage von nichteuropäischen Zeitschriften eine Geschichte über die Emanzipationskämpfe, die im 19. und 20. Jahrhundert ausgetragen wurden. Gemeinsam mit Victorine Grataloup war ich auch Preisträgerin der Ausschreibung für ein kuratorisches Projekt von Mécènes du Sud, Montpellier-Sète. „Aube immédiate, vents tièdes“ brachte 12 zeitgenössische Künstler*innen zusammen, die sich mit dem Post-Exotismus, einem literarischen Werk von Antoine Volodine, beschäftigten, das einen weiteren Beweis dafür liefert, dass Fiktion auch in der Politik ihren Platz hat.

Woran arbeiten Sie gerade?

Ich leite derzeit das Projekt „Partage d’archives du 1er festival culturel de Dakar 1966“. Dieses Projekt wird im Rahmen des interdisziplinären Forschungsprogramms des Sonderforschungsbereichs „Les passés dans le present“ durchgeführt. Es vereint afrikanische und europäische Partner, um die Print-, Radio- und Filmarchive dieses wichtigen Ereignisses in der Geschichte des Panafrikanismus zugänglich zu machen. Es werden digitale Online-Tools entwickelt und wissenschaftliche und kulturelle Veranstaltungen in Paris und Dakar organisiert.

Was sind Ihre nächsten Projekte?

Am 19. Mai beginnt die Biennale in Dakar und ich werde vom 25. bis 27. Mai mit allen Partnern des Projekts „Partage d’archives“ an der Université Cheikh Anta Diop (UCAD) in Dakar sein. Geplant sind ein Studientag, ein interdisziplinäres Seminar, eine Filmreihe in Verbindung mit dem panafrikanischen Filmprogramm „Tigritudes“ (Valérie Osouf und Dyana Gaye) und eine Ausstellung von Fotoarchiven in der Bibliothek der UCAD anlässlich der OFF-Biennale.

Sismographie des luttes, FID / La compagnie, Marseille, Foto Sébastien Arrighi

Aube immédiate, vents tièdes. Dimitri Robert-Rimsky, Foto Elise Ortiou Campion

Dakar Festival 1966, Foto Maya Bracher, Musée d’ethnographie de Neuchâtel
Poster der Veranstaltung Replay! Dakar 66, September 2021, Musée du quai Branly – Jacques Chirac

Biennale OFF Dakar 2022Tigritudes


Marianne Derrien

Könnten Sie uns etwas über Ihre Erfahrungen mit Jeunes Commissaires erzählen?

2019 war ich neben dem Gastkurator Jérôme Cotinet-Alphaize Ko-Kuratorin für die Gruppenausstellung SOME OF US. Als eine Art Fortsetzung einiger meiner eigenen Projekte hatte ich den Wunsch, an einem großen Projekt mitzuwirken, das der französischen Kunstszene und ihrer Verbreitung auf internationaler Ebene gewidmet ist, und zwar insbesondere in Deutschland aufgrund meines deutsch-französischen kulturellen Hintergrunds. Dieser so entstandene Überblick über die französische Szene mit über hundert zeitgenössischen Künstlerinnen zeugte und zeugt auch weiterhin von einem starken Engagement für mehr Geschlechtergerechtigkeit in der zeitgenössischen Kunst.

Was gibt es Neues seit Jeunes Commissaires?

Seit der Präsentation in Deutschland ist SOME OF US zu einer kuratorischen und redaktionellen Plattform geworden, die wir gemeinsam mit Jérôme Cotinet-Alphaize und anderen Kurator*innen und Kunstkritiker*innen weiterentwickelt haben, um uns für die Sichtbarkeit und Verbreitung der Werke zeitgenössischer Künstlerinnen in Frankreich und auf internationaler Ebene einzusetzen. Zu diesem Zweck arbeiten wir aktiv an der Herausgabe einer Anthologie, die zeitgenössischen Künstlerinnen gewidmet ist und 20 Jahre zeitgenössische Kunst in Frankreich beleuchtet. Außerdem bin ich seit 2020 in einer Kuratoren- und Forschungsresidenz im Wonder in Clichy, einem von Künstler*innen selbst verwalteten Ort.

Was sind Ihre Ziele für die kommenden Jahre?

Als Freiberuflerin, Lehrerin und Leiterin eines Vereins ist SOME OF US Teil eines größeren Projekts für mehr Rechte und Gleichheit. Da ich eine integrative Sicht auf das zeitgenössische Schaffen sowohl in seiner Vielfalt als auch in seiner Pluralität habe, ist es mein Wunsch, Arbeits- und Denkwerkzeuge für die zeitgenössische Kunst zu schaffen und zu teilen. Meiner Meinung nach ist diese umfassende Unterstützung für das aufstrebende Kunstschaffen in Frankreich und auf internationaler Ebene wichtig, um sich mit anderen Kurator*innen für offenere, solidarischere und in unserer Zeit verankerte Projekte stark zu machen und viel Nähe zu den Künstler*innen zu schaffen.

 

SOME OF US, an overview on the French art scene, NordArt Kunstwerk Carlshütte, 2019. Bildnachweis : Salim Santa Lucia

Diamants rouillés, une exposition sentimentale, mit Tania Gheerbrant, Youri Johnson, Roy Köhnke, Diego Wery, Le Point Commun, Annecy, 2021, Bildnachweis : Salim Santa Lucia

Transit, Delphine Reist und Laurent Faulon, Le Wonder, 2021,Text für die Ausstellung in Zusammenarbeit mit dem Grafiker Cédric Pierre, Bildnachweis : Salim Santa Lucia

François Dufeil, monografischer Katalog, La Graineterie, Grafik: Cédric Pierre, 2022, Bildnachweis: Cédric Pierre

SOME OF US, Grafik : Huz & Bosshard, 2021

Aëla Maï Cabel, 27ème édition Première, 2021, Centre d’art contemporain Meymac, 2021-2022, Bildnachweis : Aurélien Mole

Lilas Rozé, 27ème édition Première, 2021, Centre d’art contemporain Meymac, 2021-2022, Bildnachweis : Aurélien Mole

Théophile Péris, 27ème édition Première, 2021, Centre d’art contemporain Meymac, 2021-2022, Bildnachweis : Aurélien Mole


Sophie LapaluSophie Lapalu trägt die Maske von Perrine Forest, Doutes, Embed 2019

Inwiefern hat Ihre Teilnahme an Jeunes Commissaires Ihre aktuelle Tätigkeit beeinflusst?

Im Anschluss an den von der Berlin Biennale durchgeführten Workshop arbeitete ich mit verschiedenen Personen zusammen, die ich bei dieser Gelegenheit kennengelernt hatte: Dan Meththananda beispielsweise lud mich ein, zu seinem Buch „Night Shifter“ beizutragen und ich habe meinerseits Rachel Dedman dazu eingeladen, sich an einem Beitrag über die Szene in Beirut für Belle Revue zu beteiligen (ich bin Teil des Redaktionskomitees).

Woran arbeiten Sie derzeit?

Ich betreibe Forschung an der Schnittstelle von intersektionalem Feminismus und Aktionsforschung, insbesondere zum Thema Performance als Raum für den Ausdruck von Minderheiten, in Räumen, die dafür nicht gedacht sind. Ich interessiere mich für die frivolen Taktiken, die Arten von Zweckentfremdungen und Widerständen, die darauf abzielen, sich Räume zu schaffen und das Wort zu ergreifen. Ich veröffentliche Interviews zu diesem Thema auf *DUUU Radio.

Was sind Ihre nächsten Projekte?

Seit 2019 setze ich gemeinsam mit dem Künstler Fabrice Gallis ein etwas verrücktes Projekt um, das darin besteht, Werke an Bord eines 7,6 m langen Segelschiffs zu bringen. Die Künstler*innen definieren die Art und Weise der Aktivierung und Existenz der Werke in Abhängigkeit von den Möglichkeiten, die ihnen ein solcher Kontext bietet. Diesen Sommer werden wir von Cherbourg nach Marseille segeln, diesmal mit den Künstler*innen selbst an Bord! Ich arbeite außerdem an einer Zusammenstellung von Einladungen an die Hochschule ESACM zum Thema intersektionaler Feminismus im Kulturbereich.

Valentine Traverse, Aktivierung von Peinture / Partition, Douarnenez, August 21. 2021

Mahlzeit und Debatte Art et recherche-action, Greylight Project, Bruxelles, 2019

Fabrice Gallis und Sophie Lapalu, Embed, around press, 2021

Flora Moscovici, Festival de l’inattention, Glassbox, Paris, 2016

Ghita Skali, Hotel Cosmos, Clermont Ferrand, 2018

Liv Schulman, Hotel Cosmos, Clermont-Ferrand, 2018 @Mickael Collet

Rachele Borghi, Einladung zum Workshop Art et recherche-action, Fructôse, Dunkerque, 2019 Simon Bergala, Veste de mer, Port Blanc, August, den 9. 2021

Steve Giasson, Festival de l’inattention, Quebec, 2018 @cfo Sophie Lapalu, Street Works, New York, 1969, Presses Universitaires de Vincennes, 2020 Tim Messailler, Festival de l’inattention, Quebec, 2018