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„Bist du bereit?“ Rückblick auf das Programm „Rendez-vous“ von Katia Porro

Bist du bereit? Rückblick auf das Programm Rendez-vous von Katia Porro

„Bist du bereit?“ Diese Frage, die auf eine in der Kunsthalle Osnabrück gekaufte Mütze gestickt wurde, könnte ich mit etwas Abstand als ein wiederkehrendes Motiv ansehen, das mich durch das gesamte Rendez-vous-Programm begleitet hat. Im Nachhinein betrachtet, scheint sie sich an jeder Ecke zu stellen: Bist du bereit, 15 Kunsträume in 12 Städten in nur 4 Tagen zu erkunden? Mit dem Koffer in der Hand von einem Kunstzentrum zum nächsten – ja, buchstäblich – zu rennen, bevor du dank der Ausfälle bei der Deutschen Bahn neun Stunden damit zubringst, für die Heimreise nach Frankreich von einem Zug in den anderen zu springen? Bist du bereit, in einen winzigen und unauffälligen Raum zu klettern, in das Dachwerk eines Gebäudes von Frank Gehry vorzudringen und endlich zu begreifen, wie das alles zusammenhält? Und bist du bereit, dich auf die Intensität dieser Reise einzulassen, den Reichtum jeder Begegnung zu genießen und darüber nachzudenken, wie wir Kunstarbeiter*innen überall ständig zwischen dem schrillen Glanz der Kunstwelt und den oft unsichtbaren Herausforderungen, die sie am Leben erhalten, hin und her manövrieren?

Im November 2024 schloss ich mich Maëla Bescond, Benoît Lamy de La Chapelle, Loïc Le Gall und Alexia Pierre – alles Direktor*innen und Mitarbeiter*innen von französischen Kunstzentren – für eine Reise nach Deutschland im Rahmen eines Programms an, das sich der Förderung der institutionellen Zusammenarbeit zwischen französischen und deutschen Einrichtungen verschrieben hat. Man könnte behaupten, ich würde den Begriff „Institution“ etwas zu weit gefasst verwenden, denn In extenso, der Ort für zeitgenössische Kunst, den ich leite, kann genau genommen bei weitem nicht als solcher bezeichnet werden. Bei In extenso handelt sich um ein kleines Kunstzentrum, das von einem gemeinnützigen Verein in Clermont-Ferrand betrieben und 2022 gegründet wurde und eine kostenlose Zeitschrift für zeitgenössische Kunst mit dem Titel La belle revue herausgibt, und das aufgrund seiner Größe und seiner Ressourcen, sowohl personell als auch finanziell, oft unterschätzt wird. Und dennoch spiegelt unsere Arbeit die von anerkannten Kunstzentren wider: Realisierung von Ausstellungen, Unterstützung von Forschung und Experimenten und Ausbau der Vermittlungsarbeit. Meine Teilnahme an diesem Programm spiegelt also eine notwendige Infragestellung der Hierarchie zwischen Strukturen und Ebenen wider – und das zu Recht, denn die gleichen Herausforderungen, denen wir auf den unterschiedlichen Ebenen begegnen, haben die Gemeinsamkeiten zwischen uns Partnern in den Vordergrund gestellt. Aber zurück zu dieser Reise nach Deutschland im November 2024…

In diesem Strudel der Ereignisse – vier Städte pro Tag, oder zumindest fast, kurze Gespräche während der 45-minütigen Zusammenkünfte, die wir in den öffentlichen Verkehrsmitteln auf dem Weg von einer Ausstellung zur nächsten, von einer Stadt zur nächsten fortsetzten – haben wir Gemeinsamkeiten entdeckt und Beziehungen aufgebaut zwischen uns und unseren deutschen Partnern. Auch wenn wir viel über die Herausforderungen gesprochen haben, denen wir uns heute stellen müssen – Budgetkürzungen, politische Einflussnahme, der auf der Kulturarbeit beständig lastende Druck –, so hat dieser Austausch doch auch einen Nährboden für ein besseres Verständnis unsere Existenz (in Anlehnung an das Buch Notre condition von Aurélien Catin) als Kunstarbeiter*innen geschaffen. Diese Gespräche haben die von uns besuchten Ausstellungen keineswegs in den Hintergrund gedrängt, sie standen vielmehr im Einklang mit den künstlerischen Angeboten, die sich mit Themen wie Gewalt und Machtverhältnissen auseinandersetzten.

Was mich am meisten überrascht hat, war nicht so sehr die Allgemeingültigkeit dieser Kämpfe, sondern die Intensität, mit der sie zum Ausdruck gebracht werden. Es zeigte sich, dass einige große Institutionen, namhafte und prestigeträchtige Kultureinrichtungen, zum Teil von oft kleinen und überlasteten Teams unterstützt werden. Manchmal nur zwei oder drei Personen, die mit großem Aufwand renommierte Programme auf die Beine stellen. Es liegt eine gewisse Ironie darin, über unsere oft unsichtbaren Arbeitsbedingungen in diesen umgenutzten kleinbürgerlichen Räumlichkeiten zu sprechen, in denen wir tätig sind. Diese sind zum einen imposant und zum anderen von einer Geschichte geprägt, die unseren Arbeitsaufwand in den Schatten stellt.

Und dennoch waren diese Gespräche tröstlich und geprägt von einer seltenen und notwendigen Solidarität. Wir haben über das Gefühl der Einsamkeit gesprochen, das uns bei der Leitung künstlerischer Einrichtungen befällt, die, wie in unserem Fall, oft fernab der großen Kulturzentren beheimatet sind, und über das, was dies mit sich bringt. Über die unerschöpfliche Energie, die es braucht, um durchzuhalten, auch wenn die Ressourcen und die Anerkennung selten den aufgewendeten Anstrengungen gerecht werden. Und trotzdem finden wir immer wieder Gründe weiterzumachen. Gründe, bereit zu sein, immer wieder.

In einigen der Ausstellungen, in denen diese Gespräche stattfanden, schwangen Themen mit wie Gewalt, Unsichtbarkeit und bittersüße Beziehungen zu unserem Umfeld.

Im Haus am Waldsee füllten die Puppen im Maßstab 1:1 von Gisèle Vienne – unbeweglich, von unsichtbaren Verletzungen und Bürden gezeichnet – den Raum mit einer bedrückenden Stille. Ihre Präsenz erforderte eine Auseinandersetzung mit latenten Spannungen, die im Material selbst dieser erstarrten Körper sichtbar waren. Der Körper wurde so zum Ort des Leidens, aber auch des Schweigens und zum stummen Zeugen für häusliche Gewalt. Neben diesem Aspekt befasste sich diese Arbeit von seltener Relevanz auf globalerer Ebene mit den Machtsystemen, die unsere Gesellschaft durchdringen, und machte unsichtbare Kluften deutlich. Sie regte dazu an, über globale Formen der Gewalt nachzudenken, die bei uns oft totgeschwiegen werden, und Maßnahmen zu unterstützen, die diese Machtdynamiken anprangern. Vor allem aber machte sie die Dringlichkeit deutlich, sich jeder Form der Unterdrückung zu widersetzen. Ein Beispiel dafür ist die Ausstellung der Fotografien von Rene Matić im CCA, die während einer propalästinensischen Demonstration aufgenommen wurden, – ein mutiger Schritt angesichts der politischen Lage, die von Zensur-Vorwürfen geprägt ist.

Das Keychain-Programm des Kunstvereins in Bielefeld stellte dazu ein Gegenstück dar, eine Geste der Widerstandsfähigkeit. Die Co-Direktorinnen Katharina Klang und Victoria Tarak übergeben die metaphorischen „Schlüssel“ ihrer Institution an andere und laden zu einem Dialog zwischen den Räumen und ihren Bedingungen ein. Die Last des realen Lebens des einen und des anderen anzuerkennen, den Stimmen mehr Raum zu geben, statt sie zum Schweigen zu bringen – vielleicht liegt darin die Hoffnung, wie auch der Kampf.

Das Projekt Liquid Currency Bar von Zoe Williams im Dortmunder Kunstverein bezog auch die Themen Werte und Wirtschaft mit ein. Diese Installation, die aus einer Bar und einer Bühne mit einem pissgelben Vorhang besteht und für Performances und Events konzipiert wurde, hinterfragt Wertschöpfungsketten. Ein Beispiel: Eine Flasche Champagner für 100 Euro wird getrunken, nur um anschließend ausgepisst und zu Abfall zu werden. Es stellt sich somit die Frage nach den Input-Output-Strömen, nach unserer Arbeit und ihrem Wert und hinterfragt die Absurditäten der libidinösen Ökonomien.

Und schließlich die Einzelausstellung On the Street Where You Live von Steve Bishop in Osnabrück. Das in einer ehemaligen Kirche geschaffene Bild einer Vorstadtszene – ein vor einer Garage geparktes Auto, aus dem Jazzmusik ertönt, der vertraute und gleichsam seltsame Geruch einer Tiefkühltruhe, Fotos von der Familie in Disneyland, Lichter, die uns wie Wachen überall hin verfolgen. Es wirkt wie ein Requiem der Unschuld, eine Erinnerung an den Moment, in dem die tröstliche Illusion der Kindheit zerplatzt und uns mit den ungeordneten Widersprüchen des Erwachsenseins konfrontiert. In Bezug auf unsere Reise fühlte sich dies an wie ein bittersüßes Echo: das unmögliche Gleichgewicht zwischen dem Glauben an das, was wir tun, und dem Navigieren durch die Desillusionierung.

Und schließlich geht es nicht nur darum „bereit“ zu sein. Die Frage, die Nan Goldin in Berlin am Tag unserer Abreise aus Deutschland stellte, ist viel dringlicher: „Hören Sie auch wirklich zu?“ Als sie sich bei der Eröffnung ihrer Ausstellung an das Publikum wandte, sprach sie über die historische Amnesie und die heimtückische Flut des Schweigens. Ihre Worte klangen wie eine Herausforderung. Gemeinsam bereit sein. Sich organisieren. Gegen das Schweigen ankämpfen, für Räume kämpfen, in denen die Kunst noch die Wahrheit sagen kann. Einander zuhören.

Alexia Pierre – Pause for/to love?

Rezension der Einzelausstellung von Rene Matić AS OPPOSED TO THE TRUTH im CCA Berlin

Von Alexia Pierre – Teilnehmerin des Programms „Rendez-vous: Treffen von Direktor*innen und Kurator*innen aus deutschen und französischen Kunstzentren“, das im November 2024 vom Büro für Bildende Kunst des Institut français Deutschland organisiert wurde.

“I do look at love so much in my work, as a way of surviving
and trying to find a way out of this kind of chaos”

– Rene Matić (von Emma Russel, i-D, Okt. 2023)

Uns empfängt das blutrote Leuchten der Neonröhren am Eingang des Center for Contemporary Arts (CCA), eine weitere Station unseres vor wenigen Stunden begonnenen Berlin-Marathons, das einen deutlichen Kontrast zu dem blauen Licht der Fenster aus Glasbausteinen bildet, das von draußen durchschimmert. Die modernistische Architektur des Gebäudes, eine Betonwabe, die an die neue Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche angrenzt, und die Einrichtung mit Holzmöbeln verleihen dem Raum eine Atmosphäre der Dualität: kühle Funktionalität und Ehrfurcht vor dem Erinnern treffen hier aufeinander, die unpersönlich-bürokratische Schlichtheit dieses ehemaligen Foyer-Gebäudes scheint hier mit häuslicher Wärme verwoben.

Nach nur wenigen Schritten durch den minimalistischen Korridor, der die Umrisse des kubischen Kunstzentrums markiert und zu den Ausstellungsräumen führt, sieht man in einem kleinen Separee einen hellen, weit geöffneten Holzschrank. Dieser enthüllt eine Sammlung von Puppen mit schwarzer Hautfarbe, die liebevoll auf den Schrankböden arrangiert wurden und uns anstarren.

Mit diesem ersten Werk beginnt die Ausstellung AS OPPOSED TO THE TRUTH. Es ist die erste Einzelausstellung der britischen, in London ansässigen Künstlerin Rene Matić (geb. 1997 in Peterborough, GB) in Deutschland. Fotografien, Filme, Texte und Installationen werden nebeneinander präsentiert, sie überschneiden sich, um daraus eine ausgesprochen persönliche Kunst zu machen, mit der die Künstlerin Themen wie Identität, Subkultur, Glaube und Familie umreißt. Neben der Sammlung nimmt sich Matić mit Restoration (begonnen 2022) liebevoll dieser Puppen an, deren nachlässige Behandlung in ihren offensichtlichen Wunden und Narben offenbar wird und auf die Erfahrung des Vaters der Künstlerin verweist, der als Kind in Peterborough ausgesetzt wurde und bei den Skinheads eine Zuflucht fand. Diese Bewegung entstand in den 1960er Jahren und war anfangs durch Zusammenkünfte rund um die jamaikanische Musik unterschiedlicher Stilrichtungen wie Ska und Reggae geprägt. Bekräftigung der schwarzen Identität sowie der Glaube an die Liebe, die trotz systematischer Unterdrückung und Ausgrenzung fortbesteht und heilt, gehören somit zu den Grundlagen von Matićs Arbeit.

Kussszenen werden mit Graffiti verflochten, halbnackte Körper wilder Partynächte überlagern Transparente sozialer Bewegungen. Lichter der Nacht. Pausen, die die Fotografie der Zeit, dem Leben und der Künstlerin bietet. Die Fotografien der Serie Feelings Wheel (begonnen 2022) zeigen intime Momente, die gewählte Familie, Tanzszenen, Feiern, Demonstrationen. Die Spontanität dieser Aufnahmen spiegelt sich, transparent und fragil, in ihrer Präsentation zwischen Glasplatten wider, die einfach auf dem Boden stehen und scheinbar achtlos an die Wände des Raums gelehnt sind. Man muss nah an sie herantreten, in die Hocke gehen und sie wie auf der Suche nach einer CD durchstöbern. Daraus ergeben sich neue Überlagerungen der Motive, die so immer neue Geschichten erzählen. Auch die Stimmen vermischen sich, fügen sich neu zusammen. „Lift me up / Keep me safe, safe and sound.“1 Rihannas Stimme folgt auf die von James Baldwin und bell hooks, deren Stimmen wiederum mit persönlichen Gesprächen, Nachrichtenfragmenten und den Glocken der nahegelegenen Kirche verschmelzen. Dieser Dreiklang mit dem Titel 365 (2024) zeigt die charakteristische Zersplitterung unserer Gesellschaft auf und wird in einem winzigen Tanzsalon für Ballroom Dancing gehört. Der Körper steht dabei im Mittelpunkt und wird in neonrotes Licht getaucht.

Die ebenso behutsame wie radikale Arbeit von Rene Matić unterstreicht die Verletzlichkeit der Intimsphäre, fordert den Glauben an das, was uns in der uns umgebenden Gewalt erschüttert und wieder aufstehen lässt. Der in ihren Werken zum Ausdruck kommende Wunsch – das Bedürfnis? – nach Liebe fügt sich ein in diesen intimen Rahmen des CCA und seine bedeutungsvolle geografische Lage: ein Mahnmal des Friedens und der Aussöhnung. Die Installation Untitled (No Place for Violence) (2024), eine Fahne, die den größten Raum der Ausstellung im Grunde in zwei Hälften teilt und auf der die Worte „No Place“ (Vorderseite) und „For Violence“ (Rückseite) stehen, trifft mit Ironie und Symbolik den Nagel auf den Kopf. Kopf oder Zahl?

Zeit zur Besinnung an einem Ort, durch eine künstlerische Praxis; durch ein vielfältiges Programm an Besuchen und Begegnungen schien die Zeit stillzustehen. 15 Einrichtungen in 10 Städten – hier lege ich jetzt eine Pause ein.       

Foto credit: Rene Matić AS OPPOSED TO THE TRUTH Installation view CCA Berlin 2024-25 Photos Diana Pfammatter-CCA Berlin

1 Ausschnitte aus dem Song „Lift Me Up (From Black Panther: Wakanda Forever“ (2022) von Rihanna

LILA TORQUEO – THE SHOW CAN’T GO ON, SO WHO DO YOU WANT ME TO BE ? (2024)

Lila Torquéo ist eine junge Kuratorin und Kunstkritikerin, die 2024 für das Reise- und Forschungsstipendium in Deutschland ausgewählt wurde. Im Rahmen dieses Programms hat sie den kuratorischen Text „The show can’t go on, so who do you want me to be ? (2024)“ verfasst, der das Ergebnis ihrer Recherchen während ihrer Besuche in Berlin, Köln, Düsseldorf und Hamburg ist.

Eine einmonatige Wanderung durch Deutschland hat mich in die trüben Gewässer der schwarzen Romantik, des Punk-Minimalismus und des deutschen Expressionismus geführt. Alles begann im „Kathy Acker Reading Room“ in Köln, in dem ich einige literarische Texte und theoretische Hilfsmittel sammelte. Diese Lektüren bereiteten mich auf die radikalen Vorstellungen von Gisèle Vienne vor, die mittlerweile in der Berliner Szene zu Hause ist. Nicht weit von der ihr gewidmeten Ausstellung im Haus am Waldsee, die im September 2024 eröffnet wurde, geht es in der Ausstellung von Calla Henkel & Max Pitegoff um eine andere Form der Theatralität. Der vorliegende Text berichtet über diese Ausstellung sowie über andere Ausstellungen, die ich in Berlin, aber auch in Köln, Düsseldorf und Hamburg besucht habe. Das Schreiben dieses Textes beendete ich zwischen den Regalen der Bibliothek des CN D – Centre National de la Danse – in Pantin, die über eine besonders breite Auswahl an Büchern über Gisèle Vienne verfügt. Diese Reise wurde durch die Unterstützung des Büros für Bildende Kunst | Institut français Deutschland möglich gemacht, dem ich meinen herzlichen Dank aussprechen möchte.

Angharad Williams, Origin nature destiny 5, 2024, inkjet print on satin paper, museum glass, custom frame, Courtesy Schiefe-Zähne.

In den 80er und 90er Jahren ähnelte die Kölner Kunstszene einer fröhlichen Seifenoper, zwischen Bars und Galerien, die Martin Kippenberger und andere ikonoklastische Künstler:innen in irre Shows verwandelten, in einer Mischung aus Chaos, Kameradschaft und exzentrischem Glamour. Einige von ihnen, darunter Michael Krebber und Jutta Koether, zogen nach New York, während andere wie Rosemarie Trockel und Cosima von Bonin blieben. Julia Scher und Matthias Groebel erfuhren noch nicht die Anerkennung, zu der die Galerie DREI inzwischen beigetragen hat. Mit Matthias Groebel spreche ich über die geordnete Schizophrenie zwischen seiner Arbeit als Apotheker und seinem Leben als Künstler, die so weit ging, dass Cosima von Bonin offenbar nicht wusste, dass sie die Medikamente für ihre erkälteten Hunde bei einem so genialen Künstler holte. Wir sprechen über „Hauntologie“, Mark Fisher, die – klangvollen, metallischen und sinnlichen – Grautöne seiner Werke und das texturlose, mondäne und generische „sad grey“ als Syndrom der postmodernen Atrophie. Die Porträts der Punks, die Groebel in den „Midnight Programs“ im Fernsehen beim Tanzen beobachtete, starren uns heute in Vernissagen an, die wir wie verirrte Mäuse bevölkern, wie gefangen im gelatinösen Voyeurismus der Zeit. Wir, die Fernsehzuschauer:innen von gestern, sind zu den Akteur:innen von heute geworden.

Zur gleichen Zeit werden Werke von Julia Scher in der Galerie DREI ausgestellt. Mikrowellenherde werden zu Überwachungskameras, Videoprojektoren, Monitoren und Drehtellern, auf denen sich inszenierte Homunculi türmen. Diese stereotypen Figuren eines Endzeitstadiums der Menschheit ziehen hier ihre letzte Show ab, während andere, bereits verstümmelt, im Niedergang begriffen sind, zu Zahlen verfallen, zu rohem Fleisch, das zum Braten bereit steht. Zwischen den pastellrosafarbenen Nuancen der Haushaltsgeräte und den fatalen Folgen der vom Militär genutzten Hochfrequenzwellen vermischt Scher das Militärische und das Häusliche auf dem Operationstisch des 21. Jahrhunderts. Ihre Cyberromantik eröffnet eine vierte Dimension, in der sich die Körper in ihrer Porosität als Empfänger von Wellen und Strömen akzeptieren, gefangen in kosmischen Spielen mit Maßstäben und Rückkopplung. Diese Öffnung in die Unendlichkeit erinnert an die von Julie Becker, die in „Whole“ (1999) den Boden ihres Studios durchlöcherte und in das Loch ein Modell der „California Federal Bank“ stellte, die sie vom Fenster aus sehen konnte. Das Draußen dringt in das Drinnen ein; das Gewebe der Raumzeit krümmt sich und öffnet sich zu einem Loch, in dem sich Energieschleifen bündeln. In Julie Beckers Zeichnungen vibriert das Fernsehsignal noch immer und die Sternenstaubreste, aus denen wir gemacht sind, glitzern in Spiegeln.

Wenn wir in Deutschland unsere Getränkeflaschen und Dosen in einen Leergutautomaten werfen, treten wir in einen Energiekreislauf ein, der hier als „Clean Loop Recycling“ bezeichnet wird. Eine der Fotografien aus Angharad Williams‘ Reihe „Origin nature destiny“ (2024) ist an die Wand seines Ateliers geklebt. Sie sieht aus wie ein Bullauge, das in den Korridor eines Raumschiffs hineinführt, wie ein Durchgang zu einem wichtigen und matrixartigen Ort. In Wirklichkeit handelt es sich um das Innere eines dieser Leergutautomaten, dieser Übertragungspunkte, an denen sich Material-, Finanz- und Informationsströme kreuzen und neu verteilt werden.

In einem ehemaligen in „Chess Club“ umbenannten Geschäftslokal in Hamburg lässt Amanda Weimer die galaktischen Horizonte und Himmelsmechaniken von Mimi Hope und die sozialen Einheiten von Tim Mann sichtbar werden. Vom Boden bis zur Decke vervielfachen sich Spiegel, vor denen unsere narzisstischen Körper fragmentiert werden und ihre Reflexionen treiben lassen. Diese Installation erfasst uns in der gleichen elliptischen Bewegung wie die glitzernden Spiralen, die ebenfalls in den Werken zu sehen sind. Wir befinden uns im Zentrum und an der Peripherie dieses Raums, dessen glamourös roter Teppichboden aus der Ferne betrachtet eine Pigmentierung aufweist, die der eines infizierten Hautgewebes ähnelt.

Die „People Going Up & Down“ in James Whittinghams Ausstellung im The Wig in Berlin sind Bastelautomaten aus Papier, die Oskar Schlemmers Diagrammen ähneln; ineinandergreifende Bewegungslinien auf ebenen Flächen.

Reisen, sich dissoziieren, das große Draußen in 4K erleben und dem sozialen Körper begegnen.

Matthias Groebel, Galerie DREI, Frieze London 2023, Courtesy Galerie DREI.

Wer hätte gedacht, dass Kathy Ackers Bibliothek eines Tages in einer deutschen Universität enden würde? Doch nun ruht Ackers radikaler und bissiger Schatz in einem kleinen, nüchternen, mit einem neutralen und unprätentiösen Teppichboden ausgelegten Raum der Universität zu Köln. Ihre kraftvolle Literatur, für die sie so viele Welten in sich aufgesogen hat, um ihre eigenen Welten zu errichten. Im Jahr 2015 wurde diese Sammlung von ihrem Testamentsvollstrecker Matias Viegener dem „English Department“ der Universität geschenkt. Der Transport aus Kalifornien verlief nicht ganz reibungslos: Einige Werke wurden auf der Reise durch Feuchtigkeit beschädigt und mussten restauriert werden. Im „Reading Room“ befinden sich heute ihre Bücher und Manuskripte, teilweise mit handschriftlichen Anmerkungen, aber auch Schallplatten, Kassetten, Briefe und persönliche Relikte. Hier stehen klassische, theoretische, experimentelle und transgressive Literatur nebeneinander, darunter Kriminalromane, erotische Pulp Fiction, viktorianische Pornografie und Science-Fiction. In den Regalen folgen die Bücher der Reihenfolge, in der sie sich ursprünglich in den Kartons befanden. Sie wurden von Daniel Schulz, dem Wächter dieses literarischen Heiligtums, inventarisiert. Darunter befinden sich seltene, mittlerweile vergriffene Ausgaben wie einige Romane von Dennis Cooper, die die grausamen Vorstellungen, an denen er zusammen mit Gisèle Vienne arbeitet, und ihre bevorstehende Ankunft in Berlin vorwegnehmen.

Dennis Coopers 1993 erschienenes Theaterstück „Jerk“ ist eine imaginäre Rekonstruktion der Geschichte von David Brooks, dem Mithelfer von Dean Corll, einem Serienmörder, der in den 1970er Jahren in Texas mehr als 20 Jungen tötete und folterte. Cooper inszeniert die Figur von David Brooks, der im Gefängnis über dieses blutige Werk eine Puppentheateraufführung zum Besten gibt. Er porträtiert einen Mann ohne Bezug zur Realität, der von seinem Wahn der extremen Gewalt mitgerissen wird und moralisch völlig untergeht. Der Mörder löscht die Identität seiner Opfer aus und reinkarniert ihre Leichen als fiktive Figuren und Fernsehstars. Aus diesem Text konzipierte Gisèle Vienne 2006 ein Hörspiel, dann ein Puppenspiel und schließlich einen Film, der 2021 gedreht wurde und im September auf dem Programm der Sophiensæle in Berlin stand.

Die szenische Einheit des Films konzentriert sich in einer hypnotischen Plansequenz auf den Oberkörper von Jonathan Capdevielle, der in der Mitte einer leeren Bühne sitzt. In einer völligen Dissoziation ist der Bauchredner gleichzeitig Puppentheater, Figur und Puppenspieler für drei Handpuppen. Durch diese miniaturisierten Körper und Handlungen wirft er uns in einen Tatort, der mit Blut und Lüsternheit besudelt ist, wo der Ton zum Bild wird und der Schleim das Sperma ersetzt. Dieses makabre Delirium erreicht derartige Höhen der Obszönität, dass es bitterlich spaßig wird. Die Subjektivität der Figuren wird verzerrt und löst sich dann in einem solchen Grad an Schizophrenie auf, dass man nicht mehr weiß, wer wen fickt, ob es der Serienmörder ist, der die Leiche fickt, oder der Bauchredner, der den Serienmörder fickt. Es entsteht eine Erfahrung des Doppelgängers, des Anderen, der dennoch mit dem Selbst übereinstimmt, was eine absolute Verwirrung der Identitäten erzeugt. Aber wie kann es in einer Zeit, in der wir die barbarischsten Gräueltaten der gegenwärtigen Kriege beobachten, legitim sein, sich ein gewisses ästhetisches Vergnügen an einem solchen sadistischen Spektakel zu erlauben? Besteht nicht die Gefahr, dass die Betrachtung von Grausamkeiten den Wunsch hervorruft, diese nachzuahmen? Dieses moralische Dilemma ist aufgrund seiner Unlösbarkeit unbequem. Zwar gibt es keinen Ausweg aus diesem Unbehagen, aber dennoch konfrontiert es das bürgerliche Publikum mit niederträchtigen Figuren, zu deren Komplizen es wird, mit diesen Monstern, die unsere Gesellschaft erzeugt und die uns von innen heraus zerstören.

Während des Kalten Krieges war West-Berlin eine Hochburg des US-amerikanischen Kapitalismus und ein Ankerpunkt für die bürgerlichen und neoliberalen Werte der Bundesrepublik Deutschland. Hier liegen die Ortsteile Zehlendorf und Dahlem mit neoklassizistischen und neogotischen Villen, in denen Botschaften, Fakultäten und Militärgebäude untergebracht sind, in einem sehr sauberen Ambiente, das von modernistischen Gebäuden unterbrochen wird. Genau in diesem Teil der Stadt finden die Ausstellungen von Gisèle Vienne und Calla Henkel & Max Pitegoff statt. Man muss sagen, dass diese Ausstellungen, die den Einfluss des Neoliberalismus auf die Körper thematisieren, gut in diese ehemals abgeschottete Wirtschaftszone passen. Im Haus am Waldsee, einer Villa mit idyllischer Umgebung, zeigt Gisèle Vienne „This Causes Consciousness to Fracture – A Puppet Play“. Nicht weit davon entfernt wird „THEATER“ von Calla Henkel & Max Pitegoff im dunklen Fluentum ausgestellt, einem massiven und hochspießigen Gebäude, das zuerst von der Luftwaffe und dann von der US-Armee besetzt wurde und aus einem schwarzen, von elektrisch weißen Adern durchzogenen Marmor besteht. Die Praktiken dieser Künstler:innen unterscheiden sich voneinander, aber sie drücken einen gemeinsamen Wunsch aus, sich mit dem eigenen Körper und dem des Kollektivs zu synchronisieren und dem durch die Perversität der sozialen Beziehungen hervorgerufenen Zerfall zu widerstehen.

Seit dem Mauerfall hat Berlin einen Umbruch erlebt, der vom Triumph der Marktwirtschaft geprägt ist. Und selbstverständlich sind Künstler:innengemeinschaften wie die von Henkel & Pitegoff Teil dieser wirtschaftlichen Umstrukturierung. Seit ihrem Studium an der Cooper Union haben sich die beiden damit beschäftigt, verschiedene Orte zu Bars umzufunktionieren, angefangen mit ihren Studentenwohnungen in Berlin und New York. Im Jahr 2011 betrieben sie die Times Bar in Berlin. Dann eröffnete 2013 das New Theater in einem Schaufenster in Berlin-Kreuzberg. 2019 folgte die TV Bar im Ortsteil Schöneberg. Indem sie Bars betrieben, die voll von Kunstschaffenden aus dem Ausland waren, sahen sie sich mit dem Paradoxon konfrontiert, dass sie den Prozess der Gentrifizierung befeuerten. Diese Sorge ist in ihren Werken latent vorhanden, wie in „Apartment III“ (2014), einer Auswahl von Ansichten von Berliner Wohnräumen, deren ultra-standardisierte und entpersonalisierte Dekoration den Standards der Airbnb-Apartments entspricht, die in der Stadt immer mehr werden. Auf die Nostalgie der ehemaligen DDR, die die Künstlerin Henrike Naumann durch kitschige Retro-Möbel aus den 90er Jahren zum Ausdruck bringt, folgt die unternehmerische Ideologie seelenloser, entmenschlichter Wohnungen, die im Dienste der kollaborativen Wirtschaft der Vermietungsplattformen stehen. Eine vermeintliche Neutralität, die ebenso viele ideologische Botschaften vermittelt.

Calla Henkel & Max Pitegoff, New Theater Hollywood, Bild: Calla Henkel and Max Pitegoff.

Aufgrund ihres gemeinschaftlichen Charakters bildete die Bar gleichzeitig den Ursprungsort, die Bühne und einen der Protagonisten der Erzählungen von Henkel & Pitegoff. Aus den in ihrem „Gossipy Scrapbook“ gesammelten Gesprächen schufen sie fiktionale Stücke. Seit Anfang des Jahres ist das Künstlerpaar jedoch in einem richtigen Theater untergebracht, dem New Theater Hollywood in Los Angeles. Dort setzen sie sich weiterhin für ein Amateurtheater unter Freund:innen ein und laden jede/n ein, seine/ihre eigene Rolle zu spielen. Der Stummfilm „THEATER“, der im Fluentum zu sehen ist, wurde in diesem neuen Raum gedreht. Der Film zeigt, wie Kennedy, die von Leilah Weinraub gespielt wird, davon träumt, ein Ensemble zu gründen. Mit dem Geld, das sie nach einem Autounfall von ihrer Versicherung erhalten hat, kann sie ein Theater kaufen, ist aber aus finanziellen Gründen gezwungen, vor Ort zu leben und es gleichzeitig an andere Künstler:innen zu vermieten. Dort stellt sie fest, dass ihr Theater durch eine Mauer in zwei Hälften geteilt wurde und sich auf der anderen Seite ein weiteres, identisches Theater befindet, in dem Performer:innen rund um die Uhr an einem Online-Kurs teilnehmen. Sie schaut gebannt auf den Bildschirm und gibt sich dieser Reality-Show hin, in der ein guruähnlicher Lehrer ein Klima der Gewalt, des Verlangens und der gegenseitigen Ausbeutung unter den Lernenden schafft. Wie so oft in den Werken dieses Künstlerduos zeigt auch dieser Film die materiellen Lebens- und Schaffensbedingungen von Künstler:innen, die mit Vertreibung und wirtschaftlichen und moralischen Dilemmas konfrontiert sind. In einer Kulisse aus Spiegeln und glitzernden Metallgirlanden, die das analoge Bild samtig machen, erhält diese düstere Geschichte einen melancholischen und burlesken Unterton. Der camphafte Humor des Textes und die schillernde Textur der 16-mm-Photographie mildern die Erzählung ab. Diese altmodische Ästhetik will möglicherweise die Nostalgie und die Künstlichkeit der Traumfabrik Hollywood in Szene setzen, die Kenneth Anger als „künstlich-schäbige Stadt“ bezeichnet.

Das Auto und das Theater haben mehr gemeinsam, als es auf den ersten Blick scheint: Bewegungen, Licht, Dialoge und Richtungen. Beide sind auch Orte, an denen ein Casting beginnen kann, wie im Fall von Kennedy als Fahrerin derjenigen, die ihre Darsteller:innen werden sollen. Dann braucht es nicht viel, um eine Bühne zu bilden: ein Mikrofon und einen Lautsprecher, ein Podest oder ein paar Stühle. All das hat Kennedy in ihrem Kofferraum immer griffbereit, wenn es nötig ist. Es handelt sich um recht einfache Protokolle, die in der öffentlichen Rede an der Kreuzung der Boulevards in Los Angeles Widerhall finden. Mit oder ohne Mikrofon erobern junge, in „Guerilla Readings“ organisierte Künstler:innen und Schriftsteller:innen den öffentlichen Raum dieser Stadt zurück, die ihnen besonders feindlich gegenübersteht. Bis zu einem bestimmten Alter scheint man mit Mythen und Worten noch durchkommen zu können, wenn das Geld fehlt.

„The town was one giant audition.[1]

Installationsansicht, Gisèle Vienne. This Causes Consciousness to Fracture – A Puppet Play, Haus am Waldsee, 2024, Bild: Frank Sperling.

Berlin ist auch die Heimat des expressionistischen Theaters und des Theaters der Angst, das als Kulisse für Gisèle Viennes Puppen dient. Jene, die im Haus am Waldsee ausgestellt werden, sind in verschiedenen Totenhaltungen erstarrt, gefangen in der Stasis ihrer steifen Körper, mal als Liegefiguren, mal als Leichen im Sarg. Hier gibt es keine Emotionen, keinen Horizont – alles ist gedämpft. Man ertappt sich dabei, andere Besucher:innen anzusprechen, weil sie sich bewegen, obwohl man sie für Puppen gehalten hätte. Man sagt: „Sie haben mich erschreckt“, „Tut mir leid“, „Nein, es ist meine Schuld, ich fühle mich manchmal selbst wie eine Puppe“. Man entflieht dem Körper und wird zum Komplizen einer Gewalt, die einen hilflos zurücklässt. Das melancholische Weiß der Puppen ähnelt dem der schweren Tischdecken in bürgerlichen Cafés, wo die Gespräche leise geführt werden, als müsse ein Geheimnis verschwiegen werden, und wo die Worte durch scharfes Besteck und laute breite Teekannendeckel zerhackt werden. Diese geschwungenen Kannen aus Chrom sind ideal, um das Kommen und Gehen zu beobachten, ohne dass ein direkter Blick zwischen Gästen und Kellner:innen ausgetauscht wird. Angharad Williams hat übrigens ein Werk zu diesem Thema geschaffen. In der Ausstellung von Gisèle Vienne öffnen sich die Vorhänge unseres normativen Gesellschaftstheaters und geben den Blick auf ernste und groteske Puppen frei, die, wenn sie könnten, vielleicht in diese Cafés gehen würden, die rund wie Galopprennbahnen sind, um sich in die Luft zu sprengen, um sich dem Genuss hinzugeben, zu weinen und alles durcheinander zu bringen[2]. Nichts ist ernster als eine Kinderzeichnung.

Aber was haben uns diese stets weißen, schlanken und ewig jungen Gestalten zu sagen? Die Philosophin Elsa Dorlin verbindet dieses matte Weiß mit dem der heteropatriarchalen Gewalt, ohne dabei diese Symbole in einer eindeutigen Interpretation im Hinblick auf den weißen Imperialismus zu verfestigen. Die nachdrückliche Präsenz dieser stereotypen Körper mit ihrem hohen mimetischen Potenzial wirft dennoch Fragen über die Auswirkungen der Reproduktion von westlichen machistischen Normen auf. Besteht nicht die Gefahr, dass die Idealisierung einer einzigen Körperform und einer einzigen ethnischen Identität auf Kosten der Vielfalt bestehende Wahrnehmungshierarchien legitimiert? Die Frage bleibt offen, aber ich glaube, dass ihre Bedeutung am stärksten zum Tragen kommt, wenn sie sich an weiße bürgerliche Besucher:innen richtet. Diese Besucher:innen waren noch vor Viennes Ausstellungen Zeugen der Erotisierung junger Körper. Diese entkörperten Figuren ohne Biografie und Innerlichkeit veranschaulichen die grausamen Folgen eines objektivierenden Blicks. Dieser Blick drängt reale Körper in die Anpassung an eine standardisierte Vorstellungswelt und in die Beschränkung ihrer Psychologie auf eine geschminkte Oberfläche. Offensichtlich erheben sich Viennes Puppen zu Märtyrern und tragen die Kritik an einem System in sich, das ein Schönheitsideal als Unterdrückungsinstrument aufzwingt. So richtet sie die Grausamkeit des Blicks, der entmenschlicht und tötet, an uns. Denn wie sie sagt: „Die Liebe des Pygmalion ist eine Aggression[3]“. Dem katatonischen Zustand ihrer Puppen stehen die Diskussionen gegenüber, die sie im CN D – Centre National de la Danse – in Pantin initiiert hat. Seit 2021 findet dort das Seminar „Travailler la violence“ von Elsa Dorlin statt, die Gisèle Vienne dazu eingeladen hat, kollektive Neuschreibungen der vergangenen und laufenden Geschichte zu sammeln, mit dem Ziel, die Erinnerungskultur der Kämpfe zu teilen. Und dies in einem Rahmen, der für die „Neucodierung der Wahrnehmungen“, wie sie es nennt, viel günstiger zu sein scheint.

Installationsansicht, Gisèle Vienne. This Causes Consciousness to Fracture – A Puppet Play, Haus am Waldsee, 2024, Bild: Frank Sperling.

[1] Aus dem Film „THEATER“, Calla Henkel und Max Pitegoff, 2024.

[2] Romain, der Teenager in Dennis Coopers Film „Permanent Green Light“ (2018), verspürt auch diesen dringenden Wunsch, sich in die Luft zu sprengen, weniger um zu sterben als um Ekstase zu erreichen.

[3] Gisèle Vienne in Elsa Dorlin (éd.) Feu ! Abécédaire des féminismes présents, Libertalia, 2021.

ANDREANNE BEGUIN – VOM NOTGELD ZUR BLOCKCHAIN

Andréanne Béguin ist eine junge Kuratorin und Kunstkritikerin, die 2024 für das Reise- und Forschungsstipendium in Deutschland ausgewählt wurde. Im Rahmen dieses Programms verfasste sie den kuratorischen Text „Vom Notgeld zur Blockchain“ (2024), der das Ergebnis ihrer Recherchen während ihrer Besuche in Frankfurt, Berlin und Hamburg ist.

Kohle, Peseten, Koks, Mammon, Bims, Asche, Mäuse, Heu, Flocken … Umgangssprachlich gibt es unzählige Bezeichnungen für Geld. Diese Fülle an Bezeichnungen spiegelt die Bedeutung des Geldes in unserem Alltag wider, von seinen intimsten Vorkommen bis hin zu seinen öffentlichen und politischen Erscheinungsformen. Um es mit den Worten des Schriftstellers Thomas Baumgartner zu sagen, der gerade das Buch „L‘argent des gens, tentative d‘épuisement de nos porte-monnaie“ („Das Geld der Menschen – ein Versuch, unsere Geldbörsen zu erschöpfen“) veröffentlicht hat: „Das Geld macht unseren Alltag aus, fabriziert ihn, erzwingt ihn, gestaltet ihn. Es gibt ein absolutes Paradoxon zwischen Omnipräsenz und Vergänglichkeit“ (S. 9). Während dieser Autor sich im Gegensatz zu einer philosophisch-finanzorientierten Studie dafür entscheidet, das Geld durch individuelle Aussagen und Erzählungen zu porträtieren, ging es bei meinem Forschungsaufenthalt in Deutschland nicht darum, den Code des Überbaus des Kapitalismus zu knacken, sondern mit bescheidenerer Absicht darum, das Geld in seiner Dualität zu erfassen, sowohl als Sujet als auch als künstlerisches Medium.

Kunst und Kohle. Die Homophonie mag ein Lächeln hervorrufen, ein wissendes Lächeln, da es allgemein bekannt ist, dass diese beiden Wörter die zwei Seiten ein und derselben Münze sind. Einerseits macht der Kunstmarkt mit seinen Exzessen und horrenden Summen immer wieder Schlagzeilen, hinterlässt einen bleibenden Eindruck, fasziniert die einen und schreckt die anderen ab. Andererseits ist die prekäre Wirtschaftslage von Künstler:innen eine weniger glanzvolle Realität, für die die Legislative trotz des im Februar 2022 vorgelegten Gesetzentwurfs für „eine Einkommenskontinuität für Kunstschaffende“ immer noch taub ist. Die Verknüpfung dieser beiden Seiten ist hier offensichtlich und notwendig, da sie es ermöglicht, eine Architektur der wirtschaftlichen und sozialen Werte, der beruflichen und strukturellen Realitäten zu entwickeln. Doch wenn es unbestreitbar ist, dass Kunst einen Geldwert hat, wie steht es dann um den künstlerischen Wert des Geldes? Welche plastischen Qualitäten besitzt es? Welche erzählerischen Möglichkeiten? Welche Ikonografie trägt es mit sich? Ist es eine Ikonografie wie jede andere? Ohne Ausführlichkeit oder Wahrhaftigkeit anzustreben, begebe ich mich hier in einer Kombination aus Atelierbesuchen und Treffen mit Historikerinnen auf eine kuratorische Wanderung durch Deutschland, die diesem grünen Faden folgt.

Im Historischen Museum Frankfurt werden über 150.000 Münzen auf Dutzenden von laufenden Metern an Vitrinen aufbewahrt. Sie bieten einen geschichtlichen Überblick von den griechischen und römischen Zivilisationen über die Einführung des Pfennigs durch Karl den Großen bis hin zur Einführung des Euro. Die überwiegend runden Münzen variieren in Motiv und Material und ermöglichen es, diese Gesellschaftsfragmente in Zeit und Raum zu verorten. Weiter hinten hängt eine Tafel, die sich mit einer der ersten Finanzkrisen befasst: der Kipper- und Wipperzeit (1618-1648). Die Münzenentwertung zur Finanzierung des Dreißigjährigen Krieges führte zur Prägung von Metallmünzen mit immer geringerem Wert. Die Menschen zerschnitten und schliffen die Münzen mit den wertvolleren Metallen und mischten die verbleibende Seite mit weniger seltenen Metallen. Auch heute noch ist die Materialität des Geldes im globalisierten und allumfassenden Finanzsystem von Bedeutung. Özlem Günyol & Mustafa Kunt griffen diese Materialität auf und schufen ihre Serie mit dem vielsagenden Namen „Materialistic Paintings“, die auf Wertschwankungen und andere metallurgische Hybridisierungen im 17. Jahrhundert anspielt. Die 2018 begonnene Serie ist vom Minimalismus Josef Albers‘ und seinen Quadraten inspiriert und stellt eine malerische Umsetzung von Münzen der Währungen dar, die weltweit am häufigsten gehandelt werden, wie der US-Dollar, der Euro, das Pfund Sterling und der japanische Yen. Die in den Münzen enthaltenen Metalle werden in Pulverform auf Flächen aufgetragen, die proportional zu den in jeder Münze enthaltenen Mengen sind. Kupfer, Messing, Nickel, Zink etc. stellen alle ihre chromatischen Variationen zur Schau. Die Währung wird hier nach ihren chemischen Eigenschaften dargestellt und somit abstrahiert. Dennoch werden die länderspezifischen Bodenschätze sichtbar gemacht, und die Währungshierarchie, die bei internationalen Umrechnungen gilt, wird durch eine bemalte Oberfläche veranschaulicht.

Özlem Günyol & Mustafa Kunt, Materialistic Paintings, 2018 – laufende Serie. Metallpulver, Hahnemühle-Büttenpapier 300 g/m², 76×82 cm. Euro, 10 Cent. %89 Cu, %5 Al, %5 Zn, %1 Sn. Foto: Katrin Binner.

Neben der Materialität zeigt die numismatische Sammlung des Historischen Museums Frankfurt auch eine große Vielfalt an Darstellungen, die auf Münzen geprägt wurden. Adler, Löwen, Porträts, Symbole … Eine ganze Ikonografie, durch die das Geld nicht nur als Zahlungsmittel, sondern auch als Kommunikationsmedium erscheint. Pablo Schlumberger näherte sich der starken Botschaft des Geldes mit einem spielerischen Ansatz. Anlässlich eines Performance-Abends, der 2018 in der Klosterruine Berlin stattfand, schuf der Künstler sechs Münzen, die anhand von 3D-Modellen aus Silber gegossen wurden und jeweils einer der gezeigten Performances entsprachen. Im Anschluss daran beauftragte er die Numismatik-Forscherin Ulrike Peter mit der Deutung dieser sechs Münzen. Ihre Analyse wurde 2023 in einer der Publikationen des Künstlers veröffentlicht. Die Spekulation richtet sich hier nicht auf den Wert des Gegenstands, sondern wird auf das Gebiet der Bedeutung, der Symbolik gelenkt. Geld als Darstellungsmedium weckt Vermutungen, Phantasie, mentale und sensible Projektionen.

Ausgehend von „Euro Manikin“, einer anthropomorphen Skulptur aus 1€-Münzen – die inzwischen auf mysteriöse Weise verschwunden ist – schuf Pablo Schlumberger eine Reihe von Zeichnungen und Fotografien, die diese rätselhafte Figur in Szene setzen. Der Künstler versetzt uns in eine andere Form der Rationalität, zugleich schelmisch und humorvoll, in der das Geld personifiziert wird. In den Brunnen von Rom oder Neapel scheint es unabhängig von uns seine eigenen Abenteuer zu erleben – was das Geld schließlich auch in der dematerialisierten Finanzwelt sehr gut kann …

Pablo Schlumberger, TOTAL REFUND 13, Tinte auf farbigem Papier, 29,7 x 21 cm, 2019. Foto: Robert Schlossnickel.

In der Hamburger Kunsthalle gehört die Münzen-, Medaillen- und Plakettensammlung zur Skulpturenabteilung, da die Sammlung darauf abzielt, den künstlerischen Wert der Münzen, die Arbeit der Goldschmiede und die Resonanzen mit anderen Werken in den Vordergrund zu stellen. Einer der historischen Kuratoren bezeichnete die Münzsammlung als eine Galerie von Miniaturporträts. Nicht die gesamte Sammlung ist ausgestellt, sie nimmt einen einzigen Raum im Rundgang ein, und dort entdecke ich in einer Vitrine eine – nicht flach, sondern schräg gezeigte – Münze, die außergewöhnlich dünn ist. Durch eine materielle Assoziation entsteht eine Verbindung zur Kunst von Rosa Lüders, die ausschließlich mit Aluminiumfolie arbeitet. Ihre Inspirationsquellen sind vielfältig und umfassen griechische Votivikonen auf weichem Metall ebenso wie Geldspielhallen oder die von der Deutschen Demokratischen Republik geprägten Münzen. In ihnen verschränken sich die Begriffe Glauben, Werte, Wetten und Gewinn miteinander. Anstelle der Eulen und Pferde, die in der Kunsthalle zu sehen sind, gibt Rosa Lüders dem Aluminium die Form von Kirschen, Flammen und Zitronen. Eine moderne Bildsprache, die direkt aus den Spielautomaten stammt, die schnelles Geld versprechen. Ebenso wie ihr reflektierendes Material spielt die Künstlerin mit der Verblendungskraft und dem Spiegeleffekt des Geldes.

Rosa Lüders, Sizzling Hot, 2023 ; 330 x 300 x 30 cm ; Aluminium, Tinten-Mineral.

Auch Rosanna Marie Pondorf arbeitet mit einer hochmodernen Bildsprache, den Emojis. Auf Wertschöpfungspapier, das aus entwerteten Euro-Banknoten hergestellt wird, druckt sie einige dieser Emojis, um auf deren geopolitische Implikationen hinzuweisen. Beispielsweise lautet das Motto der Münze der Emoji-Sprache, die einen amerikanischen Adler darstellt, „The Crazy One“. Ein weiteres Beispiel: US-Dollar haben kleine Flügel. Obwohl Emojis witzig und skurril sind und zu einem alltäglichen Kommunikationsmittel geworden sind, bleiben sie dennoch ein bedeutungsvolles Instrument im Dienste der US-amerikanischen Softpower und der herrschenden kapitalistischen Ideologie. Indem die Künstlerin wertloses Geld in Papier und scheinbar harmlose Emojis in Totems verwandelt, kehrt sie die Wahrnehmung um und äußert eine Kritik an den wirtschaftlichen Interessen der Kontrolle über die digitale Sprache.

Rosanna Marie Pondorf, Wertschöpfungspapier [flying money], 2023, Tintenstrahldruck auf handgeschöpftem Papier aus entwerteten Euronoten, Spreizstange, Nippelklemmen, Karabinerhaken, Augbolzen, 44 x 29,5 cm.

Von den Münzen geht es zu den Banknoten, die im 17. Jahrhundert regelmäßig von den Zentralbanken der europäischen Staaten ausgegeben wurden. Der Wert der Geld-Einheit wurde vervielfacht, da er nicht mehr an die Materialität und die metallurgische Zusammensetzung des Trägers gebunden war, sondern an ein System des Glaubens und des Vertrauens. Wir glauben, dass ein Rechteck aus Papier 100 Dollar wert ist. Und das glauben wir schon lange. Es kommt vor, dass dieser Glaube ins Stocken gerät. Die deutsche Geschichte war von diesem Misstrauen gegenüber dem Papierwert geprägt. Am Ende des Ersten Weltkriegs, ab 1916-1917, brach der Wert der Reichsmark ein. In meinen deutschen Schulbüchern wurde gezeigt, wie die Kinder in der Weimarer Republik Drachen aus Geldscheinen bastelten, während ihre Eltern mit Schubkarren voller Mark einkaufen gingen. Die Behörden waren schnell überfordert und erlaubten die Ausgabe von sogenanntem Notgeld. Es wurde von Stadtverwaltungen, Unternehmen und Regionalbanken ausgegeben und sollte die Mark während der Krise ersetzen. Um es attraktiv und ansprechend zu gestalten, wurden Künstler und Grafiker mit seinem Design beauftragt. Insgesamt wurden in dem betreffenden Zeitraum bis 1922 über 1.600 verschiedene Arten von Notgeld gedruckt und verbreitet.

In der Giesecke+Devrient Stiftung Geldscheinsammlung München hatte ich Zugang zu einer der bedeutendsten Sammlungen von Notgeld. Als ich es in den Händen hielt, konnte ich die verschiedenen Größen, Druckarten, Reliefs, Farben und Symbole wahrnehmen. Auf einigen Scheinen stehen Gedichte über die Krise – „Nach der Zeit des Papiers werden Silber und Gold zurückkehren“ –, auf anderen sind Esel abgebildet, die Banknoten defäkieren. Einige sind ernster und verweisen auf lokale volkstümliche Elemente wie Helden und Bauwerke. Jeder Schein spiegelt den Zeitgeist wider und gestaltet durch die Einführung von künstlerischen Formen das Glaubenssystem um. Tom Wilkinson untersucht in einem aufschlussreichen Essay1 die künstlerischen Implikationen und Beiträge des Notgeldes und beschreibt die verschiedenen verwendeten Darstellungen. Was mich betrifft, so war ich von der Fülle des Bestiariums beeindruckt: Ziegen, Löwen, Hunde, Drachen, Fische, Vögel … Eine Tradition der Ikonografie, die, wie man sieht, weit zurückreicht. Dem steht Jana Eulers Malerei in nichts nach. Ihre gesamte Kunst beruht auf der Kritik an Kapitalflüssen und Finanzzahlen, und auf ihren Gemälden finden sich chimärische Tiere, Delfine, Haie, Pferde und sogar eine inflationäre Version des Einhorns, das sogenannte „Morecorn“2.

Inflation als Inspirationsquelle. Genau in diese Meta-Anomalie führt uns Michael Riedel. Der Künstler wurde zunächst 2017 vom Geldmuseum der Deutschen Bundesbank in Frankfurt eingeladen, wo er anhand des gesamten E-Mail-Verkehrs mit seinem damaligen Galeristen den Riedels schuf, eine Währung, die nur in Form von Scheinen existiert. Es entstanden 43 Designs auf Banknoten von 5 bis 500 Riedels. Anschließend wurde ein ganzes Transaktionssystem eingerichtet. In seinen Ausstellungen gab es Automaten, an denen man Geld gegen Riedels umtauschen konnte. Dann wurde eine neue Serie herausgegeben und die inflationäre Form der Riedels wurde eingeführt. Manchmal konnten Rubbellose gekauft und „Inflation Riedels“ gewonnen werden, mit denen man wiederum ein Werk des Künstlers erwerben konnte. In diesem Fall dient das Geld nicht nur der Schaffung von Formen, sondern auch von Interaktionen, da das Publikum gewissermaßen an diesem Transaktionssystem „arbeitet“, das übliche Triebfedern nutzt: Gewinnsucht, Habgier, das „immer mehr“.

Michael Riedel, Riedels 25.000 (12), 2017. Offsetdruck auf Papier, Heißprägedruck, 12,6 x 20,5 cm. © Studio Michael Riedel

Während Michael Riedel sich in eine Bank und ein Geldsystem verwandelt hat, hat sich Niko Abramidis in ein Start-up-Unternehmen verwandelt. Das Vertrauen der Menschen in das Geld ist seiner Meinung nach von derselben Art wie das Vertrauen von Sammlern in einen Künstler. Wenn ein Künstler sich selbst Zeichnungen verkauft, nimmt er dann nicht eine Aufteilung seines Kapitals in Anleihen vor? So hat er in eine Reihe von Zeichnungen das neueste unter anderem durch Apple Pay generierte Chip-Zahlungssystem integriert. Der Künstler lässt uns auf einem Bündel 500-€-Scheine oder an einem typisch korporativen Besprechungstisch in den ehemaligen Räumen einer Investitionsbank sitzen. An der Grenze zur Dystopie erfindet er „Cryptic Machines“, esoterische Geldautomaten aus einer vielleicht nicht allzu fernen Zukunft, in der das kapitalistische System untergegangen ist und die Schlitze der Automaten weit geöffnet bleiben.

In einem Kontext des allgemeinen Misstrauens wurde in den 1920er Jahren das Notgeld eingeführt. Heutzutage, so Simon Denny, sind Kryptowährungen, NFTs und Blockchains „mächtige Alternativen zu den herrschenden Systemen des Fiat-Geldes, des Bankwesens und der Kunstproduktion, wie wir sie so lange kennen“3. Der Künstler und Kurator Simon Denny erforscht die Erfahrungen von Macht, ihre Ausdrucksmittel und ihre Vertreter in einfachen, nicht technologischen Formen wie Briefmarken oder Brettspielen. Als Leitfigur des kritischen Denkens über technologische alternative Währungen in der Kunst hat er zwei maßgebliche Ausstellungen konzipiert: Proof of Work im Jahr 2018 im Schinkel Pavillon und Proof of Stake im Jahr 2021 im Kunstverein in Hamburg. Beide versammelten verschiedene künstlerische Produktionen rund um Kryptowährungen und ihre politische, wirtschaftliche und erzählerische Realität. Geld nimmt immer dematerialisiertere Formen an, es wird immer geruchloser und flüchtiger, es beschwört immer tentakelhaftere Vorstellungswelten herauf. Als ich ein Kind war, sprang Onkel Dagobert (im Französischen „Picsou“) kopfüber in Pools voller Gold und Geldscheine. Heute ist CryptoPicsou das Pseudonym eines Händlers von Kryptowährungen.

Installationsansicht Proof of Work, Schinkel Pavillon, 2018. Enthält: CryptoKitties / Guile Twardowski, Celestial Cyber Dimension (Kitty .127), 2018. Foto: Hans-Georg Gaul.

1 https://journals.openedition.org/critiquedart/114597

2 Pauline Hatzigeorgiou, Jana Euler, Oilopa, Wiels, 21.06.-29.09.24

3 https://curamagazine.com/digital/simon-denny-art-and-crypto/

Les Vitrines 2024 – Ausstellung „All das, wovon ihr ihr noch nie gehört habt“ – Arthur Gillet

Les Vitrines ist ein Ausstellungsraum, der der französischen Kunstszene gewidmet ist und vom Büro für bildende Kunst des Institut français Deutschland sowie vom Institut français Berlin eingerichtet wurde. In diesem Jahr übernimmt die Kuratorin Lisa Colin die künstlerische Leitung, das Studio Kiösk die visuelle Gestaltung.

Neue Sprachen

In diesem Jahr lädt der Ausstellungsraum Les Vitrines nacheinander die Künstler Arthur Gillet und Lou Masduraud ein, sich an einer romantischen Revolution zu beteiligen. Von Seidenmalerei bis hin zum Patinieren von Bronze geben sie mit ihren einzigartigen und sorgfältigen Methoden den traditionellen Fertigkeiten einen neuen Anstrich und bringen wunderbare Welten zum Vorschein, die bislang verborgen waren. Die eigens zu diesem Anlass geschaffenen Fresken erheben das lange Währende, die Verflechtung und die Wiederentdeckung der Seide und des Hörens zu unverzichtbaren Triebkräften für den Wiederaufbau einer gemeinsamen Welt.

Arthur Gillet, All das, wovon ihr ihr noch nie gehört habt

08.03. – 15.06.2024

Vernissage am Donnerstag, den 8. März 2024 um 19 Uhr und Performance von Arthur Gillet um 20 Uhr, Eintritt frei

Mit einer Seidenmalerei von 25 Metern Länge zeichnet Arthur Gillet seinen Werdegang nach, wissend um seine Schwierigkeit, sich an die Welt und andere anzupassen. Dieses persönliche und zugleich universelle Fresko zeugt vom Leben eines CODA – Child of Deaf Adults [hörendes Kind von gehörlosen Eltern] und offenbart oft unterschätzte Aspekte des Lebens von Gehörlosen und soziokulturelle Herausforderungen, die mit diesem Anderssein einhergehen. Mit einer Gruppe von Figuren überwindet das Werk die Sprachbarrieren und erkundet die Feinheiten der nonverbalen Kommunikation.

Mit einem Pfeil, der das Ohr von Arthurs Mutter durchbohrt, erinnert die Malerei an deren Hörverlust und an die Lebensabschnitte, die daraus folgten: ihre Erziehung im Kloster, wo man ihr verbot, sich in Gebärdensprache auszudrücken, ihre Beteiligung am Réveil Sourd („Erwachen der Gehörlosen“), einer Bewegung, die sich für die Rehabilitierung der französischen Gebärdensprache einsetzte, die Geburt von Arthur und seine schwierige Eingliederung in eine Welt zwischen Gehörlosen und Hörenden, die soziale Isolation, die Hänseleien und die Gewalt aufgrund des Andersseins, ehe beide, Mutter und Sohn, durch die neuen Technologien eine Form der Emanzipation fanden. Arthur Gillet ließ sich dabei von den Buchmalereien von Cristoforo de Predis inspirieren, einem gehörlosen Künstler des italienischen Mittelalters, insbesondere was die Verwendung von kräftigen Farben und die Darstellung von symbolischen Strukturen betrifft: Architektonische Elemente – Inklusorien, Kirchen, Tore, Türme – sind für die dargestellten Figuren, die von unsichtbaren Wesen geleitet werden, gleichermaßen Orte der Isolation und des Übergangs. Die Ikonographie offenbart die oft verschleierte Rolle der Religion in der Geschichte der Gehörlosen, in der die Gleichsetzung von Gehörlosigkeit mit geistiger Behinderung zum Wegsperren und zur Stigmatisierung der Betroffenen geführt hat. Die figurative Darstellung, eine Kunst, die bereits in den Kirchen zur Vermittlung des Inhalts eines Buches an eine analphabetische Bevölkerung angewandt wurde, beschränkte sich jedoch nicht auf einen rein pädagogischen oder schmückenden Aspekt. Die Fresken von Fra Angelico im Kloster San Marco waren als Stütze für den inneren Dialog gedacht. In der Kultur der Gehörlosen und der CODA ist die Überzeugung entstanden, dass das Bild über eine westliche (platonische, christliche oder moderne) Dialektik hinaus nicht das Substitut einer ihm überlegenen intellektuellen Wahrheit ist, sondern eine eigenständige, bedeutungsvolle und facettenreiche Ausdrucksform, die die Grenzen des gesprochenen Wortes überwindet.

Gehörlos oder CODA zu sein war dennoch bis 2005 gleichbedeutend damit, keine Muttersprache zu haben. Beim Mailänder Kongress von 1880 kamen 225 „Spezialisten“ zusammen, darunter nur drei Gehörlose, und fassten den Beschluss, die gesprochene Sprache auf Kosten der Gebärdensprachen zu fördern. Die Gebärdensprachen blieben bis 1991 verboten[1], ehe sie im Laufe der 2000er Jahre (in Frankreich im Jahr 2005) nach und nach in Europa als offizielle Sprachen anerkannt wurden. Der Oralismus verlangte von gehörlosen Menschen eine erzwungene Integration durch Nachahmung unter Anwendung von schmerzhaften und verstümmelnden Methoden (Apparate, Trepanationen). Er war Teil einer Pädagogik, die vorgab, dass man hören und sprechen können muss, ehe man schreiben lernen kann, und wertete die Fähigkeiten und die Intelligenz ab, die bei jedem Menschen individuell ausgeprägt sind. Mit ihm entwickelten sich Methoden des erzwungenen Lernens, nach dem Motto: Dieses Kind wird genau wie die anderen sein: Es wird hören und es wird sprechen[2]. Folglich herrschte 2003 in Frankreich unter den zwei Millionen von Geburt an gehörlosen Menschen ein massiver Analphabetismus von 80 %[3]. Dies betrifft auch die Mutter von Arthur, die 1971 den einzigen für sie realisierbaren Abschluss erlangte, einen Befähigungsnachweis in Hauswirtschaft. In den 70er und 80er Jahren beteiligte sie sich an der Bewegung Réveil Sourd, die sich im Schulterschluss mit den organisierten Kämpfen von Feminist*innen, Antirassist*innen, LGBTQ-Aktivist*innen und Kolonialismusgegner*innen, die für ihre Anerkennung und ihre Rechte eintraten, für eine zweisprachige Erziehung von gehörlosen Kindern stark machte. Durch diese Begegnung mit anderen Gehörlosen erlernte Arthurs Mutter im Alter von 17 Jahren ihre „natürliche Sprache“, die Gebärdensprache.

Indem er bisweilen traumatische Begebenheiten noch einmal abruft, macht Arthur Gillet wenig bekannte soziopolitische Zustände sichtbar und schafft Aufmerksamkeit für die häufig erfolgende Parentifizierung: Den CODA wird dabei die Rolle als Vermittler oder Elternteil im Kontakt mit einer in vielen Bereichen (Arbeitssuche, Übersetzung, Sozialisierung, Integration) ableistischen Gesellschaft von Hörenden auferlegt. Der Künstler stellt den bedeutenden Einfluss der technologischen Entwicklungen wie die Erfindung des Minitel-Systems, des Telefons, der Funk-Blitzlampe Lisa (die Töne als Lichtsignale wiedergibt) oder des Teletexts Antiope (für die Live-Transkription von Dialog und Ton aus Filmen, dargestellt mit einem Farbcode) heraus, die nicht nur die Kommunikation und soziale Integration erleichtert, sondern vor allem auch dazu beigetragen haben, dass gehörlose Personen selbstständiger leben können. In seinem Fresko entwickelt er eine vielschichtige Ikonographie des Unsichtbaren, in der die Technologie die Religion in den Hintergrund drängt: Die Engel werden durch verkündende Bildschirme ersetzt, der Glockenturm der Kirche durch einen Sendemast und die Heiligenstrahlen sind Funkwellen. Das 21. Jahrhundert wird damit zum Zeitalter der Magie, Dinge geschehen, ohne dass man ihre Funktionsweise versteht. Nach dem Vorbild von Hilma af Klint[4], deren Aufzeichnungen und Bilder vom Spiritismus geprägt sind, ist das Werk von Arthur Gillet ein Portal zu anderen Dimensionen, in denen Realität und Fantasie gleichsam existieren. Die Verwendung der figurativen Darstellung macht eine physische Kondition sichtbar, die es sonst nicht ist, und wirkt so deren „Monstrosität“, d. h. eben jener fehlenden Wahrnehmbarkeit, entgegen. Die neuen Technologien haben der Bewegung ebenfalls eine hohe Sichtbarkeit verschafft, eine selbstverwaltete politische Repräsentation nach dem Beispiel anderer Minderheiten.

Das von hinten beleuchtete Fresko nimmt Züge von Kirchenfenstern oder einer Leinwand an und folgt dem Ablauf eines Kinofilms: Wer an dem Ausstellungsraum vorbeigeht, entdeckt eine Abfolge von Bildern, die als stumme Zeugen des Lebens eines CODA zum Leben erwachen. Zwischen dem Anspruch, genau „wie die anderen“ zu sein und jenem, in seiner Besonderheit anerkannt zu werden, löst Arthur Gillet die Stereotype auf und stellt die Gehörlosigkeit nicht als ein Unvermögen dar, sondern als einen Unterschied auf körperlicher, intellektueller und emotionaler Ebene. All das, wovon ihr noch nie gehört habt ist ein visuelles Manifest; das ergreifende Zeugnis eines Kampfes für Inklusion und die Anerkennung der Gehörlosenkultur.

Lisa Colin

[1] Ab 1975 lehrten in der Île-de-France Vereine wie das IVT – International Visual Theatre die französische Gebärdensprache. Erst mit der „Fabius“-Gesetzesnovellierung von 1991 wurde den Familien das Recht zugesprochen, einen zweisprachigen Unterricht für ihre Kinder zu wählen. Dieses Dekret wurde jedoch kaum beachtet, sodass in der Folge lediglich 1 % der gehörlosen Schülerinnen und Schüler Zugang zu diesen Strukturen hatte.

[2] Marcelle Charpentier, Cet enfant sera comme les autres : il entendra, il parlera. Dès l’âge de la maternelle (Éditions sociales françaises, Paris, 1956).

[3] Brigitte Parraud und Carole Roudeix, „Bibliothèque, lecture et surdité“, BBF – Bulletin des bibliothèques de France (online abrufbar, 2004).

[4] Schwedische Malerin (1862-1944), die ihr Leben und ihre Arbeit der Erforschung des Unsichtbaren gewidmet hat

Arthur Gillet (geb. 1986, lebt und arbeitet in Paris) ist ein bildender Künstler und Performance-Künstler. Parallel zu seinem Studium an der École des beaux-arts de Rennes absolvierte er eine Ausbildung in zeitgenössischem Tanz im Musée de la danse. Er wuchs begleitet vom Prozess der geschlechtlichen Transition in einer gehörlosen und neurodiversen Familie auf, die vom Arbeitsmarkt ausgegrenzt war. In seinem Werk vertieft Arthur Gillet die Themen Verlangen, Identität, sozialer Kampf und Medien; mit seiner Performance‑ und Happening-Kunst besetzt er öffentliche und institutionelle Räume. Er ist geprägt von Autorinnen und Künstlerinnen, die seine geschlechtliche Transition begleitet haben: Naoko Takeuchi, Jane Austen, Valtesse de la Bigne, Virginia Woolf, Murasaki Shikibu, Isabelle Queval, Geneviève Fraisse, Elisabeth Lebovici. Seine Arbeit hat Arthur Gillet sowohl in Frankreich als auch im Ausland präsentiert, unter anderem im CAC Brétigny, im Palais de Tokyo (Paris), in der PROXYCO Gallery (New York) und im Transpalette – Centre d’art contemporain de Bourges.

Website: https://arthurgillet.com/

Instagram: @arthurouge

Fotocredits: Kathleen Pracht

Kiösk ist ein Grafikdesignstudio mit Sitz in Ivry-sur-Seine. Das Duo, bestehend aus Elsa Aupetit und Martin Plagnol, entwirft visuelle Identitäten, Websites, Plakate, Editionen und Beschilderungen im Rahmen von öffentlichen und privaten Aufträgen. Sie haben außerdem den unabhängigen Verlag Dumpling Books gegründet.

Studio Kiösk 

Instagram : @studio_kiosk

LES VITRINES 2022 | Ausstellung des Duos Ferruel & Guédon

19 Oktober 2022 – 08 Januar 2023

AFFG ist ein französisches Künstlerinnenduo, bestehend aus Aurélie Ferruel (geb. 1988) und Florentine Guédon (geb. 1990), das seit etwa zehn Jahren in den Bereichen Skulptur und Performance-Kunst zusammenarbeitet. Ihre Arbeit, die durch volkstümliche Riten und regionales Fachwissen bereichert wird, stützt sich auf althergebrachte Traditionen, die sie zu überwinden versuchen. Für Les Vitrines des Institut français Berlin hinterfragt das Duo die Rolle dieses Kunstraumes Vitrine: ein heiliger Ort, ein Ausstellungsraum, ein kommerzieller Ort, ein Raum des Schutzes, der Versuchung und der Aufbewahrung. Das Künstlerduo AFFG beschäftigt sich mit dem Platz einer lebenden Welt, verborgen unter eine Glasglocke, die ihrer natürlichen Entwicklung beraubt ist. Die erdachte Szenografie hinterfragt unsere sensorische Verbindung in einer krisengebeutelten Zeit und entstaubt den traditionellen Raum des Ausstellungsortes, um zu einem Schauplatz neuer Geschichten zu werden.

LES VITRINES 2022 | Philipp Röcker – Sentimental building

08. Juni 2022 – 09. Oktober 2022

Für die Ausstellung Sentimental building präsentiert der Künstler zum ersten Mal eine Reihe von Bronzearbeiten in verschiedenen Größen und Formen, die den sorgfältigen und achtsamen Umgang mit Materialien widerspiegeln. Dies gelingt ihm in verschiedenen Etappen, bei denen es darum geht, Vergängliches in Unvergängliches zu verwandeln. So zeichnet er zum Beispiel mit dem Finger Formen in den Sand, die erst in Wachs und anschließend in Bronze gegossen werden. Jedes Ausstellungsstück bedarf der besonderen Aufmerksamkeit des Betrachters – egal ob auf dem Boden liegend oder an die Wand gelehnt –, um die sanften Unregelmäßigkeiten ebenso wie die Zerbrechlichkeit eines robusten Materials zu erkennen. Die erhöhten Vitrinen richten unseren Blick auf eine Vielzahl von Werken, die in Abhängigkeit von ihrer Kombination ein Repertoire verschiedener Formen bilden – einen Buchstaben, ein Volumen, einen Abguss. Der Künstler verbindet seine gefühlsbetonten Arbeiten mit paläolithischen Werken, von denen die meisten noch heute rätselhaft sind. Er bietet dadurch die Gelegenheit, selbst zum Bildhauer zu werden, und stellt die erhabene Bronze der einfachen Geste gegenüber.

LES VITRINES 2022 | Raphaël Larre – Innerer Wald

Die seit 2021 initiierten „Les Vitrines“ sind ein Ausstellungsraum, der der französischen Kunstszene gewidmet ist und vom Büro für Bildende Kunst des Institut français Deutschland und dem Institut français Berlin eingerichtet wurde. In diesem Jahr übernimmt die Kuratorin Anne-Laure Lestage die künstlerische Leitung von „Les Vitrines“ und das Studio Haberfeld die visuelle Identität.

18. Februar 2022 – 29. Mai 2022

Auf der Suche nach neuen Formen der Strichmalerei widmet sich der französische Künstler Raphaël Larre dem Zeichnen. Seine auf Papier gebrachten Studien, die von der Bewegung geleitet sind und als Zeichnung oder Performancekunst Ausdruck finden, zeigen die Dinge des Lebens – die Straße, die Menschen, die Natur – wie sie sind. Raphaël Larre zeichnet spontan, außerhalb seines Ateliers, um so die Vergänglichkeit mit Leichtigkeit zu erfassen.Das für Les Vitrines gefertigte Wandbild Innerer Wald behandelt die grundlegende Frage nach dem Platz der Natur in unseren Städten. Durch die Kombination von Pflanzenzeichnungen, die in einem Berliner Park entstanden sind, und deutschen dekorativen Motiven, die im Atelier bearbeitet wurden, überlagert der Künstler die Linien im gleichen Maße wie er sie einander gegenüberstellt. Eine Tapete, die üblicherweise in prunkvollen Innenräumen zu finden ist, wird auf vielerlei Weise zerrissen, um eine überbordende, mit Zeichenkohle bearbeitete Vegetation zu enthüllen. Im Widerspruch zwischen dem häuslichen Umfeld und der wilden Natur erinnert die lebhafte Geste des Künstlers daran, dass unsere Handlungen sowohl eine politische als auch eine poetische Seite haben können.

Les Vitrines 2023 – Ausstellung „ICH HABE DIE MAUER NACH MEINEM WEG GEFRAGT (sie sagte mir, ich solle geradeaus gehen)“ – Fanny Taillandier

Les Vitrines ist ein Ausstellungsraum für die französische Kunstszene, der vom Bureau des arts plastiques des Institut français d’Allemagne und des Institut français de Berlin initiiert wurde. Für diese neue Ausstellungsreihe mit dem Titel L’horizon des événements wurde die künstlerische Leitung der Kuratorin Fanny Testas und die visuelle Identität dem Kollektiv Bye Bye Binary (Eugénie Bidaut, Roxanne Maillet und Léna Salabert) anvertraut. Drei französische Künstlerinnen, Vava Dudu, Lola Barrett und Fanny Taillandier, wurden eingeladen, das ganze Jahr über drei Ausstellungen zu gestalten, die neue sciences-fiction Erzählungen und Vorstellungswelten heraufbeschwören und sich als Zeitkapseln oder Wurmlöcher ausgeben.

Wenngleich die Räume der Freizügigkeit rund um die Welt zunehmen, gehen sie paradoxerweise mit immer schwieriger zu überwindenden Grenzen einher: Mauern, Stacheldrahtzäune, Seeüberwachung … So wird auf Freihandel mit Militarisierung und auf wachsende Mobilität mit der inflationären Schaffung von Sondergerichten reagiert, die den Wanderbewegungen der Menschen im Weg stehen. Auf die von Natur aus unpersönliche Sprache des Rechts und dessen Restriktionen antworten die kollektiven Gesänge der Migrationsströme, die seit der Entstehung der Schrift im Epos ihren Ausdruck finden.

Welcher Dialog ist möglich zwischen den Rechtsnormen, die überall auf der Welt im Namen von Prinzipien mit variabler Geometrie den Weg frei machen oder versperren, und unserem individuellen und kollektiven Bewusstsein, getrieben von dem Wunsch und dem Bedürfnis, die Welt zu durchstreifen? Indem sie einen Dialog zwischen zwei Maschinen in Gang setzt, die ihrem Wesen nach unfähig sind, einander zu verstehen, führt die Ausstellung ICH HABE DIE MAUER NACH MEINEM WEG GEFRAGT (sie sagte mir, ich solle geradeaus gehen) die unmöglichen Absprachen zwischen Sprachregimen vor Augen, deren Legitimität nicht am selben Ort entsteht und die doch, durch ihre jeweiligen Kräfte, die Welt formen, in der wir leben. Angesichts der Tatsache, dass die Schwelle von weltweit 100 Millionen emigrierten Personen im Jahr 2022 überschritten wurde, stellt das Konzept, Grenzen als Raum für vielschichtige Dialoge und für die Konfrontation zwischen verschiedenen Vorstellungswelten zu begreifen, eine Möglichkeit dar, der Zukunft das Wort zu erteilen.

Die Werke von Fanny Taillandier werden von einer Auswahl an Fotografien von Samuel Gratacap ergänzt, die aus dessen 2023 veröffentlichtem Werk Bilateral stammen.

Die visuelle Identität des Vitrines 2023 wurde von Fanny Testas dem französisch-belgischen Kollektiv Bye Bye Binary anvertraut, das gleichzeitig ein pädagogisches Experiment, eine Gemeinschaft, ein Atelier für variable typo-graphische Kreation, ein Netzwerk und ein Bündnis ist. BBB erforscht die Schaffung von grafischen und typografischen Formen, die sich an die inklusive Schrift anpassen lassen.

Visual identity by Bye Bye Binary (Eugénie Bidaut, Roxanne Maillet and Léna Salabert-Triby)

Die Vernissage fand am Donnerstag, den 12. Oktober 2023 ab 19 Uhr mit einer Performance von Fanny Taillandier und Noé Balthazard statt.

Katharina Ziemke, „Unwetter“ Ausstellung

Text verfasst von Lisa Colin im Rahmen des Stipendiums Reise- und Forschungsstipendium JEUNES COMMISSAIRES 2023

 

Von der Malerei über die Vide  okunst bis hin zur Performance entfaltet die deutsche Künstlerin Katharina Ziemke ein rohes und sorgfältiges künstlerisches Universum. Sie lässt sich von den Bereichen der Wissenschaft und der Geisteswissenschaften inspirieren, um Werkserien zu schaffen, die von ökologischen, feministischen oder medialen Überlegungen geprägt sind. Ihre großformatigen Gemälde auf Baumwoll-Leinwand, Dibond oder Reisblatt enthüllen figurative Szenen in leuchtenden Farben, die den Blick einfangen und uns mit beunruhigenden Realitäten konfrontieren.

 

Katharina Ziemke, Tempest #4, 2020, aquarell auf Baumwolle, 95 x 125 cm

Im Frühjahr 2023 wird die Künstlerin zu einem Aufenthalt in der Cité des Arts in Paris eingeladen, wo sie eine Reihe von Untersuchungen zu Stürmen entfaltet, buchstäblich als Wetterphänomene und als Metapher für die ökologischen Herausforderungen unserer Zeit. In ihrem Studio zeigen die Gemälde und Videoarbeiten eine Vielfalt von Perspektiven in Bezug auf Stürme und betonen insbesondere die Fakten, die wir zu kennen glauben.

Während der Recherchereise nach Berlin treffe ich erneut Katharina Ziemke, die mir die Kuratierung ihrer Ausstellung Unwetter anbietet. Zwischen Darstellung und Abstraktion, Traum und Realität beleuchtet der Werkkorpus Unwetter auf der ganzen Welt. Die mit Öl oder Tusche auf Reispapier gemalten Werke fangen die erhabene Schönheit und zerstöre-rische Kraft des Sturms ein und nutzen die Möglichkeiten des Mediums, intensive, gefühlsbetonte Farben und Texturen zu vermitteln.

 

Blick in die Ausstellung Unwetter, Humboldt Universität zu Berlin vom 28.09. bis 10.11.2023 © Stefan Klenke

Die Ausstellung ist als Gesamtinstallation im Dialog mit der Architektur der Humboldt-Universität zu Berlin konzipiert und lädt das Publikum ein, zwischen den Werken zu wandern, die Gemälde, Videos und Performances miteinander verbinden. Im Zentrum sammelt die Serie ‚Episode: Sturm‘ die Gedanken von gesellschaftlichen Akteuren: CSR-Manager, Politiker, Chemiker, Wissenschaftler und Teenager. Die Zeichnung, die nach und nach auf dem Bildschirm erscheint, steht neben den Interviews, in denen die Themen Nachhaltigkeit, Gesundheitspolitik, Zukunftstechnologien, Biodiversität, Untätigkeit wie auch Anpassung beschäftigen. Die Installation bietet eine Reflexion über unsere gemeinsame Umweltverantwortung angesichts des Klimawandels.

 

Blick in die Ausstellung Unwetter, Humboldt Universität zu Berlin vom 28.09. bis 10.11.2023 © Stefan Klenke

Obwohl in diesen subjektiven Fragmenten unweigerlich Melancholie mitschwingt, ermutigt uns Katharina Ziemke, diese Stimmung abzuschütteln. Die Ausstellung unterstreicht die Notwendigkeit, Kunst und Wissenschaft zusammenzubringen, um die Phänomene und Emotionen, die wir erleben, besser zu verstehen. Unwetter ist ein poetisches Experiment, für das das Publikum eingeladen wird, die aktuellen Katastrophen aus einem neuen Blickwinkel zu betrachten: Die Installation ist Schauplatz zahlreicher Debatten, Performances, Universitätskurse, Führungen und Workshops, um gemeinsam unsere Verpflichtungen zu überdenken.

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Das Reise- und Forschungsstipendium ist eine Initiative des BDAP und ein vom DFJW (Deutsch-Französisches Jugendwerk) gefördertes Projekt.

„ Es wird Stürme und Tornados geben.“ * — Clara Jo, Nests of Basalt, Nests of Wood

Text verfasst von Sarah Lolley im Rahmen des Stipendiums

Reise- und Forschungsstipendium

JEUNES COMMISSAIRES 2023

 

Das zweite Kapitel der Ausstellung „Indigo Waves and Other Stories. Re-Navigating the Afrasian Sea and Notions of Diaspora“ fand vom 6. April bis zum 13. August 2023 im Gropius Bau Berlin statt. Rund dreißig Künstlerinnen und Künstler zeigten ihre Werke zum Thema Afrasisches Meer[2], zu seinem narrativen Potential und seiner Fähigkeit, zwischen dem afrikanischen und dem asiatischen Kontinent – durch das Wasser, aber nicht nur – Verbindungen aufzubauen. Kuratiert von Natasha Ginwala und Bonaventure Soh Bejeng Ndikung mit Unterstützung von Michelangelo Corsaro zielte die Ausstellung darauf ab, die diasporischen Überlagerungen und Transfers zwischen den beiden Regionen hervorzuheben, wobei das Afrasische Meer zum „gemeinsamen Bindeglied wurde, das die Nuancen einer kulturellen, sprachlichen, politischen und historischen Reise von der Antike bis zur Gegenwart enthüllt[3]  „. Das Wasser wird somit zum diskursiven Werkzeug, zu einem Medium, das verleugnete, vergessene, historische oder fiktionale Geschichten enthüllt, zu einer geografisch und zeitlich verbindenden Komponente.

Neben den zahlreichen Werken, die den Weg der Besucherinnen und Besucher säumten – von den Textilmalereien von Lavanya Mani bis hin zu den Skulpturen aus Naturkautschuk von Rossella Biscotti –, besticht Nests of Basalt, Nests of Wood der Künstlerin Clara Jo dadurch, dass es vermag, mit einem fiktiven Anstrich die an bestimmten Orten tief verwurzelten Narben und Traumata ans Licht zu bringen. Die Künstlerin konzentrierte sich auf drei dieser Orte: einen anonymen Friedhof in Albion auf Mauritius; Flat Island, ein unbewohntes Eiland rund 12 km vom nördlichsten Punkt der Hauptinsel Mauritius entfernt und im 19. Jahrhundert[4] als Quarantäne-Insel genutzt; und einen fiktionalen dritten Ort, der vom Künstler Noam Rezgui herausragend in einer 3D-Animation dargestellt wurde.

Eine weiße Leinwand. Das Video beginnt mit einem Sturzflug durch die Wolken, der eine düstere, quasi-dystopische Inselwelt enthüllt. Zwei überlagerte Stimmen – als akustische Darstellung der generationsübergreifenden Verbindung zwischen dem Vogel-Erzähler, einem endemischen Weißschwanz-Tropikvogel, und seinen Vorfahren – erzählen uns eine Geschichte. Die der ungefiederten Zweibeiner, die eines Morgens unter den neugierigen Blicken der Insel- und Meeresbewohner an Land gehen, sowie die Geschichte, die dem Vogel-Erzähler von früheren Generationen mündlich überliefert wurde, als die Insel noch nicht von Menschen bewohnt war.

© Courtesy of Clara Jo, Ausbild aus seinem Videowerk „Nests of Basalt, Nests of Wood“

Diese Vorstellung von der arten- und generationsübergreifenden Weitergabe von Wissen spielt in dem Werk eine entscheidende Rolle, in dem der Gesang der Vögel „seinen Weg bis zu den Fühlern der Insekten und in die Gedärme der Krabben findet“. Als Ergebnis ihrer Archiv-Suche spiegeln die Sequenzen dieser 3D-Animation die ozeanischen Mythen wider, in die Symbole und Anekdoten konspirativer Theorien bzw. Überreste medizinischer Heilmethoden des 19. Jahrhunderts einfließen. Das Ganze stellt einen Raum dar, in dem die verharmlosenden und aseptischen Narrative einer „offiziellen“ Vergangenheit hinterfragt werden sollen, und eine dritte Stimme, wie die dritte Ebene der 3D-Animation, vor unseren Augen verstummt.

Nach dem Leben an Land entführt uns Clara Jo in die Tiefsee. Sie eröffnet uns eine fantasievolle Unterwasserwelt und zeigt uns, woher das von dem Vogel-Erzähler erwähnte „Grollen aus der Tiefe“ kommt.

© Courtesy of Clara Jo, Ausbild aus seinem Videowerk „Nests of Basalt, Nests of Wood“

Auf die Idee des Weißschwanz-Tropikvogels als Erzähler kamen Clara Jo und der Schriftsteller Aqiil Gopee, der den Text für die Off-Stimme schrieb, während ihrer archäologischen Arbeit auf Flat Island. Die überall errichteten „Nester“ zwingen die Vögel dazu, ihre Flugbahnen zu ändern und sich dem Gelände anzupassen, wodurch eine Kartografie einer neuen Gattung entsteht und der Vogel zu einem spirituellen Leittier mutiert, das ihrer Meinung nach das gleiche Ziel verfolgt wie sie. Die Vogelperspektive mag zwar an eine imperialistische Sichtweise erinnern, dient Clara Jo jedoch in Wirklichkeit dazu, uns die – unter anderem geologischen – Risse in den von ihr dargestellten Räumen auf unterschiedlichen Ebenen, in verschiedenen Maßstäben und aus diversen Blickwinkeln betrachten zu lassen, die nur aus dieser Perspektive möglich sind.

Der Vogel-Erzähler kommentiert die dargestellten archäologischen Ausgrabungen der Menschen, die durch die Untersuchung der Fundstücke verstehen wollen, wie und warum ihre Vorfahren vor über einem Jahrhundert auf diese Insel gekommen sind. Gleichzeitig erzählt er von der Kolonialisierung von Flat Island durch die „maßlosen Monster“, die sich „Nester“ aus Basalt von denen errichten ließen, „die sie als Diener erachteten“ und die selbst in wackeligen „Nestern“ aus Holz leben mussten. Ferner weist er darauf hin, dass auch wenn die Nester aus Basalt in Teilen bis heute erhalten sind, die Holznester im Laufe der Zeit verschwunden sind, was die Tatsache unterstreicht, dass „alles vergänglich ist, manches mehr, manches weniger“. Mit Nests of Basalt, Nests of Wood lädt uns die in den USA geborene und in Berlin lebende Künstlerin ein, uns auf ihre Gedanken einzulassen: zur nautischen Imagination, zur Kolonisierung und dem, was davon übrig ist, aber auch zu Begriffen wie Zerfall und Erhalt, die den von ihr dargestellten Räumen eigen sind: ein Friedhof mit Gräbern ohne Inschriften und eine Quarantäne-Insel.

© Courtesy of Clara Jo, Ausbild aus seinem Videowerk „Nests of Basalt, Nests of Wood“

Diese Videoarbeit enthüllt zudem einen gewissen geschichtlichen Blick auf Epidemien, der sich von der traditionell eher kolonial gefärbten Sichtweise unterscheidet. Die Künstlerin untersucht in ihrer Arbeit den Zusammenhang zwischen der Ausbreitung von durch Wasser übertragenen Krankheiten und Handelswegen, welche die kolonialen Routen geprägt haben. Zudem wurden beide Komponenten stark von den Monsunwinden beeinflusst. Diese Arbeit reiht sich ein in die zuvor von Clara Jo geschaffenen Werke, darunter vor allem ihr Video De Anima (2022). Darin untersucht sie, wie verschiedene wirtschaftliche, metabolische, rassistische und geschlechtsspezifische Systeme, die in das globale Gesundheitssystem eingebettet sind – während der COVID-19-Krise wurde dies besonders deutlich -, die Angst vor einer Kontamination durch die nichtmenschliche Welt vorantreiben. Im weiteren Sinne unterstreichen die beiden Videos unsere Fähigkeit, die traumatischsten Momente der Geschichte zu vergessen.

Mit Nests of Basalt, Nests of Wood schafft Clara Jo eine Ode gegen das Vergessen, eine Hommage an die Geheimnisse, die im Wasser verborgen sind und nun an die Ufer gespült werden, an die Geheimnisse in den Rissen der Insel, in die sich die Vögel flüchten, wenn der Himmel sich trübt. Sie vermischt Archivmaterial, wissenschaftliche Fakten und existierende Mythen und beschreitet einen Weg, auf dem spekulatives Erzählen nicht die Lücken einer verzerrten Kolonialgeschichte füllen soll, sondern vielmehr betonen, dass diese Lücken existieren, und so zu versuchen, die „Spur“ verschwiegener Geschichten „zurückzuverfolgen[5] „.

Das Ende des Videos erinnert an das Auge eines Wirbelsturms, an diesen ruhigen Moment inmitten des Sturms, ähnlich dem Moment des Gedenkens, den die Künstlerin in ihrem Werk zum Thema macht. Dieser Moment, der ein Vorzeichen für neue, kommende Unruhen ist, ist alles andere als ein Selbstzweck, sondern vielmehr eine Mahnung für die Zukunft: „Es wird Stürme und Tornados geben“.

Sarah Lolley

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Das Reise- und Forschungsstipendium ist eine Initiative des BDAP und ein vom DFJW (Deutsch-Französisches Jugendwerk) gefördertes Projekt.

 

[*] Ausschnitt aus Nests of Basalt, Nests of Wood von Clara Jo, Videoinstallation 4K, Stereo-Sound, 24’59”, 2023

[2] In der Ausstellung unterstreicht John Njenga Karugia das koloniale Erbe des Begriffs „Indischer Ozean“ und regt die Verwendung des Begriffs „Afrasisches Meer“ an, was er wie folgt begründet: „Jede Gemeinschaft hatte ihren eigenen Namen für diese ozeanische Wassermasse. […] Die Verwendung des Begriffs „Indischer Ozean“ als analytisches Mittel ist verwirrend und verhindert zahlreiche Fragen, die mit dem Kosmopolitismus dieser ozeanischen Räume zusammenhängen. Auch zwingt sie geografischen Regionen, die ihre eigenen Ethnien und Nationen haben, eine „indische“ ethnische und nationale Identität auf. Die Bezeichnung „Indischer Ozean“ beschränkt uns zudem auf die Küste, d. h. auf die Schnittstellen, an denen das Meer und das Land aufeinandertreffen. Der Begriff „Afrasisches Meer“ hingegen eröffnet Möglichkeiten des Nachdenkens über die zahlreichen Dynamiken, die Afrika und Asien miteinander verbinden, ohne sich nur auf die Küste zu beschränken.“

[3] Einleitungstext zur Ausstellung

[4] Während der Cholera-Pandemie in den 1850er Jahren, der Malaria-Pandemie in den 1860er Jahren und während der Beulenpest zu Beginn der 1900er Jahre wurde Flat Island zu einer wichtigen Quarantäne-Insel der Region. Um die restliche Bevölkerung zu schützen, wurden die Kranken, überwiegend Zwangsarbeiter*innen oder ehemalige Zwangsarbeiter*innen, freie Reisende und Mauritier*innen auf diese Insel gebracht.

[5] E. Boehmer, A. Mondal, “Networks and Traces”, Wasafiri, n°27, 2012, S. 31.

 

kuratorischer Auftrag Transmediale – Jade Barget

Das Festival transmediale bietet neue Perspektiven auf die Entwicklung von Technologien und lädt ein zum Nachdenken darüber, wie diese Technologien unsere postdigitalen Gesellschaften verändern. Als freiberufliche Kuratorin beschäftige ich mich mit den Bildschirmkulturen und der Kultur der bewegten Bilder, insbesondere mit dem Einfluss der Medienentwicklung auf unsere Subjektivität, unser Gedächtnis und unsere Geschichte. Durch das Programm Jeune Commissaire wurde ich regelrecht in diese spekulative Betrachtungswelt der transmediale hineingeschleudert und fand mich mitten in der Konzeptionsphase des Festivals 2021-22 wieder. Diese Erfahrung hat mich zum Nachdenken über kuratorische Diskursformen angeregt und mich dazu gebracht, die Probleme meiner Forschungsarbeit auf technische Weise anzugehen und sie auf unsere computerisierte Welt zu übertragen. It’s a match.

Von Oktober 2021 bis Februar 2022 habe ich aus der Ferne das Symposium This is Not Anarchy, This is Chaos vorbereitet und war zweimal, im November und im Februar, für die Produktion des Festivals direkt vor Ort.

Das zweitägige Symposium fand im Haus der Kulturen der Welt statt und umfasste Performance-Kunst, Filmvorführungen, Lesungen und Diskussionen zwischen Denkerinnen und Denkern. Das Symposium war als Binge-Watching-Veranstaltung (Serienmarathon) konzipiert und thematisierte das Konzept der Verweigerung – ihre möglichen Formen, ihr Potenzial und ihre Grenzen.

Der erste Tag war der Frage gewidmet, wie Algorithmen in unserem postfaktischen Zeitalter Begehren, Fantasie und Glauben erzeugen. Das Symposium regte ebenfalls zum Nachdenken über die „atomisierende“ Kraft von Algorithmen an, darüber, wie diese Formen der Kollektivität auslöschen können. Die eingeladenen Denkerinnen und Denker beschäftigten sich mit den Möglichkeiten und Grenzen der Verweigerung in diesem von Algorithmen gesteuerten computerisierten Kontext. Zu den Gästen zählten: Adam Bobbette, Antonia Hernández, Bassam El Baroni, Bassem Saad, Che Applewhaite, Distributed Cognition Cooperative (Anna Engelhardt, Sasha Shestakova), Donal Lally, Imani Jaqueline Brown, Laura Cugusi, MELT (Ren Loren Britton & Isabel Paehr), Nishant Shah, Paolo Gerbaudo, Robert Gerard Pietrusko, Phanuel Antwi, Sabine Gruffat, Xenia Chiaramonte, Zach Blas.

Am zweiten Tag ging es bei dem Symposium um Strategien der Verweigerung angesichts von Schulden und Knappheit. Es wurden Taktiken der Flucht, des Kompromisses und der Spekulation untersucht, wobei folgende Redner zu Wort kamen: Ahmed Isamaldin, AM Kanngieser, Bahar Noorizadeh, Byung-Chul Han, Cindy Kaiying Lin, Dele Adeyemo, Elaine Gan, Elsa Brès, Gary Zhexi Zhang, Jack Halberstam, Magda Tyżlik-Carver, Mary Maggic, Maya Indira Ganesh, Max Haiven, Olúfẹ́mi O. Táíwò, Patricia Domínguez und Nicole L’Huillier, Samir Bhowmik, Timothée Parrique.

Heute, im Juni 2022, vier Monate nach dem Ende des Symposiums, beeinflussen einige Beiträge noch immer meine Gedanken, insbesondere die Lesungen von Olúfẹ́mi O. Táíwò und Phanuel Antwi. O. Táíwò analysiert Krisen, wie die ökologische Krise, als etwas in ein planetarisches Verteilungssystem eingebettetes, das durch den Rassenimperialismus etabliert wurde, der wiederum auf Kolonialismus und Sklaverei aufgebaut ist. Diese Ordnung oder dieses Verteilungssystem ermöglicht die Anhäufung von Reichtum, Wissen oder Forschungskapazitäten im Norden und von Giftmüll, Armut und Gewalt im Süden. Seiner Meinung nach ist eine Wiederherstellung des Gleichgewichts nur durch die Entwicklung eines neuen globalen Verteilungssystems möglich.

Phanuel Antwi hingegen weigert sich, den Traum als passive Aktivität zu betrachten. Er spricht vom antikolonialen Traum, der, insbesondere wenn er ein mit anderen geteilter Traum ist, eine Kraft erzeugen kann, um Kämpfe zu organisieren und die Welt zu verändern.

Am Ende des Symposiums verabschiedeten wir uns, aber die Trennung war nur von kurzer Dauer: zwei Monate, um genau zu sein. Heute lebe ich zwischen Berlin und Paris und arbeite an der Ausgabe 2023 des Festivals.

#Throwbackto Jeunes Commissaires

Le Bureau des Arts plastiques startet seine neue Serie #Throwbackto auf Instagram und auf seiner Website. In Form von kurzen Interviews lassen wir ehemalige Gewinnerinnen und Gewinner des Programms Jeunes Commissaires zu Wort kommen. Dies ist eine Gelegenheit, den beruflichen Werdegang und die neuesten Aktivitäten der ehemaligen Teilnehmer des Programms (wieder) zu entdecken.

Teilnehmer*innen:

Agnès Violeau

Céline Poulin

Karima Boudou

Tristan Deschamps

Diane Turquety

Marianne Derrien

Sophie Lapalu

 


Agnès Violeau

 

Mein Name ist Agnès Violeau. Ich bin Kuratorin und Schriftstellerin (1976, Paris). In meiner Arbeit beschäftige ich mich mit der Ausstellung als Phänomenologie. Gemeinsam mit Mark Bembekoff, Céline Poulin, lornce Ostende und Karima Boudou wurde ich 2015 – 2016 von JC im Rahmen von In Extenso eingeladen, die Performance im Kontext des öffentlichen Raums zu erforschen. An der Seite von Christian Jankowski und Léa Gauthier konzentrierte ich mich auf den Begriff der Interpretation. Die letzte von uns kuratierte Ausstellung „A space is a space is a space“ im DAZ im Jahr 2016 war ein In-situ-Projekt im öffentlichen Raum, aber auch ein Online- und redaktionelles Projekt, das auf die Inszenierung von Kontext, Vergänglichkeit und Narration abzielte. Als performative Inszenierung konzipiert, wurden Komponenten der Ausstellung auch auf Papier, auf Objekten und im Internet, in Form einer räumlichen und zeitlichen Erfahrung, präsentiert.

Was gibt es Neues seit Jeunes Commissaires?

Derzeit bin ich Kuratorin und Verantwortliche für Ausstellungen und Publikationen an der Kulturstätte 49 Nord 6 Est – Frac Lorraine sowie freie Kuratorin. Zudem habe ich in Paris und Shanghai Kuratieren und Ästhetik unterrichtet. Nach Beendigung der Gruppenausstellung ‚The Real Show‘ – einem vom französischen Zentrum für zeitgenössische Kunst CAC Bretigny (mit Céline Poulin) geleiteten Copyleft-Konzept, an dem auch das CAC und der FRAC sowie die Sandwich-Galerie in Bukarest, LCCA Riga und PLATO, Ostrava, beteiligt waren – bereite ich eine Ausstellung im FRAC Lorraine mit den immateriellen Werken dessen Sammlung vor, da diese bis März 2023 wegen Inventarisierung vor Ort verbleiben müssen. Die Ausstellung wird das zweite Leben eines Werkes und den gemeinsamen Werkstoff der Objekte herausstellen. Die Besucher*innen werden dazu angeregt, die Ausstellung mitzugestalten, da sie selbst deren wichtigster Bestandteil sein werden.

Was wäre Dein Traum-Projekt?

Ich hatte die Freude, mit Sandwich Bukarest ein Finalistenprojekt für den rumänischen Pavillon auf der letzten Biennale in Venedig mitzugestalten, und würde diese Erfahrung sehr gerne wiederholen. Das Projekt sollte Überlegungen zur Zerstörung von Kunstwerken anregen; ein Thema, das nicht nur ein Schlüsselelement meiner Arbeit ist, sondern angesichts der aktuellen Weltkriegslage auch eine reale Bedrohung darstellt. Ich würde gerne eine Biennale zu Themen wie der Dematerialisierung und Meta-Situationen als Orte der Individuation veranstalten. Ich hoffe, in fünf Jahren mit Künstler*innen und Autor*innen aus anderen Kunstrichtungen an neuen Formen und anregenden Ideen arbeiten zu können, die mich mit Leben erfüllen.

‚Language is a skin‘ an der 49 Nord 6 Est – Frac Lorraine, eine Einzelausstellung von Hanne Lippard (Zusammentreffen im KW in Berlin im Jahr 2015 nach einem Treffen mit den Jeunes Commissaires im DAZ), die 2021 im FRAC gezeigt wurde. Die Ausstellung, die nach dem Prinzip eines Videospiels oder eines Buches konzipiert ist, in dem Sie selbst der Held sind, eröffnet einen reflexiven wie physischen Raum der Individuation durch eine Reihe von Ton- und Textwerken, die unsere geplante Obsoleszenz hinterfragen. Hanne Lippard (1984, Großbritannien, lebt und arbeitet in Berlin) nutzt ihre Stimme als Material für Installationen, Texte und Klangstücke, die sich mit dem gesellschaftlichen Gebrauch und der Dominanz der weiblichen Stimme befassen. Die Ausstellung spiegelt ihre Arbeit mit dem Metaversum wider, in dem wir uns bewegen, und bietet einen Raum für freie Meinungsäußerung als Alternative zum digitalen Patriarchat.

Mit freundlicher Genehmigung der Künstlerin und FRAC Lorraine, Fotos: Fred Dott.

‚Wax Figures‘, eine persönliche Ausstellung von Delphine Balley, die 2021 im MAC Lyon gezeigt wurde. Ich wurde 2019 gemeinsam mit einer mir bis dahin unbekannten Künstlerin von Matthieu Lelièvre als Mitkuratorin eingeladen. Die zwei Jahre Covid wurden so zu einer Gelegenheit, ein Projekt vor Ort mit der Künstlerin zu entwickeln, für die es die erste institutionelle Einzelausstellung war. Die Ausstellung wurde als eine Inszenierung unserer eigenen Vergänglichkeit konzipiert. Der gesamte Parcours, bestehend aus Videos, Fotografien und zum ersten Mal auch Skulpturen, wurde durch die Besucher*innen und ihre Bewegung durch das Museum lebendig und damit zu einem Zeittheater mit Räumen, Korridoren und Vorhängen.

Mit freundlicher Genehmigung der Künstlerin und MAC Lyon, Fotos: Blaise Adilon


Céline Poulin

Three questions for… Céline Poulin - Exberliner

Inwiefern hat Deine Teilnahme an Jeunes Commissaires Deine aktuelle Tätigkeit beeinflusst?

Das ist lustig, denn ich habe Agnes Violeau – mit der ich jetzt gemeinsam eine Ausstellung im Zentrum für zeitgenössische Kunst CAC Brétigny kuratiere – vor sieben Jahren mit JC kennengelernt, und wir haben dieses wunderbare Projekt „A SPACE IS A SPACE IS A SPACE“ mit J.-P. Flavien verwirklicht. Als ich 2016 das CAC Brétigny wiedereröffnete, haben Flavien und ich uns ein neues Konzept dieser Verbindung von Ausstellungs- und Internetraum ausgedacht, um an das Thema des fließenden Übergangs zwischen privatem und öffentlichem Raum anzuknüpfen (JUMP). Agnès gehörte natürlich zu unseren Gästen!

Woran arbeitest Du gerade?

Derzeit präsentiere ich „The Real Show“ im CAC Brétigny, wo ich seit 2016 als Direktorin tätig bin. Agnès Violeau und ich leiten gemeinsam diese Show, die den Mechanismen der zunehmenden und sinkenden Popularität und ihrer Darstellungen auf den Grund geht und sie offenlegt. Dieses „Copyleft“-Konzept, an dem mehrere Künstler beteiligt sind, wird an verschiedenen Orten auf der ganzen Welt gezeigt. Die erste Veranstaltung in Brétigny ist der Beginn einer ganzen Reihe von Events, die das Modell von Fernsehserien oder Filmen mit Spin-off, Prequel, Reboot oder Sidequel aufgreifen werden.

Was sind Deine nächsten Projekte?

Ich möchte meine laufende praktische Forschung an der Schnittstelle zwischen zeitgenössischer Kunst und Volksbildung, die sehr eng mit den Arbeiten und Forschungen von Marie Preston verbunden ist, weiter vertiefen. Ich verwirkliche Projekte am CAC Brétigny, wie ELGER mit jungen und brillanten Künstlern (Juliette Beau Denès, Laura Burucoa, Morgane Brien-Hamdane, Pauline Lecerf, Vinciane Mandrin, Zoé Philibert, mit Co-Kuratorin Fanny Lallart), und Ǝcole, ein Raum für Gespräche und Experimente über Praktiken und Wissen in der bildenden Kunst, den ich mit einigen Nutzern des CAC gemeinsam aufbaue.

 

Foto Atelier Kultursommer Vinciane Mandrin Marolles en Hurepoix Freizeitheim 19-07-21
Workshop mit Pauline Lecerf in der Ecole André Malraux in Villiers-sur-Orge. „ELGER“, CAC Brétigny, 2021. Foto: © Louise Ledour.
Ansichten der Ausstellung „JUMP“, Kuratorin: Céline Poulin. CAC Brétigny, 2016. Foto: © Aurélien Mole.
Ansichten der Ausstellung „JUMP“, CAC Brétigny, 2016. Screenshot der Website cacbretigny.com
Inventer l’école, penser la co-création, Marie Preston, Hrsg. Céline Poulin und Marie Preston. Editions Tombolo Presse und CAC Brétigny, 2021. Foto: Aurélien Mole
Hanne Lippard, Anonymities, 2017. Courtesy des Künstlers und von LambdaLambdaLambda Prishtina-Brüssel. Ansicht der Ausstellung „The Real Show“. Kuratoren: Agnès Violeau und Céline Poulin, assistiert von Ariane Guyon. CAC Brétigny, 2022. Foto: Aurélien Mole.Ansicht der Ausstellung „The Real Show“. Kuratorinnen: Agnès Violeau und Céline Poulin, assistiert von Ariane Guyon. CAC Brétigny, 2022. Foto: Aurélien Mole.


Karima Boudou

© Katrina Sorrentino

Inwiefern hat Deine Teilnahme an Jeunes Commissaires Deine aktuelle Tätigkeit beeinflusst?

Die Teilnahme im Jahr 2015 ermöglichte es mir, eine langfristige Arbeit fortzusetzen, die ich bereits 2012 begonnen hatte, als das Institut français in Paris mir damals die Teilnahme am internationalen Kuratorenprogramm im Ausstellungszentrum De Appel in Amsterdam ermöglichte. Dadurch konnte ich in einem internationalen beruflichen Netzwerk aktiv bleiben, durch das mir eine Reihe wichtiger Instrumente zur Verfügung stand. Seitdem habe ich mehrere Eisen im Feuer: So arbeite ich heute als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Hochschule der Künste Bern (HKB), als Kunsthistorikerin und als freie Kuratorin.

Woran arbeitest Du gerade?

Im Rahmen meiner Anstellung an der Hochschule der Künste Bern (HKB) arbeite ich am Institut Praktiken und Theorien der Künste (Forschungsfeld „Auditive Kulturen“) an einem langfristigen Forschungsprojekt mit dem Titel „Kollaborative Ästhetik in der globalen Klangkunst“. Parallel dazu werde ich in Kürze damit beginnen, einen neuen Essay für Trigger, das Magazin des FOMU – Fotomuseum Antwerpen, zu schreiben. Darin wird es um meine Arbeit über das Leben und die Archive des Politikers und Panafrikanisten Mehdi Ben Barka gehen, wobei ich mich sowohl auf die Familienarchive als auch auf meine Arbeit in den Fotoarchiven der Bancroft Library (UC Berkeley, Kalifornien) stützen werde. Nächsten Monat reise ich nach Frankfurt, um an der Städelschule ein Seminar mit dem Titel „Jazz is my religion, and Surrealism is my point“ über den afroamerikanischen Surrealisten Ted Joans abzuhalten! Zudem bin ich Teil eines internationalen Kuratorenteams für das Projekt The Color Curtain and The Promise of Bandung, das in Form einer Ausstellung im Berkeley Art Museum, im Pacific Film Archive (USA) und im Gropius Bau in Berlin gezeigt wird.

Was sind Deine wichtigsten Ziele für die kommenden Jahre?

Mein erstes Ziel ist es, meine Forschungsarbeit mit meinem Team in Bern an der Universität bis September 2025 zu vertiefen und fortzuführen. Mein zweites Ziel ist es, den Wechsel in eine Institution zu schaffen und herauszufinden, unter welchen Bedingungen und in welchem Rahmen ich als Kuratorin in einem Museum in den Bereichen der modernen und zeitgenössischen Kunst arbeiten kann. Ein optimales Szenario für mich wäre, wenn ich gleichzeitig an einer Universität als auch in einem Museum arbeiten könnte, um so Theorie, Forschung, soziale Interaktion mit den Menschen, Kunstgeschichte und Ausstellungspraxis miteinander zu verbinden. Mein drittes, sehr kurzfristiges Ziel ist es, in meinem neuen Haus in Schaerbeek mein Büro mit meinem Privatarchiv und meiner eigenen Bibliothek einzurichten. Ich denke, dass meine Zukunft hier in Belgien liegt und ich regelmäßig nach Bern fahren werde.

1-54 FORUM Let’s Play Something Let’s Play Anything Let’s Play gewidmet Ted Joans (1928-2003) und kuratiert von Karima Boudou, Veranstaltung Jazz Is My Religion, Surrealism is my point of view im Le 18, Marrakesch, 2019. Ted Joans, eine laufende Forschungslinie mit mehreren Iterationen 2019 – 2024. Foto courtesy Le 18 and 1-54 FORUM.

John Digby, Bill Wolak, Joyce Mansour und Ted Joans, mit Arthur Rimbaud. Ted Joans, eine laufende Forschungslinie mit mehreren Iterationen 2019 – 2024. Datum und Herkunft unbekannt.1-54 FORUM Let’s Play Something Let’s Play Anything Let’s Play gewidmet Ted Joans (1928-2003) und kuratiert von Karima Boudou, Veranstaltung Jazz Is My Religion, Surrealism is my point of view im Le 18, Marrakesch, 2019. Ted Joans, eine laufende Forschungslinie mit mehreren Iterationen 2019 – 2024. Foto courtesy Le 18 and 1-54 FORUM.
Niederländischer Zeitungsausschnitt über Ted Joans, aus dem Archiv von Laurens Vancrevel. Ted Joans, eine laufende Forschungslinie mit mehreren Iterationen 2019 – 2024. Foto courtesy Laurens Vancrevel.1-54 FORUM Let’s Play Something Let’s Play Anything Let’s Play gewidmet Ted Joans (1928-2003) und kuratiert von Karima Boudou, Veranstaltung Keepin‘ Words Surreal : hier mit Boniface Mongo-Mboussa, der sich mit dem Leben und Werk des kongolesischen Dichters Tchicaya U Tam’si (1931-1988) und seiner Beteiligung am Surrealismus beschäftigt; und M’barek Bouhchichi, der einen Einblick in seine Arbeit und Forschung um M‘ barek Ben Zida (1925-1973), einen schwarzen Amazigh-Dichter aus Tata im Südosten Marokkos, gibt. Ted Joans, eine fortlaufende Forschungslinie mit mehreren Iterationen 2019 – 2024. Foto © Katrina Sorrentino.Ted Joans bei seiner Performance im „Vingården“ in Kopenhagen. Ted Joans, eine fortlaufende Forschungslinie mit mehreren Iterationen 2019 – 2024. Foto mit freundlicher Genehmigung von Tor Jones.
Das Institut Mehdi Ben Barka – Mémoire Vivante und die SNES – bei einer Veranstaltung zum Gedenken an Ben Barka, 56 Jahre nach der Entführung und Verschleppung des marokkanischen Führers der Dritten Welt. Freitag, 29. Oktober 2021 um 18:00 Uhr Boulevard Saint-Germain vor der Brasserie LIPP. Mehdi Ben Barka (1920-1965), eine fortlaufende Forschungslinie mit mehreren Iterationen 2020 – 2024. Foto von Karima Boudou.
Durchführung von Forschungen über Mehdi Ben Barka in den Archiven des International Institute for Social History (IISH), Februar 2020 in Amsterdam. Mehdi Ben Barka (1920-1965), eine laufende Forschungslinie mit mehreren Iterationen 2020 – 2024. Foto von Karima Boudou.
Veranstaltung BOOKS mit Karima Boudou im Witte de With Center for Contemporary Art, Oktober 2020, Rotterdam. In diesem BOOKS-Programm eröffnet die Kunsthistorikerin und Kuratorin Karima Boudou ihre Forschungen über das bemerkenswerte Leben und Archiv von Mehdi Ben Barka. Mehdi Ben Barka (1920-1965), eine fortlaufende Forschungslinie mit mehreren Iterationen 2020 – 2024.
Bücher von Mehdi Ben Barka aus dem Privatarchiv von Karima Boudou. Mehdi Ben Barka (1920-1965), eine fortlaufende Forschungslinie mit mehreren Iterationen 2020 – 2024.Foto Karima Boudou.
Entwicklung der Forschungslinie im Büro in Schaerbeek – mit Material aus dem Privatarchiv von Karima Boudou. Mehdi Ben Barka (1920-1965), eine laufende Forschungslinie mit mehreren Iterationen 2020 – 2024. Foto Karima Boudou.
Ankündigung für eine Konferenz im Rahmen des Projekts The Color Curtain and The Promise of Bandung, Berkeley Art Museum and Pacific Film Archive and Städelschule, organisiert von Philippe Pirotte, 21. Oktober 2021. Bild mit freundlicher Genehmigung des Berkeley Art Museum und des Pacific Film Archive und der Städelschule.
Bruchstück eines Presseartikels über Mehdi Ben Barka, „Morocco – The Challenger“, veröffentlicht im Time Magazine, September 1959. Foto mit freundlicher Genehmigung des Ben-Barka-Familienarchivs.


Tristan Deschamps

Was gibt es Neues seit Jeunes Commissaires?

Seit meiner Teilnahme am Programm Jeunes Commissaires hatte ich die Gelegenheit, an verschiedenen Ausstellungsprojekten zu arbeiten, allein, aber auch im Rahmen des Projektraums +DEDE, den ich zusammen mit Cristina Ramos und Flavio Degen leite. Und vor allem habe ich meine Radiosendung „The Eggman Gallery Radio Hour“, die ich 2020 mit meinem Freund Sebastian Fuller ins Leben gerufen habe, weiterentwickelt. Ich freue mich sehr, dass wir nun alle zwei Monate auf Cashmere Community Radio in Berlin senden.

Woran arbeitest Du derzeit?

Ich bin gerade aus Bangkok nach Berlin zurückgekehrt, wo ich an meiner Ausstellung „stricte intimité“ gearbeitet habe, die am 26. Februar auf der Bangkok Art Biennale eröffnet wurde. Es ist ein schönes Projekt, eine Gruppenausstellung mit 9 Künstler*innen, die sich aufgrund der Pandemie um zwei Jahre verzögert hat, und ich bin sehr dankbar, dass sie nun endlich gezeigt werden konnte. Dieses Projekt war und ist mir ein wichtiges Anliegen, da ich bestrebt bin, in meiner Arbeit eine dauerhafte Beziehung zur Kunstszene in Südostasien aufzubauen.

Was wäre Dein Traum-Projekt?

Gemeinsam mit Menschen aus verschiedenen Fachgebieten und mit Künstler*innen und anderen Fachleuten, die sich nicht mit zeitgenössischer Kunst beschäftigen, eine Ausstellung zu kuratieren und vor allem genügend Zeit für die Vorbereitung zu haben. Aufgrund meiner anderen Aktivitäten und vor allem meiner Tätigkeit im Ernährungsbereich ist es oft schwierig, die nötige Zeit für die ideale Planung einer Ausstellung aufzubringen.

 

„Stricte intimité“ eine von Tristan Deschamps kuratierte Ausstellung, Bangkok Biennale 2022. Bildnachweis: @beebaa


Diane Turquety

Was gibt es Neues seit Jeunes commissaires?

Ich habe an der Ausstellung „Sismographie des luttes“ mitgearbeitet, die in Dakar, Rabat, New York und Marseille gezeigt wurde. Sie erzählt auf der Grundlage von nichteuropäischen Zeitschriften eine Geschichte über die Emanzipationskämpfe, die im 19. und 20. Jahrhundert ausgetragen wurden. Gemeinsam mit Victorine Grataloup war ich auch Preisträgerin der Ausschreibung für ein kuratorisches Projekt von Mécènes du Sud, Montpellier-Sète. „Aube immédiate, vents tièdes“ brachte 12 zeitgenössische Künstler*innen zusammen, die sich mit dem Post-Exotismus, einem literarischen Werk von Antoine Volodine, beschäftigten, das einen weiteren Beweis dafür liefert, dass Fiktion auch in der Politik ihren Platz hat.

Woran arbeiten Sie gerade?

Ich leite derzeit das Projekt „Partage d’archives du 1er festival culturel de Dakar 1966“. Dieses Projekt wird im Rahmen des interdisziplinären Forschungsprogramms des Sonderforschungsbereichs „Les passés dans le present“ durchgeführt. Es vereint afrikanische und europäische Partner, um die Print-, Radio- und Filmarchive dieses wichtigen Ereignisses in der Geschichte des Panafrikanismus zugänglich zu machen. Es werden digitale Online-Tools entwickelt und wissenschaftliche und kulturelle Veranstaltungen in Paris und Dakar organisiert.

Was sind Ihre nächsten Projekte?

Am 19. Mai beginnt die Biennale in Dakar und ich werde vom 25. bis 27. Mai mit allen Partnern des Projekts „Partage d’archives“ an der Université Cheikh Anta Diop (UCAD) in Dakar sein. Geplant sind ein Studientag, ein interdisziplinäres Seminar, eine Filmreihe in Verbindung mit dem panafrikanischen Filmprogramm „Tigritudes“ (Valérie Osouf und Dyana Gaye) und eine Ausstellung von Fotoarchiven in der Bibliothek der UCAD anlässlich der OFF-Biennale.

Sismographie des luttes, FID / La compagnie, Marseille, Foto Sébastien Arrighi

Aube immédiate, vents tièdes. Dimitri Robert-Rimsky, Foto Elise Ortiou Campion

Dakar Festival 1966, Foto Maya Bracher, Musée d’ethnographie de Neuchâtel
Poster der Veranstaltung Replay! Dakar 66, September 2021, Musée du quai Branly – Jacques Chirac

Biennale OFF Dakar 2022Tigritudes


Marianne Derrien

Könnten Sie uns etwas über Ihre Erfahrungen mit Jeunes Commissaires erzählen?

2019 war ich neben dem Gastkurator Jérôme Cotinet-Alphaize Ko-Kuratorin für die Gruppenausstellung SOME OF US. Als eine Art Fortsetzung einiger meiner eigenen Projekte hatte ich den Wunsch, an einem großen Projekt mitzuwirken, das der französischen Kunstszene und ihrer Verbreitung auf internationaler Ebene gewidmet ist, und zwar insbesondere in Deutschland aufgrund meines deutsch-französischen kulturellen Hintergrunds. Dieser so entstandene Überblick über die französische Szene mit über hundert zeitgenössischen Künstlerinnen zeugte und zeugt auch weiterhin von einem starken Engagement für mehr Geschlechtergerechtigkeit in der zeitgenössischen Kunst.

Was gibt es Neues seit Jeunes Commissaires?

Seit der Präsentation in Deutschland ist SOME OF US zu einer kuratorischen und redaktionellen Plattform geworden, die wir gemeinsam mit Jérôme Cotinet-Alphaize und anderen Kurator*innen und Kunstkritiker*innen weiterentwickelt haben, um uns für die Sichtbarkeit und Verbreitung der Werke zeitgenössischer Künstlerinnen in Frankreich und auf internationaler Ebene einzusetzen. Zu diesem Zweck arbeiten wir aktiv an der Herausgabe einer Anthologie, die zeitgenössischen Künstlerinnen gewidmet ist und 20 Jahre zeitgenössische Kunst in Frankreich beleuchtet. Außerdem bin ich seit 2020 in einer Kuratoren- und Forschungsresidenz im Wonder in Clichy, einem von Künstler*innen selbst verwalteten Ort.

Was sind Ihre Ziele für die kommenden Jahre?

Als Freiberuflerin, Lehrerin und Leiterin eines Vereins ist SOME OF US Teil eines größeren Projekts für mehr Rechte und Gleichheit. Da ich eine integrative Sicht auf das zeitgenössische Schaffen sowohl in seiner Vielfalt als auch in seiner Pluralität habe, ist es mein Wunsch, Arbeits- und Denkwerkzeuge für die zeitgenössische Kunst zu schaffen und zu teilen. Meiner Meinung nach ist diese umfassende Unterstützung für das aufstrebende Kunstschaffen in Frankreich und auf internationaler Ebene wichtig, um sich mit anderen Kurator*innen für offenere, solidarischere und in unserer Zeit verankerte Projekte stark zu machen und viel Nähe zu den Künstler*innen zu schaffen.

 

SOME OF US, an overview on the French art scene, NordArt Kunstwerk Carlshütte, 2019. Bildnachweis : Salim Santa Lucia

Diamants rouillés, une exposition sentimentale, mit Tania Gheerbrant, Youri Johnson, Roy Köhnke, Diego Wery, Le Point Commun, Annecy, 2021, Bildnachweis : Salim Santa Lucia

Transit, Delphine Reist und Laurent Faulon, Le Wonder, 2021,Text für die Ausstellung in Zusammenarbeit mit dem Grafiker Cédric Pierre, Bildnachweis : Salim Santa Lucia

François Dufeil, monografischer Katalog, La Graineterie, Grafik: Cédric Pierre, 2022, Bildnachweis: Cédric Pierre

SOME OF US, Grafik : Huz & Bosshard, 2021

Aëla Maï Cabel, 27ème édition Première, 2021, Centre d’art contemporain Meymac, 2021-2022, Bildnachweis : Aurélien Mole

Lilas Rozé, 27ème édition Première, 2021, Centre d’art contemporain Meymac, 2021-2022, Bildnachweis : Aurélien Mole

Théophile Péris, 27ème édition Première, 2021, Centre d’art contemporain Meymac, 2021-2022, Bildnachweis : Aurélien Mole


Sophie LapaluSophie Lapalu trägt die Maske von Perrine Forest, Doutes, Embed 2019

Inwiefern hat Ihre Teilnahme an Jeunes Commissaires Ihre aktuelle Tätigkeit beeinflusst?

Im Anschluss an den von der Berlin Biennale durchgeführten Workshop arbeitete ich mit verschiedenen Personen zusammen, die ich bei dieser Gelegenheit kennengelernt hatte: Dan Meththananda beispielsweise lud mich ein, zu seinem Buch „Night Shifter“ beizutragen und ich habe meinerseits Rachel Dedman dazu eingeladen, sich an einem Beitrag über die Szene in Beirut für Belle Revue zu beteiligen (ich bin Teil des Redaktionskomitees).

Woran arbeiten Sie derzeit?

Ich betreibe Forschung an der Schnittstelle von intersektionalem Feminismus und Aktionsforschung, insbesondere zum Thema Performance als Raum für den Ausdruck von Minderheiten, in Räumen, die dafür nicht gedacht sind. Ich interessiere mich für die frivolen Taktiken, die Arten von Zweckentfremdungen und Widerständen, die darauf abzielen, sich Räume zu schaffen und das Wort zu ergreifen. Ich veröffentliche Interviews zu diesem Thema auf *DUUU Radio.

Was sind Ihre nächsten Projekte?

Seit 2019 setze ich gemeinsam mit dem Künstler Fabrice Gallis ein etwas verrücktes Projekt um, das darin besteht, Werke an Bord eines 7,6 m langen Segelschiffs zu bringen. Die Künstler*innen definieren die Art und Weise der Aktivierung und Existenz der Werke in Abhängigkeit von den Möglichkeiten, die ihnen ein solcher Kontext bietet. Diesen Sommer werden wir von Cherbourg nach Marseille segeln, diesmal mit den Künstler*innen selbst an Bord! Ich arbeite außerdem an einer Zusammenstellung von Einladungen an die Hochschule ESACM zum Thema intersektionaler Feminismus im Kulturbereich.

Valentine Traverse, Aktivierung von Peinture / Partition, Douarnenez, August 21. 2021

Mahlzeit und Debatte Art et recherche-action, Greylight Project, Bruxelles, 2019

Fabrice Gallis und Sophie Lapalu, Embed, around press, 2021

Flora Moscovici, Festival de l’inattention, Glassbox, Paris, 2016

Ghita Skali, Hotel Cosmos, Clermont Ferrand, 2018

Liv Schulman, Hotel Cosmos, Clermont-Ferrand, 2018 @Mickael Collet

Rachele Borghi, Einladung zum Workshop Art et recherche-action, Fructôse, Dunkerque, 2019 Simon Bergala, Veste de mer, Port Blanc, August, den 9. 2021

Steve Giasson, Festival de l’inattention, Quebec, 2018 @cfo Sophie Lapalu, Street Works, New York, 1969, Presses Universitaires de Vincennes, 2020 Tim Messailler, Festival de l’inattention, Quebec, 2018

Jade Barget — Notes on the Movement of the Flesh, the Mind, and the Sun

Liebe Leser.innen,
der folgende Beitrag ist nur in originalen Sprachen (English und Französisch) verfügbar.

Jade Barget is a young french curator selected in 2020 for the travel and research grant in Germany. She shares with us her explorations during her stay in Berlin and Frankfurt am Main in an essay entitled „Notes on the Movement of the Flesh, the Mind, and the Sun“ (2020).

 

Opening

Berlin dances through dusk and dawn; it is a city where the night stretches and expands and where the movements of bodies sculpt time. There, I wanted to study the role of dance and choreography in contemporary visual art and curatorial practices, and to reflect on the potential of thinking through dance. The Young Curator programme from the Institut Français has allowed me to do so.

Born of my fascination for the forces and limits of moving images, this project dives into how artists, by means of embodied practices, work with and against the representational logics of images. On the edge of vision, through dance and choreography, the artists that I met investigated affective, physical, and spiritual realms.

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Liberty Adrien: Berlin Art Week 2020

Liberty Adrien, in Berlin und in Paris arbeitende Kuratorin, hat für uns ihre persönlichen Empfehlungen für die Berlin Art Week 2020 zusammengestellt:

Foto: Nils Müller

Es ist wieder Art Week in Berlin, und zwar in einem ganz besonderen Klima. Angesichts der in den letzten Monaten veröffentlichten Studien und Zeugnissen gibt es keinen Zweifel an der in der Kunstwelt fortbestehenden strukturellen geschlechtsspezifischen und ethnischen Diskriminierung. Als Besucher*innen haben wir eine soziale Verantwortung, der wir uns bewusst sein müssen. Unser Schweigen wie unsere kritische Positionierung gegenüber diesen Ungleichheiten in der Repräsentation haben Einfluss auf die kuratorischen Ansätze von Institutionen, Galerien etc. und die Art und Weise, wie sie damit umgehen. Wir müssen die Angebote, die unsere Bildung wie unser Weltverständnis prägen, infrage stellen und analysieren und für eine wirkliche kulturelle Gleichheit und Vielfalt einstehen. Weiterlesen

POINT DE VUE

Wir freuen uns sehr, dass Tristan Deschamps (*1992 in Beuvry) gemeinsam mit uns an einer Videoreihe zur französischen Kunstszene in Berlin arbeitet und über unsere Webseite Einblicke in seine Arbeitsprozesse geben wird. Zu den einzelnen Drehterminen wird er hier auf der Webseite tagebuchartig Notizen verfassen.

24.08.2020: Claude Eigan

© Tristan Deschamps

Montag, 24. August. Heute fand der letzte Drehtermin im Rahmen von „Point de vue“ in einem mir vertrauten Atelier statt, dem von Claude Eigan. Es liegt an der Seestraße in Wedding, nicht weit von von Daniela Macé-Rossiters Atelier. Wir haben uns intensiv über zukünftige Projekte, zwei Einzelausstellungen und eine Biennale 2021 in Athen ausgestauscht. Diese schönen Momente des Austausches mit der Kamera festzuhalten wird uns fehlen…!

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Nikola Dietrich teilt ihre Eindrücke von Paris mit uns

Dieses Jahr wurde Nikola Dietrich, Direktorin des Kölnischen Kunstverein, gemeinsam mit 14 weiteren internationalen Kurator*innen zum FOCUS-Programm während der FIAC nach Paris eingeladen. Nun teilt sie mit uns ihre Erfahrungen während des Aufenthalts in der französischen Hauptstadt. 

(c) Nikola Dietrich

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Berlin Art Week vom 13. bis zum 17. September 2017

Empfehlungen von Valérie Chartrain, freie Kuratorin in Berlin

Nadira Husain, Milky Way, Tempera auf Ikat-Stoff, 204 × 138 cm, Courtesy die Künstlerin

Nadira Husain, Milky Way, Tempera auf Ikat-Stoff, 204 × 138 cm, Courtesy die Künstlerin

Ich gebe zu, ich freue mich über die alljährliche Wiederkehr der Berlin Art Week, die nun bereits in ihr sechstes Jahr geht. Es gibt nur wenig andere europäische Hauptstädte, die sich so intensiv den diversen künstlerischen Richtungen – Tanz, Musik, Theater usw. – widmet. Die Berlin Art Week steht eine Woche lang für eine Stadt im Rhythmus der zeitgenössischen Kunst. Dieses Jahr macht die traditionelle Messe abc, neben Positions, der neuen Art Berlin Platz. Und dieses neue Berlin zieht mich sogar noch mehr an.

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Fünf Ausstellungstipps in Paris diese Sommer

Die Empfehlungen von Lynhan Balatbat, Kuratorin in SAVVY Contemporary Berlin

Lynhan Balatbat

Allen voran sei erwähnt, dass sechs Tage in einer Metropole wie Paris nicht annähernd Zeit genug sind, um einen umfassenden Einblick in die vielfältige und vielschichtige Kunst- und Kulturszene zu erlangen. Im Rahmen des dichten Programms der FOCUS bildenden Kunst Woche von Institut français (Einladung von internationalen Kuratoren) wurden sehr spannende und zukunftsweisende Projekte präsentiert. Hier eine kurze Zusammenfassung meiner persönlichen Favoriten:

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Thibaut de Ruyters Tipps zum berliner „Gallery Weekend 2017“

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Das „Gallery Weekend“ Berlin ist in den letzten zwölf Jahren zu einem wahren Kunst-Highlight und einer interessanten Alternative zu den traditionellen Messen zeitgenössischer Kunst geworden. Für die deutsche Hauptstadt, der es nie wirklich gelungen ist, ihren Platz in der Welt der bedeutenden internationalen Kunstmessen zu finden, ist die Tatsache, dass über 50 Galerien sich für ein Wochenende (28.-30. April 2017) zusammenschließen, um ihre Ausstellungen zu präsentieren und gemeinsam den künstlerischen Reichtum dieser Stadt zu feiern, eine wunderbare Alternative.

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IN EXTENSO – Boiler Room

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Das Kuratieren im Zeitalter von Nomadismus und Dematerialisierung

Fondation d’entreprise Ricard, Paris
Montag 13. April 2015 14:30 – 18:00 Uhr
Freier Eintritt

Die Fondation d’entreprise Ricard lädt am 13. April das interdisziplinäre Projekt  In Extenso ein. Vom Bureau des arts plastiques et de l’architecture und dem Deutschen Architektur Zentrum (DAZ) auf den Weg gebracht,  gibt das Projekt  in seiner zweiten Phase den Kuratorinnen Agnès Violeau, Karima Boudou und Céline Poulin die Möglichkeit gemeinsam mit den geladenen Referenten und dem Publikum die aktuellen Praktiken des Kuratierens zu erforschen.

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ZEHN SEHENSWERTE AUSSTELLUNGEN IN FRANKREICH 2015 VON MEHDI BRIT

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Mehdi Brit ist Ausstellungskurator und Kunsthistoriker, Spezialist der Performancekunst und ihrer zeitgenössischen Ausprägungen. Er ist als Chefredakteur der Revue Diapo tätig, arbeitet als mitverantwortlicher Kurator bei der Foire International d’Art Contemporain (In Process), bei Silencio (A Rebours) und für das Festival International d’art de Toulouse (L’Eveil du Printemps).

Er bietet uns eine Auswahl von zehn Ausstellungen, die 2015 keinesfalls zu verpassen sind, an.

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WORKSHOP: PUBLIC SPACE

Workshop In Extenso – Erweitert: Public Space, 27. November 2014 im Deutschen Architektur Zentrum, mit:

– Yildiz Aslandogan, Architektin
– Fabien Bidaut, Architekt
– Alicia Frankovich, Künstlerin
– Judith Lavagna, Kuratorin
– Aude Pariset, Künstlerin
– Joanne Pouzenc, Architektin
– Cailen Pybus, Architekt
– Tanya Ostojic, Künstlerin
– Vanessa Safavi, Künstlerin
– Cathy Larqué, Leiterin des Bureau des arts plastiques
– Matthias Böttger, Kurator im Deutschen Architektur Zentrum

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Marc Bembekoff: Gespräch mit Renaud Auguste-Dormeuil

Collage: Renaud Auguste-Dormeuil, Sans Titre

Collage: Renaud Auguste-Dormeuil, Sans Titre

In seiner postkonzeptuellen künstlerischen Arbeit hinterfragt Renaud  Auguste-Dormeuil die  Paradoxien von Bildern  und  dekonstruiert durch  Medien  vermittelte Stereotypen. Unablässig stellt  er die mediale Bildproduktion und  die unterschwellig transportierten politischen Inhalte  in Frage. Weiterlesen

In Extenso – Erweitert: Public space

Im Rahmen des Projekts In Extenso – Erweitert hat die Kuratorin Céline Poulin den Künstler Jean-Pascal Flavien und der Architekt Markus Miessen zu einer öffentlichen Diskussion am Y-Table des Deutsches Architektur Zentrum eingeladen, um das Thema „Public Space“ zu besprechen.

Céline Poulin © Jana Nowack

Céline Poulin © Jana Nowack

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ARTE CREATIVE – INTERVIEW MIT CÉLINE POULIN

„Ich interessiere mich für Kunst, die verstört“

In einem Interview mit Arte Creative erzählt Céline Poulin über Ihre Arbeit als Kuratorin und über das Projekt In Extenso – Erweitert.

CelinePoulin_1_CreditMarlenMueller© Marlen Müller

Für das dritte Treffen von In Extenso – Erweitert zum Thema Public Space, lädt Céline Poulin am 27. November den Architekt Markus Miessen und den Künstler Jean-Pascal Flavien an den Y-Tisch des DAZ. Gemeinsam werden sie sich den Fragen nähern, welche Wechselwirkung besteht zwischen dem Kunstwerk oder der Architektur und der Vielzahl an Stimmen, die den öffentlichen Raum konstruieren? Wie beeinflusst diese sprachliche Ebene die Beziehung zwischen Künstler, Architekt und der mitwirkenden Öffentlichkeit?  Und welchen Einfluss hat er auf die Akteure selbst?

 

In Extenso – Erweitert #3: öffentliche Diskussion am Donnerstag, 27. November um 19 Uhr

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Im Rahmen von “In Extenso – Erweitert” spricht die Kuratorin Céline Poulin am Y-Table im DAZ mit dem Künstler Jean-Pascal Flavien und dem Architekten Markus Miessen, deren Arbeiten sich an der Grenze von Kunst und Architektur bewegen, über die Zusammenhänge zwischen Sprache und der Konstitution von Raum. Welche Wechselwirkung besteht zwischen dem Kunstwerk oder der Architektur und der Vielzahl an Stimmen, die den öffentlichen Raum konstruieren? Wie beeinflusst dieser diskursive Kontext die Beziehung zwischen Künstler, Architekt und der mitwirkenden Öffentlichkeit? Und welchen Einfluss hat er auf die Akteure selbst?

Künstlerische Leitung: Marc Bembekoff (Freier Kurator), Matthias Böttger (DAZ), Cathy Larqué (Bureau des arts plastiques, Institut français)

Workshop: Social Context

David Hammons, Shoe Tree, 1981

David Hammons, Shoe Tree, 1981

Workshop In Extenso – Erweitert : Sozialer Kontext, 25. September 2014 im Deutschen Architektur Zentrum, mit:

– Karima Boudou, Kuratorin
– Jörg Stollmann, Architekt und Professor
– Bani Abidi, Künstlerin
– Cathy Larqué, Leiterin des Bureau des arts plastiques
– Matthias Böttger, Kurator im Deutschen Architektur Zentrum

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Acht Tipps zur FIAC 2014 von Mouna Mekouar

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Am 23. Oktober öffnet die Kunstmesse FIAC in Paris. Zwischen der Eröffnung der Fondation Louis Vuitton und des Musée Picasso, wird diese Woche reich  an künstlerischen Entdeckungen sein. Mouna Mekouar ist Doktorantin im Bereich Kunstgeschichte und Kuratorin beim Palais de Tokyo seit 2012. Sie hat als Kuratorin an der Vorbereitung der Ausstellung „Formes Simples“ teilgenommen, die bis November im Centre Pompidou-Metz stattfindet. Für Jeunes Commissaires,  verrät Mouna Mekouar acht Tipps zur FIAC.

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Zehn Ausstellungstipps zum europäischen Monat der Fotografie von Sabine Weier

Sabine Weier

Sabine Weier ist freie Autorin und Kuratorin. Während des 6. Europäischen Monats der Fotografie zeigt das Polnische Institut Berlin die von ihr kuratierte Ausstellung „Stocznia/Shipyard“  mit Arbeiten des Dokumentarfotografen Michał Szlaga. Insgesamt 130 Fotografie-Ausstellungen sind zwischen dem 16. Oktober und dem 16. November 2014 in Berlin zu sehen. Für Jeunes Commissaires hat Sabine Weier zehn Tipps zusammengestellt.

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In Extenso – Erweitert: SOZIALER KONTEXT

Im Rahmen des Projekts In Extenso – Erweitert hat die Kuratorin Karima Boudou den Künstler Jimmie Durham und die Architektin Laurence Kimmel zu einer öffentlichen Diskussion am Y-Table des Deutsches Architektur Zentrum eingeladen, um das Thema „Social context“ zu besprechen.

© Gerhard Haug

Karima Boudou  © Gerhard Haug

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Arte Creative: Interview mit Karima Boudou

„Neue Kuratoren braucht das Land Neue Kuratoren braucht das Land: Das deutsch-französische Programm fördert den Nachwuchs“

In einem Interview mit ARTE Creative erzählt Karima Boudou über ihre Arbeit als Kuratorin und über das Projekt In Extenso – Erweitert.

© Marlen Müller

© Marlen Müller

Für das zweite Treffen von In Extenso – Erweitert zum Thema Social Context, lädt Karima Boudou am 25. September den Künstler, Dichter und Schriftsteller Jimmie Durham und die Architektin Laurence Kimmel an den Y-Tisch des DAZ. Gemeinsam werden sie sich den Fragen nähern, wie soziale und politische Prozesse unsere Beziehung zur Umwelt definieren, wie Ästhetik und Architektur darauf reagieren können und wie dies die Idee von uns selbst beeinflusst.

Young Curators Workshop – 8. Berlin Biennale

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Zum fünften Mal lud die Berlin Biennale für zeitgenössische Kunst junge Kuratorinnen und Kuratoren zu einem Workshop ein, um Ideen auszutauschen und Fragen des kuratorischen Diskurses wie auch der kuratorischen Praxis zu diskutieren.

Unter dem Titel The Exhibition: Metamorphosis of a Concept entwickelt María Inés Rodríguez ein  Programm – ausgehend von der Annahme, dass sich mit den Weltausstellungen im  späten 19. Jahrhundert das Format der Ausstellung als autonomer Entität etabliert hat. In diesem Jahr treffen bei dem zehntätigen Programm dreizehn Jungkuratorinnen und Jungkuratoren aus elf verschiedenen Ländern auf eine Reihe von Gästen, darunter Kuratoren und Kuratorinnen, aber auch Experten aus anderen Disziplinen.

Jeunes Commissaires ermöglichte die Teilnahme der französischen Jungkuratorinnen  Mélanie Mermod und Barbara Sirieix  am Young Curators Workshop der 8. Berlin Biennale.

Interview mit Agnès Violeau

Heute startet „In Extenso – Erweitert“: Die Kuratorin Agnès Violeau wird sich gemeinsam mit der Autorin und Philosophin Léa Gauthier sowie dem Künstler Christian Jankowski dem Thema „Performance“ nähern. In Vorbereitung auf die Diskussionsrunde am Y-table des Deutschen Architektur Zentrums DAZ haben wir mit Agnès ein Interview geführt, das nicht nur Einblicke in ihre Definition von Performance und ihr kuratorisches Selbstverständnis gibt: Weiterlesen

Zehn Ausstellungstipps für 2014 von Julienne Lorz und Anna Schneider

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Julienne Lorz und Anna Schneider arbeiten derzeit am  neuen Ausstellungsformat  Capsule Exhibitions  im Haus der Kunst. Die Künstler Mohamed Bourouissa und Tilo Schulz  werden diese im Oktober 2014 mit je einer konzentrierten Präsentation eröffnen. Die Capsule Exhibitions zeigen junge, internationale Positionen mit jeweils neuen Arbeiten.

Wir freuen uns, dass sie ihre Ausstellungstipps mit uns teilen.

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Marlène Perronet © Frank Kleinbach

Interview mit Marlène Perronet

Du hast ein Jahr an der Akademie Schloss Solitude Stuttgart im Rahmen einer Kunstkoordinationsresidenz, die vom Programm Jeunes Commissaires des Institut français unterstützt wird, verbracht. Was konntest Du aus dieser Erfahrung mitnehmen?
Die Momente, die ich mit den Residenten und dem Team der Akademie Schloss Solitude geteilt habe, haben mir gewaltig viel gegeben. Die Zusammenarbeit mit ihnen hat meine Kenntnisse im Bereich Management internationaler Projekte erweitert.

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Zehn Paris Tipps zur Fiac von Anissa Touati und Maud Lourau

Anissa Touati Maud Lourau

Am 23. Oktober öffnet die Kunstmesse Fiac in Paris. Museen, Kunstvereine, Projekträume und Stiftungen zeigen jetzt die Höhepunkte aus ihrem Jahresprogramm.  Drei Pariser Kuratoren nennen für JEUNES COMMISSAIRES ihre zehn Top-Ausstellungen und Locations während der Kunstwoche: Der zweite Teil mit Tipps von Maud Lourau und Anissa Touati. Weiterlesen

Fiac 23. – 27.10.2013, PARIS

Vom 23. bis zum 27. Oktober öffnet die Kunstmesse Fiac in Paris ihre Pforten. Museen, Kunstvereine, Projekträume und Stiftungen zeigen parallel dazu die Höhepunkte aus ihrem Jahresprogramm. Für JEUNES COMMISSAIRES haben drei Pariser Kuratoren ihre zehn Top-Ausstellungen und Locations verraten: Maud Lourau und Anissa Touati sowie Marc Bembekoff.

 

Zehn Paris-Tipps von Marc Bembekoff zur Fiac

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Am 23. Oktober öffnet die Kunstmesse Fiac in Paris. Museen, Kunstvereine, Projekträume und Stiftungen zeigen jetzt die Höhepunkte aus ihrem Jahresprogramm. Drei Pariser Kuratoren nennen ihre zehn Top-Ausstellungen und Locations während der Kunstwoche. Heute ist das der freie Kurator Marc Bembekoff. Weiterlesen

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Interview mit Jeanne Dreyfus-Daboussy

Was für Erwartungen haben Sie an den Workshop „Jeunes Commissaires“ in dieser Woche?
Mir geht es um Begegnungen. Ich nutze den Workshop, um die Berliner Kunstszene zu entdecken und mich von ihrer Dynamik anstecken zu lassen und mich in einer offenen Reflexion über Ausstellungsfragen auszutauschen.

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Interview mit Shanaynay

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The Institut français / Bureau des Arts plastiques, partner of this year’s abc art berlin contemporary, enables the participation of French project spaces in the context of JEUNES COMMISSAIRES. Invited by abc director, Maike Cruse, the collective Shanaynay will curate a program spanning 15 project spaces, including the French Treize and Bétonsalon at UPCOMING EXHIBITIONS – a temporary format, which will reflect on its own terms of exhibiting, to be presented at abc. Read the interview with them by Cathy Larqué:
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Interview mit Anaëlle Pirat-Taluy

Wie hat Ihre Ausbildung als Künstlerin Ihre berufliche Laufbahn beeinflusst?
Während meines Studiums der Bildenden Künste habe ich fast keine Werke geschaffen. Meine Diplomprüfung bestand aus einer Konferenz mit Dokumenten zu nie realisierten Arbeiten. Ich habe mich als Kunstkritikerin präsentiert und habe über meine künstlerische Arbeit gesprochen, als wäre es die eines anderen.

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Interview mit Karima Boudou

An welchem Punkt Ihrer Laufbahn kam der Gedanke an „Konservierung“ auf?
Ich habe ein klassisches Studium der Kunstgeschichte absolviert. Während meines Masters in Konservierung, in Rennes, begegnete mir dann dieses Vokabular, also in einem sehr akademischen Umfeld.

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Unsere Stickerbögen sind angekommen!

Ab morgen könnt ihr auf der abc art berlin contemporary damit zum JEUNE COMMISSAIRE werden! Außerdem liegen die Flyer auch im KW Institute for Contemporary Art, dem n.b.k. Neuer Berliner Kunstverein, der Bibliothekswohnung, bei Archive Books sowie im Hamburger Bahnhof  und der Neuen Nationalgalerie aus.

Interview mit Fabienne Bideaud

„Curating is the new criticism“?
Ich würde eher sagen, dass Kuratieren eine neue Form des Ausdrucks und des Experimentierens ist, mit der man viele Ideen beeinflussen kann. Wir müssen jedoch aufpassen, wie wir diese dann verwenden. Weiterlesen

Interview mit Arlène Berceliot Courtin

Wenn man das Wort „Kuratieren“ im Sinne des englischen „to care“ versteht, worum kümmern Sie sich dann im Moment?
Ich kümmere mich in erster Linie um die Künstler. Für mich besteht die Aufgabe des Kurators / der Kuratorin vor allem darin, Sorge zu tragen. Konkret bedeutet das viele Gespräche und anschließend die Umsetzung des Gesagten. D.h. dafür zu sorgen, dass man das richtige Format findet, damit die Ideen des Künstlers Form annehmen können.

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Was ist eigentlich ein Kurator? Commissaire ou curateur? Am I a curator?

Nicht nur, dass wir uns diese und andere Fragen stellen, auch und vor allem interessiert uns: Wer steckt heutzutage eigentlich dahinter – hinter der Bezeichnung „Kurator“. Wer sind die „Curators“, die gegenwärtig den Diskurs des Kuratorischen bestimmen? Wie bringen sie ihr Wirken in der internationalen Kunstwelt zum Ausdruck.
Herzlich Willkommen im Journal von JEUNES COMMISSAIRES – einem Programm des Institut français / Bureau des arts plastiques, welches in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut und dem französischen Ministerium für Kultur und Kommunikation, neue Wege der Unterstützung für junge Kuratoren in Deutschland und Frankreich einschlägt. Weiterlesen