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Les vitrines 2023

© Bye Bye Binary© Bye Bye Binary : Eugénie Bidaut, Roxanne Maillet und Léna Salabert

Les Vitrines ist ein Ausstellungsraum, der der französischen Kunstszene gewidmet ist und vom Bureau des arts plastiques des Institut français Deutschland sowie vom Institut français Berlin eingerichtet wurde. In diesem Jahr übernimmt die Kuratorin Fanny Testas die künstlerische Leitung und das Kollektiv Bye Bye Binary (Eugénie Bidaut, Roxanne Maillet et Léna Salabert)die visuelle Gestaltung.

Der Ereignishorizont bezeichnet in der Astrophysik die Grenzen eines Schwarzen Lochs, die das Licht absorbieren und so das schwarze Loch unsichtbar machen. Der Ereignishorizont ist also die Grenze zum Unsichtbaren und Unbekannten. Der Titel, den die Kuratorin Fanny Testas für ihren Ausstellungszyklus gewählt hat, beschwört zukünftige Zeiten herauf. Drei französische Künstlerinnen, Vava Dudu, Lola Barrett und Fanny Taillandier, sind eingeladen, über das Jahr drei Ausstellungen zu gestalten, die wie Zeitkapseln oder Zeitstrudel neue Erzählungen und Vorstellungswelten aus dem Bereich der Science-Fiction aufrufen.

Diese Räume der Brüche und Verwerfungen im Raum-Zeit-Kontinuum, die von Claude Lévi-Strauss als „Modelle im Kleinformat“ oder von den Anthropologinnen Sophie Houdart und Christine Jungen als „kosmische Objekte“ definiert wurden, setzen die Jetztzeit aus, um neue Paradigmen als „Gegenmittel zum Weltuntergang“ zu bilden (Michèle Coquet im Dossier Zeitkapseln der 28. Ausgabe der Zeitschrift Gradhiva, 2018, S. 24-49). Für die Kuratorin symbolisieren sie den Ausstellungsraum. Die drei Künstlerinnen versuchen, in Les Vitrines die Luft der Gegenwart einzukapseln, indem sie sich den Krisen unserer Zeit stellen. Sie eignen sich die Zukunft wieder an und stellen Kontinuität in einem möglichen Weltuntergang her, wie die nicht wahrnehmbare Grenze des Eintritts in das Nichts eines schwarzen Lochs, in dem noch alles vorstellbar ist.

Fanny Testas 

Fanny Testas, geboren 1994, lebt in Paris und Brüssel. Sie ist freiberufliche Ausstellungskuratorin und Produktionsbeauftragte für die Kulturstätte La Station – Gare des Mines und den Verein BrutPop. Fanny Testas war bereits für die unterschiedlichsten Veranstaltungen, Kulturstätten und -medien in Frankreich und im Ausland tätig. Mit ihren künstlerischen und kuratorischen Projekten setzt sich Fanny Testas für Inklusion, Gerechtigkeit, Zusammenarbeit und für die Vermittlung von Wissen und Kultur ein. Dabei stehen immer wieder gesellschaftliche, ökologische, geschichtliche und politische Fragestellungen und Probleme im Fokus.  Derzeit erforscht Fanny Testas das Verhältnis von zeitgenössischer Kunst zur Science-Fiction: Wie können Künstler:innen, die in die Zukunft blicken, die unruhigen Zeiten der Gegenwart widerspiegeln?

Mehr Informationen über Fanny Testas

Programm 2023 

Kuratiert von Fanny Testas

Grafische Gestaltung von Bye Bye Binary (Eugénie Bidaut, Roxanne Maillet und Léna Salabert)

Ausstellung von Vava Dudu „Doudou“, 9 März – 30 Juni 2023.

Ausstellung von Lola Barrett „Schneckenprinzessin“, 13 Juli – 1 Oktober 2023.

Ausstellung von Fanny Taillandier „ich habe die Wand nach dem Weg gefragt (sie hat mir gesagt, ich solle geradeaus gehen)“, 12 Oktober 2023 – 10 Februar 2024.

Weitere Informationen über den Rest der Ausstellungsreihe folgen in Kürze.

„ Es wird Stürme und Tornados geben.“ * — Clara Jo, Nests of Basalt, Nests of Wood

Text verfasst von Sarah Lolley im Rahmen des Stipendiums

Reise- und Forschungsstipendium

JEUNES COMMISSAIRES 2023

 

Das zweite Kapitel der Ausstellung „Indigo Waves and Other Stories. Re-Navigating the Afrasian Sea and Notions of Diaspora“ fand vom 6. April bis zum 13. August 2023 im Gropius Bau Berlin statt. Rund dreißig Künstlerinnen und Künstler zeigten ihre Werke zum Thema Afrasisches Meer[2], zu seinem narrativen Potential und seiner Fähigkeit, zwischen dem afrikanischen und dem asiatischen Kontinent – durch das Wasser, aber nicht nur – Verbindungen aufzubauen. Kuratiert von Natasha Ginwala und Bonaventure Soh Bejeng Ndikung mit Unterstützung von Michelangelo Corsaro zielte die Ausstellung darauf ab, die diasporischen Überlagerungen und Transfers zwischen den beiden Regionen hervorzuheben, wobei das Afrasische Meer zum „gemeinsamen Bindeglied wurde, das die Nuancen einer kulturellen, sprachlichen, politischen und historischen Reise von der Antike bis zur Gegenwart enthüllt[3]  „. Das Wasser wird somit zum diskursiven Werkzeug, zu einem Medium, das verleugnete, vergessene, historische oder fiktionale Geschichten enthüllt, zu einer geografisch und zeitlich verbindenden Komponente.

Neben den zahlreichen Werken, die den Weg der Besucherinnen und Besucher säumten – von den Textilmalereien von Lavanya Mani bis hin zu den Skulpturen aus Naturkautschuk von Rossella Biscotti –, besticht Nests of Basalt, Nests of Wood der Künstlerin Clara Jo dadurch, dass es vermag, mit einem fiktiven Anstrich die an bestimmten Orten tief verwurzelten Narben und Traumata ans Licht zu bringen. Die Künstlerin konzentrierte sich auf drei dieser Orte: einen anonymen Friedhof in Albion auf Mauritius; Flat Island, ein unbewohntes Eiland rund 12 km vom nördlichsten Punkt der Hauptinsel Mauritius entfernt und im 19. Jahrhundert[4] als Quarantäne-Insel genutzt; und einen fiktionalen dritten Ort, der vom Künstler Noam Rezgui herausragend in einer 3D-Animation dargestellt wurde.

Eine weiße Leinwand. Das Video beginnt mit einem Sturzflug durch die Wolken, der eine düstere, quasi-dystopische Inselwelt enthüllt. Zwei überlagerte Stimmen – als akustische Darstellung der generationsübergreifenden Verbindung zwischen dem Vogel-Erzähler, einem endemischen Weißschwanz-Tropikvogel, und seinen Vorfahren – erzählen uns eine Geschichte. Die der ungefiederten Zweibeiner, die eines Morgens unter den neugierigen Blicken der Insel- und Meeresbewohner an Land gehen, sowie die Geschichte, die dem Vogel-Erzähler von früheren Generationen mündlich überliefert wurde, als die Insel noch nicht von Menschen bewohnt war.

© Courtesy of Clara Jo, Ausbild aus seinem Videowerk „Nests of Basalt, Nests of Wood“

Diese Vorstellung von der arten- und generationsübergreifenden Weitergabe von Wissen spielt in dem Werk eine entscheidende Rolle, in dem der Gesang der Vögel „seinen Weg bis zu den Fühlern der Insekten und in die Gedärme der Krabben findet“. Als Ergebnis ihrer Archiv-Suche spiegeln die Sequenzen dieser 3D-Animation die ozeanischen Mythen wider, in die Symbole und Anekdoten konspirativer Theorien bzw. Überreste medizinischer Heilmethoden des 19. Jahrhunderts einfließen. Das Ganze stellt einen Raum dar, in dem die verharmlosenden und aseptischen Narrative einer „offiziellen“ Vergangenheit hinterfragt werden sollen, und eine dritte Stimme, wie die dritte Ebene der 3D-Animation, vor unseren Augen verstummt.

Nach dem Leben an Land entführt uns Clara Jo in die Tiefsee. Sie eröffnet uns eine fantasievolle Unterwasserwelt und zeigt uns, woher das von dem Vogel-Erzähler erwähnte „Grollen aus der Tiefe“ kommt.

© Courtesy of Clara Jo, Ausbild aus seinem Videowerk „Nests of Basalt, Nests of Wood“

Auf die Idee des Weißschwanz-Tropikvogels als Erzähler kamen Clara Jo und der Schriftsteller Aqiil Gopee, der den Text für die Off-Stimme schrieb, während ihrer archäologischen Arbeit auf Flat Island. Die überall errichteten „Nester“ zwingen die Vögel dazu, ihre Flugbahnen zu ändern und sich dem Gelände anzupassen, wodurch eine Kartografie einer neuen Gattung entsteht und der Vogel zu einem spirituellen Leittier mutiert, das ihrer Meinung nach das gleiche Ziel verfolgt wie sie. Die Vogelperspektive mag zwar an eine imperialistische Sichtweise erinnern, dient Clara Jo jedoch in Wirklichkeit dazu, uns die – unter anderem geologischen – Risse in den von ihr dargestellten Räumen auf unterschiedlichen Ebenen, in verschiedenen Maßstäben und aus diversen Blickwinkeln betrachten zu lassen, die nur aus dieser Perspektive möglich sind.

Der Vogel-Erzähler kommentiert die dargestellten archäologischen Ausgrabungen der Menschen, die durch die Untersuchung der Fundstücke verstehen wollen, wie und warum ihre Vorfahren vor über einem Jahrhundert auf diese Insel gekommen sind. Gleichzeitig erzählt er von der Kolonialisierung von Flat Island durch die „maßlosen Monster“, die sich „Nester“ aus Basalt von denen errichten ließen, „die sie als Diener erachteten“ und die selbst in wackeligen „Nestern“ aus Holz leben mussten. Ferner weist er darauf hin, dass auch wenn die Nester aus Basalt in Teilen bis heute erhalten sind, die Holznester im Laufe der Zeit verschwunden sind, was die Tatsache unterstreicht, dass „alles vergänglich ist, manches mehr, manches weniger“. Mit Nests of Basalt, Nests of Wood lädt uns die in den USA geborene und in Berlin lebende Künstlerin ein, uns auf ihre Gedanken einzulassen: zur nautischen Imagination, zur Kolonisierung und dem, was davon übrig ist, aber auch zu Begriffen wie Zerfall und Erhalt, die den von ihr dargestellten Räumen eigen sind: ein Friedhof mit Gräbern ohne Inschriften und eine Quarantäne-Insel.

© Courtesy of Clara Jo, Ausbild aus seinem Videowerk „Nests of Basalt, Nests of Wood“

Diese Videoarbeit enthüllt zudem einen gewissen geschichtlichen Blick auf Epidemien, der sich von der traditionell eher kolonial gefärbten Sichtweise unterscheidet. Die Künstlerin untersucht in ihrer Arbeit den Zusammenhang zwischen der Ausbreitung von durch Wasser übertragenen Krankheiten und Handelswegen, welche die kolonialen Routen geprägt haben. Zudem wurden beide Komponenten stark von den Monsunwinden beeinflusst. Diese Arbeit reiht sich ein in die zuvor von Clara Jo geschaffenen Werke, darunter vor allem ihr Video De Anima (2022). Darin untersucht sie, wie verschiedene wirtschaftliche, metabolische, rassistische und geschlechtsspezifische Systeme, die in das globale Gesundheitssystem eingebettet sind – während der COVID-19-Krise wurde dies besonders deutlich -, die Angst vor einer Kontamination durch die nichtmenschliche Welt vorantreiben. Im weiteren Sinne unterstreichen die beiden Videos unsere Fähigkeit, die traumatischsten Momente der Geschichte zu vergessen.

Mit Nests of Basalt, Nests of Wood schafft Clara Jo eine Ode gegen das Vergessen, eine Hommage an die Geheimnisse, die im Wasser verborgen sind und nun an die Ufer gespült werden, an die Geheimnisse in den Rissen der Insel, in die sich die Vögel flüchten, wenn der Himmel sich trübt. Sie vermischt Archivmaterial, wissenschaftliche Fakten und existierende Mythen und beschreitet einen Weg, auf dem spekulatives Erzählen nicht die Lücken einer verzerrten Kolonialgeschichte füllen soll, sondern vielmehr betonen, dass diese Lücken existieren, und so zu versuchen, die „Spur“ verschwiegener Geschichten „zurückzuverfolgen[5] „.

Das Ende des Videos erinnert an das Auge eines Wirbelsturms, an diesen ruhigen Moment inmitten des Sturms, ähnlich dem Moment des Gedenkens, den die Künstlerin in ihrem Werk zum Thema macht. Dieser Moment, der ein Vorzeichen für neue, kommende Unruhen ist, ist alles andere als ein Selbstzweck, sondern vielmehr eine Mahnung für die Zukunft: „Es wird Stürme und Tornados geben“.

Sarah Lolley

Mehr Informationen über Sarah Lolley

Das Reise- und Forschungsstipendium ist eine Initiative des BDAP und ein vom DFJW (Deutsch-Französisches Jugendwerk) gefördertes Projekt.

 

[*] Ausschnitt aus Nests of Basalt, Nests of Wood von Clara Jo, Videoinstallation 4K, Stereo-Sound, 24’59”, 2023

[2] In der Ausstellung unterstreicht John Njenga Karugia das koloniale Erbe des Begriffs „Indischer Ozean“ und regt die Verwendung des Begriffs „Afrasisches Meer“ an, was er wie folgt begründet: „Jede Gemeinschaft hatte ihren eigenen Namen für diese ozeanische Wassermasse. […] Die Verwendung des Begriffs „Indischer Ozean“ als analytisches Mittel ist verwirrend und verhindert zahlreiche Fragen, die mit dem Kosmopolitismus dieser ozeanischen Räume zusammenhängen. Auch zwingt sie geografischen Regionen, die ihre eigenen Ethnien und Nationen haben, eine „indische“ ethnische und nationale Identität auf. Die Bezeichnung „Indischer Ozean“ beschränkt uns zudem auf die Küste, d. h. auf die Schnittstellen, an denen das Meer und das Land aufeinandertreffen. Der Begriff „Afrasisches Meer“ hingegen eröffnet Möglichkeiten des Nachdenkens über die zahlreichen Dynamiken, die Afrika und Asien miteinander verbinden, ohne sich nur auf die Küste zu beschränken.“

[3] Einleitungstext zur Ausstellung

[4] Während der Cholera-Pandemie in den 1850er Jahren, der Malaria-Pandemie in den 1860er Jahren und während der Beulenpest zu Beginn der 1900er Jahre wurde Flat Island zu einer wichtigen Quarantäne-Insel der Region. Um die restliche Bevölkerung zu schützen, wurden die Kranken, überwiegend Zwangsarbeiter*innen oder ehemalige Zwangsarbeiter*innen, freie Reisende und Mauritier*innen auf diese Insel gebracht.

[5] E. Boehmer, A. Mondal, “Networks and Traces”, Wasafiri, n°27, 2012, S. 31.

 

Jeunes Commissaires & CCA Berlin – Ausschreibung

Projektzeitraum vom 1. September bis 30. November 2023

Bewerbungsaufruf an französische oder in Frankreich wohnhafte Ausstellungskurator*innen für eine Mitarbeit an der Ausstellung  von Jota Mombaça im CCA Berlin vom 1. September bis 30. November 2023.

Vorstellung des Programms „Jeunes Commissaires“

Das Programm „Jeunes Commissaires“ wurde 2013 vom Bureau des arts plastiques (BDAP) des Institut français Deutschland in enger Zusammenarbeit mit dem französischen Kulturministerium und dem Deutsch-Französischen Jugendwerk (DFJW) ins Leben gerufen. „Jeunes Commissaires“ verfolgt das Ziel, neue Formen der Unterstützung für aufstrebende französische Ausstellungskurator*innen in der deutschen Kunstszene zu etablieren. Die Priorität des Programms liegt bei der Begleitung von jungen Kurator*innen und professionell in Ausstellungsberufen tätigen Personen in ihren Tätigkeiten, bei der Schaffung von Anreizen für Mobilität und Informationsaustausch sowie beim Ausbau eines europäischen Netzwerks.

Jedes Jahr veröffentlicht das BDAP eine Ausschreibung, um den oder die Kurator*in auszuwählen, der/die mit der Umsetzung eines Projekts in einer Ausstellungseinrichtung beauftragt wird. Die Auswahl wird nach Beurteilung der Relevanz der eingereichten Projekte im von den Teams des BDAP und der Partnereinrichtung vorgegebenen Kontext getroffen.

In diesem Jahr bietet die Partnerschaft mit dem CCA Berlin einem oder einer Kurator*in die Möglichkeit, bei der Organisation und Gestaltung der Ausstellung von Jota Mombaça eng mit den Teams der deutschen Einrichtung zusammenzuarbeiten.

Projekt

Der oder die Kurator*in wird das Team von CCA Berlin bei der Vorbereitung der Ausstellung  von Jota Mombaça, sowie dem Rahmenprogramm unterstützen . Jota Mombaça, geboren in Natal im Nordosten Brasiliens, ist bildende*r Künstler*in und Aktivist*in. Mombaças künstlerisches Schaffen umfasst Performances und Installationen, bei denen audiovisuelles Material verwendet wird. In seinen Werken widmet sich der/die Künstler*in antikolonialen Kritiken und dem Widerstand gegen Geschlechterzuweisungen und -normen. Mombaças Arbeit wurde bei mehreren Veranstaltungen präsentiert: der Biennale von São Paulo (2016 und 2020/2021), der Biennale von Sydney (2020), der Berlin Biennale (2018) und dem Salón Nacional de Artistas in Kolumbien (2019).

Im Rahmen der Ausstellung „Jota Mombaça“ wird sich der oder die Kurator*in an folgenden Aufgaben beteiligen:

-Unterstützung des kuratorischen Teams des CCA, von der Recherche- und Entwicklungsphase des Projekts bis zu seiner Umsetzung.

-Entwicklung und Umsetzung eines Kulturvermittlungsprogramms für ein junges Publikum (bis 31 Jahre).

-Zusammenarbeit mit dem Kommunikationsteam des CCA, um die Entwicklung der Programmaktivitäten und die dazugehörige Kommunikation zu gewährleisten.

Der oder die Kurator*in wird außerdem einen Tätigkeitsbericht verfassen, der auf der Website www.jeunescommissaires.de veröffentlicht wird.

Vorstellung des CCA Berlin

CCA Berlin ist ein neues Zentrum für zeitgenössische Künste in Berlin, das sich der Förderung, Produktion, Ausstellung und Diskussion künstlerischer Praktiken widmet. Als ein Ort der Bildung und des Austauschs fördert und kultiviert CCA Berlin kritisches Wissen über Kunst und Kultur. CCA Berlin formuliert die Relevanz eines gemeinnützigen Zentrums für zeitgenössische Künste neu und strebt einen lebendigen, transnationalen Dialog mit Akteur*innen aus dem Kultur-, Bildungs- und zivilgesellschaftlichen Sektor an. Die Institution entwickelt außerdem ein vielseitiges Programm, welches Prozess, Experimentieren und Zusammenarbeit in den Vordergrund stellt, und dabei unterschiedliche gesellschaftliche Gruppen einbezieht.

Anforderungen an den/die Bewerber*in

-Der oder die Bewerber*in muss in der Lage sein, eigenständig zu arbeiten, sowohl für sich allein als auch im Team.

-Der oder die Bewerber*in muss über Interesse an mit den Themen Postkolonialismus und Genderstudies verbundenen Fragen sowie über entsprechende Kenntnisse verfügen.

-Ein Bildungshintergrund im Bereich der Kunst, des Kunstverlagswesens, der Architektur oder des Kuratierens von Ausstellungen sowie eine sehr gute Kenntnis der europäischen Kunstszene sind von Vorteil.

-Der oder die Bewerber*in muss über die französische Staatsbürgerschaft verfügen oder in Frankreich wohnhaft sein.

-Der oder die Bewerber*in muss die Möglichkeit haben, vom 1. September bis zum 30. November 2023 in Berlin zu sein und sich für diesen Zeitraum eine entsprechende Unterkunft suchen.

-Die Beherrschung der englischen Sprache ist erforderlich, die der deutschen Sprache von Vorteil.

-Der oder die Bewerber*in darf zu Beginn des Projektzeitraums nicht älter als 31 Jahre sein.

 Vergütung und Dauer

Der Arbeitszeitraum beginnt am 1. September und endet am 30. November 2023, was einer Dauer von drei Monaten entspricht.

Das Budget für das Honorar des Kurators oder der Kuratorin, die Reisekosten und die Unterkunft in Berlin beträgt 5.300 € inkl. Steuern für die drei Monate des Projektzeitraums.

Das Projekt findet in Präsenz eit statt und erfordert einen Arbeitsaufwand von durchschnittlich 32 Std. pro Woche.

 Bewerbungsunterlagen im PDF-Format

-Lebenslauf mit Geburtsdatum und numéro SIRET, sofern sich der Wohnsitz in Frankreich befindet, oder Steuernummer, sofern sich der Wohnsitz in Deutschland befindet

-Liste der Projekte, an denen der oder die Kurator*in teilgenommen hat (sofern sie nicht im Lebenslauf enthalten ist)

-Bewerbungsschreiben (eine Seite)

Bitte senden Sie Ihre Bewerbungsunterlagen in englischer Sprache per E-Mail an die folgende Adresse: info.bdap@institutfrancais.de

Maximale Gesamtgröße der Unterlagen: 5 MB

Ende der Bewerbungsfrist: 3. Juli 2023

Interview in der Woche vom 10. Juli

Bekanntgabe des/der ausgewählten Kurators*in: 17. Juli 2023

Kontakt

Bureau des arts plastiques | Institut français Deutschland

Französische Botschaft, Pariser Platz 5, 10117 Berlin

+49 (0)30 590 03 9244

info.bdap@institutfrancais.de  | www.jeunescommissaires.de

Leiterin: Marie Graftieaux | Kulturbeauftragte: Alix Weidner

Dieses Projekt wird mit der Unterstützung des französischen Kulturministeriums und des Deutsch-Französischen Jugendwerks (DFJW) durchgeführt.

© Yves Bartlett

Sarah Lolley

[REISE/FORSCHUNGSSTIPENDIUM 2023]

Sarah Lolley ist freiberufliche Ausstellungskuratorin. Im Jahr 2020 war sie Mitbegründerin des kuratorischen Kollektivs „emploi fictif“, das durch verschiedene Ausstellungs- und Editionsprojekte aufstrebende Kreationen ins Rampenlicht rückt. Einen Teil ihrer Überlegungen widmet sie den Herausforderungen der zeitgenössischen Kunst im Südpazifik, wo sie gelebt hat, hauptsächlich den Biennalen von Nouméa, über die sie eine Forschungsarbeit verfasst hat. Im Jahr 2021 ist sie Preisträgerin des AWARE-Forschungsstipendiums zur Geschichte von Künstlerinnen. Derzeit ist sie Resident im Atelier Non-étoile und übernimmt die künstlerische Co-Leitung seines Ausstellungsortes, des Espace Nonono. Sie ist außerdem kuratorische Assistentin der 1. Ausgabe der „Contemporaine de Nîmes“ (2024) an der Seite von Anna Labouze & Keimis Henni.

Text verfasst von Sarah Lolley im Rahmen des Stipendiums Reise- und Forschungsstipendium JEUNES COMMISSAIRES 2023

@Andrei Popovici

Lisa Colin

[REISE/FORSCHUNGSSTIPENDIUM 2023]

Lisa Colin ist Szenografin und Ausstellungskuratorin. Als kuratorische Assistentin bei Bétonsalon – Zentrum für Kunst und Forschung (2019) und anschließend im Palais de Tokyo (2020-2022) hat sie sich auf die Bereiche Ökologie und Feminismus spezialisiert. Sie ist Mitbegründerin des Kollektivs Champs magnétiques, mit dem sie 2021 den Ausstellungszyklus und sein diskursives Programm „Des soleils encore verts“ (Mains d’Œuvres, CAC Brétigny, Bétonsalon, DOC!, La Passerelle) organisiert. Als freiberufliche Kuratorin arbeitet sie mit Galerien, Instituten und Organisationen zur Unterstützung von Künstlern wie der ADIAF zusammen, insbesondere im Ausland über „Le Palais de mémoire. Fokus auf die französische Kunstszene mit dem Marcel-Duchamp-Preis“ (Bukarest, 2023).

Lesen Sie den Text von Lisa Colin, den sie im Rahmen ihres Reise-/Forschungsstipendiums für junge Kommissare 2023 verfasst hat.

Les Vitrines 2024

Fanny Testas ©Hanna Pallot

Fanny Testas

[LES VITRINES 2023]

Fanny Testas, geboren 1994, lebt in Paris und Brüssel. Sie ist freiberufliche Ausstellungskuratorin und Produktionsbeauftragte für die Kulturstätte La Station – Gare des Mines und den Verein BrutPop. Darüber hinaus ist sie Ko-Koordinatorin des Web-Radiosenders Station Station. Fanny Testas war bereits für die unterschiedlichsten Veranstaltungen, Kulturstätten und -medien in Frankreich und im Ausland tätig. Darunter: MAC de Créteil, Centquatre-Paris, La Villette, Centre Pompidou, Cnap, France Culture, Radio Grenouille und die Académie de France à Rome – Villa Médicis.

Mit ihren künstlerischen und kuratorischen Projekten setzt sich Fanny Testas für Inklusion, Gerechtigkeit, Zusammenarbeit und für die Übermittlung von Wissen und Kulturpraktiken ein. Dabei stehen immer wieder gesellschaftliche, ökologische, historische und politische Fragestellungen und Probleme im Fokus.  Derzeit erforscht Fanny Testas die Verbindungen zwischen zeitgenössischer Kunst und Science-Fiction: Wie können Künstler:innen, die in die Zukunft blicken, die unruhigen Zeiten der Gegenwart widerspiegeln?

@fanny.testas

Les Vitrines 2023

© Hannah Pallot